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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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Irrkru. Und ein ganzes Leben wurde Haibe älter dabei.
    »Wir wollten erreichen, daß Lykos' Frau den kleinen Wirrkon freigibt«, schloß Lele, »aber es war unmöglich, sie dazu zu bringen, diese Moria fürchtet sich vor Lykos noch mehr als wir, Grund genug wird sie haben, und Naki, als sie hörte, wie ihr Sohn vor Hunger brüllte, ich habe noch versucht sie davon abzubringen, aber sie hat nicht an sich gedacht, nur an ihren Sohn, sie hat Lykos' Frau angefleht, sie als Magd aufzunehmen, damit sie für Wirrkon sorgen kann. Und hat den heiligsten aller Eide geschworen, daß sie nicht mit ihm fliehen wird.«
    »Du meinst – den heiligsten Eid?« flüsterte Haibe. Lele, blaß, nickte.
    Am Bach, als ich mir die Hände gewaschen habe, da habe ich es doch gewußt: Ich werde Naki verlieren.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    »Ich verstehe dein Entsetzen«, sagte Irrkru. »Du wolltest Naki in eure neue Heimat holen, und nun –
    Aber hast du nicht daran gedacht, daß sie vielleicht selbst bleiben möchte? Es geht ihr jetzt gut hier. Sie sorgt für Wirrkon und für das Töchterchen von Moria, und sie hat nichts mehr auszustehen, Moria ist ihr so dankbar, und auch Morias Schwester, die am Hof nach dem Rechten sieht, solange Moria krank ist, hält sehr viel von Naki und wird nicht zulassen, daß jemand Naki schlecht behandelt.
    Heute abend – Naki schien richtig glücklich!«
    »Heute abend? Du hast sie heute abend gesehen?!« rief Haibe.
    Irrkru nickte. Seine Narbe durchflutete Rot.
    »Heute! Morgen!« erregte Lele sich. »Jetzt ist sie glücklich – aber was ist, wenn Lykos aus dem Krieg zurückkehrt?! Wer sagt uns, was dieser Bestie dann wieder einfällt?!
    Nein, es gibt nur eine wirkliche Rettung für Naki: den Tod von Lykos! Dann ist sie frei, mit Wirrkon zu gehen, wohin sie will, oder mit ihm zu bleiben, wo sie will! Dann ist sie in Sicherheit, hier bei uns oder bei Haibe in der neuen Heimat!
    Täglich bete ich, daß der Bernsteinbär Lykos tötet!«
    »Der Bernsteinbär?« stammelte Haibe.
    »Natürlich! Hast du etwa noch nicht von ihm gehört?! Er ist doch der Anführer der Krieger aus deiner Heimat! Ein wahrer Riese soll er sein, stärker als drei Männer gemeinsam, und ein Krieger, vor dem selbst die Wolfskrieger zittern!
    Der König hat Lykos auf ihn angesetzt. Irrkru hat davon erfahren, Irrkru hat seine Ohren überall, nicht wahr, Bruder?
    Lykos soll den Bernsteinbären töten. Aber ich bete, daß es umgekehrt kommt!
    Haibe, was ist denn mit dir, verlierst du die Besinnung, du bist ja ganz weiß!«
    Haibe schüttelte stumm den Kopf, schöpfte tief Atem. Dann erzählte sie ihnen von Ritgo.
    »Ritgo! Du bist die Schwester des Bernsteinbären!« rief Irrkru so laut, daß Kori erwachte. »Du weißt, wo er ist, du gehst wieder zu ihm, du sprichst ihn? Du mußt ihm von uns erzählen, ihm Nachricht von uns geben, sag ihm, daß wir viele sind, die nur auf eine Gelegenheit warten, den Söhnen des Himmels die Herrschaft zu entreißen, daß wir immer mehr werden!
    Ich habe es doch geahnt, als ich dich sah: Du bringst uns die ersehnte Wende. Doch als du die Losung nicht kanntest, da war ich enttäuscht. Und nun bist du die Schwester des Bernsteinbären!«
    »Eine Losung? Ich verstehe nicht ganz«, murmelte Haibe. Zuviel auf einmal, das kann kein Mensch fassen.
    »Wir knüpfen ein Netz gegen die Herren«, sagte Irrkru. »Und um uns gegenseitig zu erkennen, verwenden wir eine Losung. Erinnerst du dich, daß ich dich nach den Kranichen gefragt habe? Wenn du geantwortet hättest, daß sie diesen Herbst nach Norden ziehen, hätte ich gewußt, daß du eine von uns bist.«
    »Wir müssen vorsichtig sein«, erklärte Daire. »Im Untergrund arbeiten. Denn für offenen Widerstand sind uns die Hände gebunden. Sie haben unsere Söhne und jungen Brüder als Geiseln.«
    »Aber wenn wir uns mit dem Bernsteinbären verbünden könnten, dann sähe es ganz anders aus!« erhitzte sich Lele. »Wir könnten Erkundigungen einziehen, Nachrichten übermitteln, Fallen stellen, Pläne erarbeiten, Hinterhalte vorbereiten. Und der Bernsteinbär mit seinen Männern könnte die Anschläge ausführen. So, daß unmißverständlich klar ist, daß wir es nicht waren. Daß die Wolfskrieger keinen Grund haben, sich an uns und den Jungen zu rächen!«
    Irrkru faßte Haibes Hände. »Sag ihm das! Richte deinem Bruder aus, daß wir auf ihn warten! Daß wir ihn unterstützen werden! Ihm Waffen, Verstecke, Nahrung, Nachrichten verschaffen werden, alles, was er

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