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Die Göttin im Stein

Titel: Die Göttin im Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Beyerlein
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auf den Mund.
    Mit der Zunge schob er ihre Lippen auseinander, sie spürte den fordernden Druck, gehorsam öffnete sie den Mund, gehorsam nahm sie die Zähne auseinander, ließ ihn ein, gehorsam überließ sie ihre Zungenspitze der herrischen Liebkosung, gehorsam saugte sie an seiner Zunge.
    Seine Hand fuhr an ihre Brust, über ihren Körper hinunter bis zu ihrem Knie, noch immer küßte er sie, noch immer ergab sie sich, er schob ihr den Rock in die Höhe, seine Hand glitt zwischen ihre Schenkel, gehorsam nahm sie die Beine auseinander, öffnete sie weit, hielt still, er faßte in ihren Schoß.
    Er beendete den Kuß, zog seine Hand zurück, richtete sich auf, strich ihr zärtlich über die Wange und lachte leise. Dann stand er auf und ging hinaus.
    Eine Woge heißer Übelkeit stieg in ihr hoch. Sie rang nach Luft. Fuhr sich mit beiden Händen an den Mund. Versuchte die Berührung wegzuwischen.
    Klebrig spürte sie seine Zunge auf der ihren. Klebrig spürte sie seine Hand zwischen ihren Beinen.
    Da hörte sie Tante Mulai, höhnisch: »Das war's dann wohl!«
    Naki zuckte zusammen, wie kam die Tante hierher, sie sah sich um, da war niemand, sie war allein im Raum, aber diese Stimme, war da, laut, klar und sehr bitter: »Jetzt hast du klein beigegeben! Jetzt hat er dich da, wo er dich haben wollte!«
    Naki preßte die Hände an die Ohren. Krümmte sich zusammen und erbrach bittere Galle.
    Noch immer nieselte der unaufhörliche Herbstregen von einem verhangenen Himmel.
    Lykos zügelte das Pferd. Es blieb stehen und schüttelte die Mähne. Wassertropfen stoben Lykos ins Gesicht.
    Die Erde war naß und schwer. Dennoch ließ er die Erdarbeiten verrichten: Das Grab seines Vaters mußte zum mächtigen Hügel aufgeschüttet und mit Pfosten verziert werden, und trockenes Wetter könnte den ersten Frost bringen. Im übrigen tat es diesen aufsässigen Bauersleuten nur gut, wenn sie wieder einmal die Hand ihres Herrn spürten. Und für Naki galt das gleiche.
    Durch den Regenschleier prüfte Lykos den Fortschritt der Arbeiten. Der Graben war zu einem vollkommenen Kreis ausgehoben und die hölzerne Grabkammer in der Mitte dieses Kreises errichtet und mit dem ausgehobenen Erdreich abgedichtet – die Kammer, in welcher Nuerkop auf geweihtem, durch Pflug und Feuer gereinigtem Boden ruhte, umgeben von Waffen, wertvoller Kleidung und Bechern mit Met. Nun galt es, einen breiten Hügel aus Sand und Erde darüber aufzuschütten, einen Hügel, der den ganzen durch den Graben vorgezeichneten Kreis ausfüllte, damit er weithin sichtbar Zeugnis von der Bedeutung des Toten und dem Ansehen seiner Familie ablegte.
    Das fehlende Erdreich mußte von weit her angekarrt werden, um den Boden in der Nähe des Grabes nicht zu verletzen. Die Bauern hinter dem Schwarzmoor hatte Lykos dazu verpflichtet, mit Ochsenkarren Sand, Steine, Humus und Heideplaggen herbeizuschaffen. Ihre Frauen und Kinder hatten beim Entladen und Verteilen zu helfen. Und Naki.
    Dort drüben schleppte sie eine Rückentrage auf die Höhe des Hügels, bückte sich, ließ die Erde aus dem Korb gleiten, stieg den Hügel wieder hinab, kehrte zum Karren zurück und griff nach der Schaufel.
    Lykos beobachtete sie: Blaß und schmal sah sie aus. Sie hatte gehungert und lange kein Licht gesehen. Viel länger als erwartet hatte er sie im Verschlag lassen müssen, ehe ihr Widerstand ganz gebrochen war.
    Woher sie die Kraft gehabt hatte, das so lange auszuhalten?
    Wäre es doch zu vermeiden gewesen!
    Als Knabe hatte er seinen Vater dafür gehaßt, daß dieser so hart zu Kugeni gewesen war. Nun hatte er selbst Naki nicht besser behandelt.
    Er preßte die Zähne aufeinander. Damals hatte er noch nicht geahnt, was es hieß, ein Herr zu sein. Ein Herr durfte nicht einfach seinem Gefühl folgen. Ein Herr durfte sich nicht zum Gespött machen lassen.
    Es war ihm nichts anderes übriggeblieben, als Naki zu zähmen.
    Und er hatte sie gezähmt. Nun war sie fügsam wie ein Lamm.
    Er mußte sie nicht mehr fesseln, wenn sie am Mahlstein arbeitete. Er mußte sie nicht mehr fesseln, wenn er sie in sein Bett holte. Sie wehrte sich nicht mehr gegen seine Liebe. Willig richtete sie sich nach seinen Wünschen.
    Noch einmal würde sie nicht zu fliehen versuchen. Und wenn doch?!
    Er wußte, daß er sie dann töten müßte.
    Und er wußte auch, daß selbst ihr Tod nicht sühnen könnte, was ihre neuerliche Flucht bedeuten würde: ein nicht wieder-gutzumachender Angriff auf die Ordnung.
    Gab es nicht doch noch

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