Die göttliche Komödie (German Edition)
niederdringe
Und der zum rande gegenüber fahre
Und zwischen ihnen stand das volk im ringe..
Wol unterschied ich ihre blonden haare
Doch für ihr antlitz ward mein auge trübe
Da kraft nicht reicht für das zu wunderbare.
FEGEFEUER ● VIII. GESANG ● 1–36.
MORGENTRAUM
Es war die stunde wo ihr lied der klage
Die schwalbe sendet nach dem morgenlichte
Wol zum gedächtnis ihrer ersten plage ●
Wo unser geist befreiter vom gewichte
Des fleisches schweift und minder ist umgeben
Von denken ● göttlich fast durch die gesichte.
Da sah im traum ich einen adler schweben
Am himmel hin mit goldenem gefieder
Die schwingen weit als flög er abwärts eben.
Mir schien er sähe auf die lande nieder
Wo einst die seinen liess der schöne Schenke
Geraubt zum dienst der höchsten rates-glieder.
Ich fragte mich ob dieser vogel schwenke
Nur hier nach seinem brauch und andre stelle
Verschmähe wo er seine krallen senke.
Dann schien mir dass er kurz im kreise schnelle
Und schrecklich wie ein blitz die lüfte spleisse
Und aufwärts mich entführe in die helle ●
Dass er und ich in Einem brande gleisse..
Und also sengte eingebildet feuer
Dass es bewirkte dass der schlaf zerreisse.
FEGEFEUER ● IX. GESANG ● 13–33.
DER KAISER TRAJAN
Geschildert fand ich dort die hohe stärke
Des Römer-fürsten dessen grosse plane
Gregor bewogen zu dem grossen werke.
Ich rede hier vom kaiser ● vom Trajane..
Und eine witwe griff in seine zäume
Eine von leid und trauer angetane.
Es schien mir dass den platz um ihn umsäume
Ein tross von reitern und die goldnen aare
Zu häupten ihm durchflatterten die räume.
Es schien dass im getrieb das sie umschare
Die ärmste spräche: Herr ● verschaffe räche
Der traurigen! mein sohn liegt auf der bahre.
Er gab zur antwort: Wart mit deiner sache
Bis ich zurück bin. Herr ● sprach sie ● wie eine
Die grosser kummer ungeduldig mache:
Und wenn du nicht rückkehrst?.. So tut das meine ●
Sprach er ● der nach mir kommt. Und sie: Nicht pflege
Der Andern wohltun ● denkst du nicht ans Deine.
Und er: Getrost! bevor ich mich bewege
Ziemt sich dass ich das schuldige werk vollbringe..
Das recht verlangts und mitleid hält mich rege...
Der Eine der nie schaute neue dinge
Bewirkte sichtbar diese Unterhaltung
Uns neu ● weil sie hier unten nie gelinge.
FEGEFEUER ● X. GESANG ● 73–96.
EITELKEIT DES RUHMES
Ich hörte zu ● tief neigend mein gesichte ●
Und einer – nicht der vorher wort gegeben –
Krümmte sich unterm hindernden gewichte.
Er sah mich ● rief mich ● kannte mich soeben.
Mit seinen augen voller mühe wies er
Auf mich der ganz sich duckend ging daneben.
O ● sprach ich ● bist du nicht der Oderiser
Die ehre Gubbios ● ehre jener ziere:
Illuminieren nennens die Pariser?
Bruder ● sprach er ● mehr leuchten die papiere
Von Franco ausgemalt dem Bolognesen ●
Der meinen ruhm ist halb und voll der ihre.
So gnädig war ich wahrlich nicht gewesen
Da ich noch lebte ● voll von hohem mute
Nach jenem vorrang den mein herz erlesen.
Für solchen dünkel zahlt man hier tribute.
Mir müsste noch ein tiefrer abgrund klaffen
Doch sucht ich Gott als wahl noch war fürs gute.
O eitle ruhmsucht in der menschen schaffen!
Wie kurz nur bleibt das grüne auf den spitzen
Auch wenn es stürmische Zeiten nicht entraffen.
Einst glaubte Cimabue zu besitzen
Das feld als maler ● und nun ist im schwange
Giotto ● und jener bleibt im dunkel sitzen.
Ein Guido nahm dem anderen im fange
Den sieg des worts ● und vielleicht wächst der samen
Schon dess der beide jage von der stange.
Der welt gerüchte gingen stets und kamen
Wie windes wehn bald hier- bald dorther blasend ●
Die richtung wechselnd wechseln sie den namen.
FEGEFEUER ● XI. GESANG ● 73–102.
GESICHTE DER SANFTMUT
Da fühlte ich dass ich von einem scheine
Der plötzlichen Verzückung sei durchfahren
Und sah ein gotteshaus mit der gemeine.
Und eine frau mit zärtlichem gebaren
Der mutter kam so redend hergegangen:
›Mein sohn! was bist du so mit uns verfahren?
Ich und dein vater haben voller bangen
Nach dir gesucht.‹ hier endete die stimme
Und was vorher sich zeigte war verhangen.
Drauf eine kam als ob ihr antlitz schwimme
In wasser das der schmerz entpresst der pforte
Wenn einer wird erfasst von grossem grimme.
Sie sprach: Hast du die macht an diesem orte
Dess nam' entfacht bei göttern gross
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