Die göttliche Komödie (German Edition)
gefechte
Und der für alle Weisheit fand die worte:
So strafe Jenes hand der sich erfrechte ●
Der unsre tochter küsste ● Pisistrate! –
Doch schien mir dass der fürst der mild-gerechte
Gelassen antwort gab in klugem rate:
Was täten wir mit dem uns bös-gemuten
Wenn wir den büssten der sich liebend nahte!...
Ich sah dann ganz entbrannt in zornesgluten
Ein volk auf einen jüngling steine zücken
Mit lautem rufe: Bluten muss er ● bluten!
Ich sah ihn vor dem tode schon sich bücken
Der auf ihm lastete ● bis auf die erde...
Doch schlug sein auge stets zum himmel brücken.
Er bat den Herrn in furchtbarer beschwerde
Er möge seinen peinigern verzeihen
Mit einem angesicht dem mitleid werde.
FEGEFEUER ● XV. Gsang ● 85-114.
DER FRIEDENSENGEL
So wie der schlummer wenn mit jähem rucke
Ein licht erschüttert die geschlossnen lider ●
Bevor er ganz erstirbt gebrochen zucke:
So fuhr auch ich aus meinem sinnen wieder
Als wir uns einem starken glanze nahten...
Nie scheint ein gleicher auf die erde nieder.
Ich drehte mich und sah wohin wir traten
Als eine stimme zu mir drang: Hier steige!
Sie liess mich jedes andren plans entraten.
Und meinem wunsche gab sie solche neige
Zu schauen was sich redend zu mir wende
Dass er nicht ruhte bis es sich ihm zeige.
Wie uns die sonne ● unsrer augen blende ●
Durch überhelle deckt ihr angesichte:
So hier – ich war mit meiner kraft zu ende.
›Dies ist ein geist des himmels der die richte
Nach oben gibt ● und bitten lässt er keinen.
Er ist verhüllt von seinem eignen lichte.
Er meint es wie wir mit uns selbst es meinen:
Wer not erblickend bitten erst begehre
Der lege sich böswillig aufs verneinen.
Auf! lenken wir den fuss nach seiner lehre
Und klimmen wir hinan bevor es nachte ●
Dann gehts nicht weiter eh der tag nicht kehre.‹
So sprach zu mir mein führer und er brachte
Mich vor die treppe zu den höheren hügeln.
Als ich den ersten schritt nach oben machte
Da fühlt ich um mich wie geräusch von flügeln
Die mir ums antlitz wehten lispelnd: Selig
Die friedlichen die böses zürnen zügeln.
FEGEFEUER ● XVII. GESANG ● 40-69.
BEISPIELE DER TRäGHEIT ●
DANTES SCHLAF
Ob er geschwiegen ob er fortgefahren
Ich weiss es nicht ● so war er schon verflüchtigt...
Doch dieses hört ich und ich wills bewahren.
Und er der mich zu jedem werke tüchtigt
Sprach: Dreh dich dorthin um und sieh wie herbe
Das paar das jezt erscheint die trägheit züchtigt.
Sie riefen hinter allen her: Erst sterbe
Das volk vor dem die flut einhielt im laufe
Bevor den Jordan schauen darf der erbe!
Und: Dies war bei Anchises' sohn der haufe
Der vor dem end der fahrten kam ins wanken
Damit er leben ohne ruhm sich kaufe!...
Als darauf jene schatten uns entsanken
So weit dass sie vor unsrem aug zerflossen
Ward ich bewegt von weiterem gedanken
Aus dem sich andre vielfache ergossen
Und einer gab so schnell dem andern raum
Dass in der wirre sich die augen schlossen
Und den gedanken wandelt ich zum traum.
FEGEFEUER ● XVIII. GESANG ● 127-145.
DAS BEBEN DES BERGES
Nachdem ihn unser blick verloren hatte
Strebten wir fortzukommen auf dem walle
Soweit als unsre kraft es uns gestatte.
Da fühlte ich so wie ein ding im pralle
Den berg erzittern.. frost hat mich umgeben
Wie einen der zu tode geht befalle.
Gewiss war Delos nicht so stark in beben
Bevor Latona es erkor zur spreite
Als beiden Himmels-lichtern sie gab leben.
Dann fing ein rufen an von jeder seite..
Drum kam der meister auf mich zugegangen
Und sprach: Sei ohne furcht solang ich leite!
›Gloria in excelsis Deo‹ sangen
Sie all – nach dem was in der nähe webte
Aus der für mich der ruf war aufzufangen.
Wir harrten ● so wie starrte und erbebte
Die hirtenschar als erstmals klang DIE weise..
Dann liess das zittern nach und sie verschwebte.
Wir fuhren fort in unsrer heiligen reise..
Ich sah die schatten lagernd an der erde
Zurückgewandt zur alten klageweise.
Nie hat unwissen mit so viel beschwerde
Begierde mir verursacht zu verstehen –
Wenn mein gedächtnis hier nicht irre werde –
Als das in dem ich damals schien zu gehen..
Der eile wegen wagt ich keine frage
Noch könnt ich etwas durch mich selber sehen ●
So schritt ich hin gedankenvoll und zage.
FEGEFEUER ● XX. GESANG ● 124–151.
STATIUS
Der eingeborne durst der sich entlade
Im wasser nur das einst die Samariter
Frau sich von
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