Die goldene Göttin
schenken sollte. Die Sterne, so sagte er, bestätigten seine Diagnose, und zwei Tage später gab er ihr ein Amulett, das ihr Erfolg garantieren würde.
Aber die Königin Saegeas war am Hafen unter Seeleuten aufgewachsen. Sie wußte, daß Magie und Prophezeiungen allein wenig bedeuteten. Nur der Meeresgott konnte sie vor den Feuern S’ratrats bewahren. Zu ihm betete sie, daß sie dem König einen lebenden Thronfolger schenken möge.«
»Und?« fragte Fortune.
»Hier stimmt meine eigene Meinung nicht mit dem Glauben der meisten Leute überein, Herr«, sagte Norni. »Vielleicht ist es falsch, aber ich glaube nicht, daß der Meeresgott sie erhörte. Ich weiß nicht, ob sie eine Antwort auf ihre Gebete bekam, aber wenn es so war, dann kam sie von anderswo. Frage mich nicht, von wo, denn ich könnte es dir nicht sagen, Herr. Ich weiß nur, daß von irgendwo ein heiliger Mann kam, der Manu, ein großer und mächtiger Magier, der in die Zukunft blicken konnte. Er trug seltsame Kleider, und auf seinem Kopf war eine leuchtende Krone, die das Auge mit ihrem Glanz blendete. Einige sagen, er sei durch Magie im Garten der Königin erschienen. Die junge Königin schrie, aber er sagte ihr, sie solle sich nicht fürchten, denn er sei gekommen, um ihr zu helfen, und wenn sie seinen Rat befolge, brauche sie die Zukunft nicht zu fürchten.
›Welches ist meine Zukunft?‹ fragte Saegeas.
›Wenn ich sie nicht für dich verändere‹, antwortete Manu, ›wirst du ein totes Kind gebären und im Feuersee umkommen.‹
›Ändere meine Zukunft für mich!‹ bat sie ihn. ›Ich will alles tun, was du verlangst.‹
Der Manu sagte, wenn sie verspreche, seinen Anweisungen zu folgen, wolle er ihr helfen, ein gesundes Kind zu empfangen, das Oranas Thronfolge antreten könne. Sie schwor bei Nodiesop, daß sie ihm gehorchen wolle.
›Wenn das Kind geboren ist‹, sagte Manu, ›wirst du in der Stadt einen Tempel bauen. Du wirst die besten Künstler des Königreichs zusammenrufen und ihnen den Auftrag geben, eine goldene Göttin anzufertigen, die im Tempel aufgestellt werden und Yolarabas heißen soll, die Mutter aller Menschen. Du wirst den Tempel zu Ehren des neuen Lebens errichten, das deinem Leib entspringt, denn deine Kinder werden die ersten einer mächtigen Rasse sein, die die Erde füllen wird. Oranas wird sterben, aber dein erstgeborenes Kind wird das Land regieren, bis ein größerer König kommt, König Kronos, dessen Blut vom Blut der Götter ist, und dessen Kinder wie Götter sein und ewig leben werden.‹«
»Ein schlauer Plan«, sagte Fortune nachdenklich. »Warum für ein Königreich kämpfen, wenn man es mit ein paar Vorbereitungen als Geschenk bekommen kann? Erzähl mir mehr über die goldene Göttin, alte Norni.«
»›Der Tempel der Yolarabas soll zweihundert Räume haben‹«, sagte der Mann zu ihr, »›und du wirst zweihundert junge Frauen auswählen, die dort leben und der Göttin dienen sollen, denn von ihnen wird Kronos’ mächtige Rasse ausgehen.‹«
Fortune nickte. Kronos und Manu waren offensichtlich einer und derselbe. Er konnte sich vorstellen, wie der Mann studiert und gesucht hatte, bis er eine Zeit und einen Ort gefunden hatte, die für eine solche Inbesitznahme reif gewesen war, wie er das Land lange genug inkognito besucht hatte, um die Sprache zu lernen, und dann in der Rolle des Manu erschienen war, um seine eigene triumphale Ankunft Jahre später zu prophezeien. Fortune bezweifelte, daß dieser Vorgang irgend etwas mit dem galaktischen Eroberungsprogramm des Imperiums zu tun hatte. Im Imperium gab es nur für einen wirklichen Herren Platz, und der war Gregor Malik. Ein Imperiumsagent, der gern König sein wollte, mußte sich also einen obskuren, vergessenen Winkel der Zeit aussuchen, wenn sein Vorhaben unentdeckt bleiben sollte.
Dies bedeutete wahrscheinlich, daß das Imperium – jedenfalls aber Kronos – wußte, wo die Zeitgrenze von TERRAS ortsansässigen Agenten lag und daß für die Zeit vor 1800 v. Chr. keine Überwachung existierte. Wenn Kronos die prähistorische Epoche der Erde als persönlichen Schlupfwinkel gebrauchte, was mochte dann Maliks gesamte Organisation mit den jungfräulichen zeitlichen Territorien der siebenundvierzig Planeten der Föderation anfangen? Diese mögliche Bedrohung machte Kronos’ relativ unschuldigen Wunsch, ein König mit einem zweihundertköpfigen Harem zu sein, gleichsam zu einem Schuljungenstreich. Während ein Teil seiner Gedanken mit Möglichkeiten und
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