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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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das Äußerste unvermeidlich war, und Mythor hatte die leise Hoffnung, dass Nigomir vielleicht doch klein beigeben werde. Seine Haltung war abwartend.
    Da durchbrachen ferne Geräusche die spannungsgeladene Stille. Sie kamen von Land. Es waren laute, kehlige Schreie wie von Tieren, die von Hufgeklapper begleitet wurden.
    Mythor wandte halb den Kopf, um einen Blick auf die Verursacher des anschwellenden Lärms zu werfen. Aus den Augenwinkeln erkannte er eine Reitergruppe, die über die Dünen preschte, vor dem Meer abschwenkte und dann das Ufer entlangritt.
    Er drehte den Kopf noch weiter herum, um Einzelheiten erkennen zu können. Doch war die wilde Reiterhorde zu weit entfernt. Es waren bloß barbarisch anmutende, zottige Gestalten zu erkennen, die drohend ihre Waffen schwangen und dabei ihre an Tiergekläff gemahnenden Schreie ausstießen. Es schien so, als ob sie mit ihren Rössern in Wettstreit mit der gemächlich dahingleitenden Goldenen Galeere treten wollten.
    Der Anblick lenkte Mythor nur für den Bruchteil eines Atemzugs von der unmittelbaren Gefahr ab. Er hatte das Gefühl, dass seine Gegner diesen Moment der Unachtsamkeit für sich nutzen wollten, und duckte sich blitzschnell ab. Etwas zog dicht über seinem Kopf eine gerade Bahn, und als er ihm nachblickte, erkannte er Nigomirs Würgeschleuder. Der Eisländer hatte sie zweifellos in der Absicht geworfen, ihn damit über Bord zu schleudern.
    Jetzt stand Nigomir mit leeren Händen da. Er ballte sie zu Fäusten. Mythor meinte, in seinem knöchernen Gesicht einen Ausdruck des Bedauerns zu erkennen.
    Mythor konnte sich jedoch nicht weiter mit Nigomir befassen, denn von links hatte sich einer der Angreifer genähert. Dieser stieß mit dem Keulenende seiner Lanze nach ihm, doch Mythor wich dem Schlag mit einem Sprung zur Seite aus. Er wunderte sich selbst, dass ihm das so leicht fiel. Aber schon nach der Attacke des nächsten Angreifers, der er mit dem gleichen Ausweichversuch entging, merkte er, dass die Seelenlosen mühelos zu durchschauen waren. Sie waren zwar ungemein schnell, aber einfallslos und nicht wendig. Sie trugen einer wie der andere ihre Angriffe nach dem gleichen Muster vor: hinhauen und nachsetzen und stur auf den Gegner einstürmen.
    Nachdem Mythor dies erkannt hatte, stellte er sich auf seine Gegner ein. Er wich ihren Hieben aus, ließ sie ins Leere rennen oder schlug ihre Lanzen mit Schwertstreichen zur Seite. Durch die so entstandenen Lücken konnte er stets einer Umzingelung entgehen und den Gegnern in die Rücken fallen.
    Nigomir mischte sich nicht in die Auseinandersetzung ein, sondern stand wie ein unparteiischer Beobachter abseits. Seine dunklen Augen folgten jeder Bewegung Mythors, aber er blieb dabei unbewegt, als gehe ihn das alles nichts an.
    Mythor stand am Mast und wurde von zwei Seelenlosen gleichzeitig bedrängt. Der eine bedrohte ihn mit dem Enterhaken seiner Lanze, der andere schlug mit der Keule nach ihm. Mythor wich hinter den Mast aus, und der Widerhaken schlug mit einem knallenden Geräusch in das versteinerte Holz ein. Die Keule durchschnitt an der Stelle die Luft, an der sich soeben noch sein Kopf befunden hatte. Die Wucht des Schlages hätte seinen Schädel zertrümmern können. Mythor schwang sein Schwert und zerschlug mit einem Hieb den Lanzenschaft. Dann wich er zum Bug aus.
    Drei Angreifer folgten ihm mit vorgehaltenen Hakenlanzen. Doch bevor sie ihn bei den Aufbauten in die Enge treiben konnten, schwang er sich über das Geländer auf die Treppe, die zur Buggalerie hinaufführte.
    Die Angreifer wollten ihm folgen, aber sie waren sich gegenseitig im Weg. Mythor hielt sie mit Kreuzhieben seines Schwertes im Schach. Eine der Lanzen brach, als ein Angreifer mit den Widerhaken nach ihm stoßen wollte. Ein zweiter Angreifer wollte blindlings hinaufstürmen und lief ihm geradewegs ins Schwert. Obwohl ihm die Klinge eine tiefe Wunde geschlagen haben musste, war kein Blut zu sehen.
    Das machte den Kampf noch unheimlicher und auch aussichtsloser. Gegner, die nicht bluteten, konnten wahrscheinlich auch nicht sterben. Zudem spürte Mythor, dass seine Kräfte langsam zu erlahmen drohten. Er musste sich beeilen, um eine Entscheidung herbeizuführen.
    Auf der Buggalerie war er zwar einigermaßen sicher, aber er war auch abgeschnitten. Es gab nur noch eine Möglichkeit, wo Nyala sein konnte. Das war der Laderaum, wo sich auch der Sarg mit Drundyr befand. Die Aussicht, dass sich Nyala in unmittelbarer Nähe des Caer-Priesters

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