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Die goldene Galeere

Die goldene Galeere

Titel: Die goldene Galeere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Vlcek
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er müde.
    »Vielleicht ist das Wunder schon geschehen«, sagte Nyala und blickte zu Mythor. Herzog Krude folgte ihrem Blick und winkte Mythor zu sich. Nachdem der junge Mann der Aufforderung Folge geleistet hatte, hob Herzog Krude mühevoll den verwundeten Arm und griff ihm hinter das rechte Ohr, wo er ihn abtastete. Mythor ließ es ruhig mit sich geschehen.
    Seine tastenden Finger hinter Mythors rechtem Ohr kamen zum Stillstand, und dann zog er die Hand abrupt zurück. Sein trüber Blick klärte sich etwas.
    »In der Tat, er hat dieselbe Narbe, wie sie der Sohn des Kometen haben soll. Und auch sein Aussehen widerspricht nicht der Beschreibung aus der Legende. Aber das allein genügt nicht, um ihn als Auserwählten des Lichtboten auszuweisen. In den Südländern mag es viele junge Männer geben, auf die diese Beschreibung passt. Was sagt er selbst dazu?«
    Mythor erwiderte den Blick des alten Mannes. »Ich habe zum erstenmal von deiner Tochter die Legende über den Sohn des Kometen gehört«, sagte er wahrheitsgetreu. »Ich muss auch zugeben, dass ich mich nie berufen fühlte und nie den Gedanken hegte, dass ich für etwas Höheres bestimmt sein könnte. Und auch jetzt, nachdem ich in der Gruft hinter den Wasserfällen war, bleibt mir eine Offenbarung versagt.«
    »Du warst in der Gruft bei den Wasserfällen von Cythor?« fragte der Herzog.
    »Ja«, antwortete Nyala an Mythors statt. »Er ist der einzige, der lebend zurückgekommen ist. Was für ein deutlicheres Zeichen kann man denn noch verlangen! Für mich steht fest, dass er der Auserwählte ist, dessen Ankunft der Lichtbote dereinst prophezeite.«
    Sie hatte Mythors Arm ergriffen und klammerte sich daran. Er sah sie nur kurz an und wich dann ihren suchenden Augen aus, die voll Hoffnung und Zuversicht waren. Er fühlte sich unbehaglich, denn er spürte nicht die Kraft in sich, ihre Erwartungen erfüllen zu können.
    Wie sollte er als Gefangener an Bord eines Caer-Schiffes und unterwegs zum Inselteil des Tainnianischen Reiches Xanadas Lichtburg erreichen und das Gläserne Schwert finden?
    »Wenn du es bist«, sagte Herzog Krude, »dann vertreibe die Düsternis, die von allen Seiten auf uns eindringt.«
    »Vater, wovon sprichst du?« fragte Nyala besorgt.
    »Seht ihr es nicht?« Der Herzog verdrehte die Augen.
    »Spürt ihr es denn nicht? Die Bedrohung ist greifbar um uns.«
    »Er fiebert«, sagte Nyala und drückte ihren Vater ängstlich an sich. »Er ist auf einmal so kalt und feucht. Sieh nur, Mythor, seine Hände sind ganz klamm, sein Körper steif. Hilf ihm doch, sonst stirbt er.«
    Mythor mochte Nyala seine Hilflosigkeit nicht eingestehen, und so begab er sich an die Seite ihres Vaters und versuchte, ihn durch seine Nähe zu wärmen und seine Glieder durch Massieren zu beleben.
    »Was lauert da im Dunkeln?« fragte Herzog Krude mit entrückter Stimme. »Was kommt da auf uns zu? Es schluckt alles Licht - und jeden Laut. Es ist ein unersättliches, unsichtbares Ungeheuer.«
    »Da ist nichts, Vater«, sagte Nyala. »Du bildest dir alles nur ein.«
    »Das ist keine Einbildung«, sagte da Calcos, der offenbar mitgehört hatte und nun näher rückte. Er warf Mythor einen abschätzenden Blick zu und fuhr fort: »Jetzt ist mir klar, warum Drundyr dich nicht töten wollte. Da du als Kometensohn verehrt wirst, nützt du ihm lebend mehr als tot. Aber gegen die hier wirkenden Kräfte bist du machtlos.«
    »Von welchen Kräften sprichst du?« fragte Mythor.
    »Um uns steht alles still«, sagte Calcos und ließ die Augen rollen. »Die Luft ist schwer zu atmen, das Wasser dicker als Öl, so dass der Bug es nicht teilen kann. Du siehst nur wenige Schritte weit. Der Mast ist über unseren Köpfen wie abgeschnitten. Und die Fackeln flammen, aber sie spenden kein Licht.«
    Da wurde sich auch Mythor des Unheimlichen bewusst.
    Aus Richtung des Bugs erscholl ein Befehl, der hohl klang und wie aus weiter Ferne zu kommen schien: »An die Ruder!«
    *
    Schemenhafte Gestalten geisterten über die schwarzen Schiffsplanken. Von den Ruderbänken kamen verhaltene Stimmen und gedämpfte Geräusche. »Bewegt euch!«
    Eine Peitsche knallte dumpf, und der Lederriemen zuckte an Mythors Kopf vorbei. Dort stand Kapitän Yardin. Seine Gestalt verschmolz beinahe mit dem Nebel. »Erhebt euch und geht um den Mast herum. Immer im Kreise, das erwärmt. Ihr werdet sonst ganz steif, und der Nebel erstickt euch noch. Ich habe schließlich den Auftrag, euch lebend an Land zu bringen. Los, Calcos, zeige

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