Die goldene Göttin
Hypothesen spielte, nahm ein anderer Teil die Geschichte der alten Frau auf.
»Königin Saegeas hörte sich alles an, was der Mann sagte, und war sehr erstaunt. Sie verlangte nach einem Zeichen dafür, daß alles so kommen werde, wie er ihr gesagt hatte. Um Mitternacht, erwiderte er, werde ein heller Stern am Himmel erscheinen, um anzuzeigen, daß der Same einer neuen und unsterblichen Rasse in ihrem Leib zu wachsen begonnen habe. ›Fürchte dich nicht‹, sagte er. ›Dein Name wird geehrt sein unter den Menschen, und deine Nachkommen werden der goldenen Göttin dienen und dieses Land zu Glück und Reichtum bringen.‹
Nachdem der Mann gegangen war, berichtete Königin Saegeas alles ihrem Mann und auch dem Gibelnusnu. Zuerst dachten die beiden, sie habe geschlafen und die ganze Geschichte geträumt. Aber in derselben Nacht erschien wirklich ein neuer Stern am Himmel.
Und es erfüllte sich alles so, wie er ihr gesagt hatte. Bald wußte sie, daß sie empfangen hatte, und weil nun die erste der seltsamen Prophezeiungen Wirklichkeit geworden war, fühlte sich die junge Königin beruhigt und zufrieden. Die Wochen wurden Monate, ein volles Jahr verging, und dann ein zweites, und Oranas und Gibelnusnu waren ebenso verwirrt wie die Königin, denn sie konnten das Leben in ihr fühlen, aber noch immer gebar sie nicht. Es heißt, ihre Schwangerschaft habe drei Jahre gedauert, bis sie dem König endlich Zwillinge präsentieren konnte. Es waren zwei Mädchen.«
Hannibal Fortune hatte höflich und etwas gelangweilt zugehört, aber die letzten Informationen gaben ihm wieder zu denken. Er mußte dem Kronos-Dossier zwei Tatsachen und eine beunruhigende Folgerung hinzufügen.
Tatsache eins: Oranas war nicht der Vater der Zwillingsmädchen, ein Punkt, den Königin Saegeas ihrem königlichen Gatten vermutlich verschwiegen hatte.
Tatsache zwei: Kronos’ Heimatplanet war kein Geheimnis mehr, denn nur eine Abart der Gattung Mensch führte in der Verbindung mit erdbewohnenden Menschen eine Schwangerschaftsdauer von drei Jahren herbei; vom Standpunkt eines gewöhnlichen Erdenmenschen aus hatte der »Mann« nicht übertrieben, als er gesagt hatte, König Kronos’ Kinder würden ewig leben.
Beunruhigende Folgerung: TERRAS Informationen über die Rekrutierungspolitik des Imperiums waren möglicherweise lückenhaft oder gar falsch.
»Königin Saegeas hielt ihr Versprechen und ließ einen großen Tempel erbauen. Tausend Männer mußten zehn Jahre lang daran arbeiten. Während dieser Zeit arbeiteten die besten Handwerker des Königreiches an einem großen Ebenbild der goldenen Göttin.
Die zwei kleinen Prinzessinnen wurden kräftig und gesund, obwohl ihre Körper weniger schnell reiften als die anderer Kinder. Oranas war darüber beunruhigt, aber die Königin beschwichtigte ihn, und die Mädchen lernten rasch und gaben zu Befürchtungen keinen Anlaß. Sie sahen einander zum Verwechseln ähnlich, aber ihre Naturen waren so verschieden wie Sonne und Mond.
Als Königin Saegeas’ Töchter fünf Jahre alt waren«, fuhr Norni in ihrer Erzählung fort, »kam aus dem Norden ein wilder Krieger namens Katakan, der sich damit brüstete, daß er eines Tages das Königreich von Nodiesopis beherrschen werde. Er hatte unter den wilden Stämmen der Gebirge viele Anhänger, und auch aus den Dörfern und kleinen Städten folgten ihm viele. So hatte er eine große Armee zusammengebracht. Oranas schickte ihm ein Heer entgegen und lieferte Katakan eine furchtbare Schlacht.
Die Truppen des Königs waren gut ausgebildet, ihre Schwerter und Schilde waren die besten im Land, und sie wurden von einem klugen General geführt, während Katakans Armee aus einfachen Bauern, Hirten und Jägern bestand. Aber der König konnte sehen, daß Katakan ein großer General und ein tapferer Krieger war. Obwohl Oranas zu alt war, um am Kampf teilzunehmen, bestand er darauf, die Schlacht zu beobachten. Er verfolgte Katakans Taktik und bewunderte seine Kühnheit und Klugheit.
Die Schlacht wütete fünf Tage lang, und auf beiden Seiten gab es hohe Verluste. Des Königs General wurde erschlagen, und Oranas übernahm selber den Befehl. Allmählich zwang er Katakan in eine Falle, aus der dieser nicht entkommen konnte. Dann schickte Oranas seinem Gegner eine Botschaft – Kapitulation oder Tod. Der junge Krieger entschied sich für den Kampf bis zum Untergang, aber Oranas machte ihm ein neues Angebot: Frieden zwischen den beiden Armeen, wenn Katakan künftig die Truppen des
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