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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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konnte. Gibelnusnu persönlich präparierte den Leichnam und bettete ihn zur Ruhe, um sodann die Gruft zu versiegeln.
    Viele Jahre später, als Gibelnusnu selber im Sterben lag, rief er die Königin an sein Lager und gestand, daß er derjenige gewesen war, der Ylni das Gift zur Ermordung ihrer Schwester gemischt hatte, daß er es aber nur getan hatte, um ihr Leben zu retten. Statt eines tödlichen Giftes hatte er ein Getränk zubereitet, das sie in eine drei Tage währende Ohnmacht versetzen sollte, und statt den Leichnam in die Gruft zu legen, hatte er das Mädchen heimlich zu ihrem eigenen Großvater gebracht. Llahwen, der Schiffbauer, hatte sie bei sich aufgenommen und wie seine eigene Tochter großgezogen. Die Königin war hocherfreut und ließ sofort nach ihrer vermißten Tochter suchen. Vergebens. Gibelnusnu hatte dem Schiffbauer eine beträchtliche Summe Geldes gegeben, um ihm die Aufzucht seiner Enkelin zu erleichtern, und von diesem Geld hatte Llahwen ein eigenes Schiff ausgerüstet. Bald darauf war er mit seiner Enkelin zu fremden Küsten aufgebrochen, und niemand an der Küste hatte seither von den beiden gehört. Vielleicht hatte der Meeresgott sie zu sich genommen, denn der alte Llahwen war zwar ein ausgezeichneter Schiffbauer gewesen, aber kein besonders guter Seemann.
    Ylni war inzwischen ihrem Vater auf den Thron gefolgt. Sofort deckte sie ein Komplott auf, das Katakan zu ihrem Sturz geschmiedet hatte, und ließ ihn hinrichten. Sie war mittlerweile dreißig Jahre alt, hatte aber das Gesicht und den Körper eines jungen Mädchens, das eben zur Frau heranreift. Sie zweifelte nicht an ihrer Unsterblichkeit, und ihre Verachtung für ihre Untertanen wuchs.
    R’cagn war zum Mann herangewachsen. Mit der vom Vater ererbten Klugheit und der sorgfältigen Ausbildung, die Katakan ihm hatte angedeihen lassen, war er der einzige, der es nach Lage der Dinge mit Ylni aufnehmen konnte. Aber als er ihr eine Verbindung vorschlug, lachte sie ihm ins Gesicht und sagte, sie würde keines Mannes Frau sein, ausgenommen Kronos’, denn er sei der größte König von allen. Die alte Norni allerdings bezweifelte, daß die stolze Ylni wirklich an die weit zurückliegende Prophezeiung glaubte.
    Die Königinmutter Saegeas hatte selber die Ausbildung der Schwesternschaft von Yolarabas auf sich genommen und die Verehrung der goldenen Göttin zu einem Kult mit festgelegten Regeln gemacht. Ihr war es zuzuschreiben, daß die zweihundert Schwestern den Status von Adligen genossen. Und weil die Mädchen der Schwesternschaft ein relativ luxuriöses Leben führten, gab es immer eine Warteliste für die freiwerdenden Plätze. Bald hatten nur noch die schönsten und talentiertesten jungen Mädchen Aussicht auf Aufnahme in den Orden.
    Saegeas war weit über das Alter hinaus, in dem sie selber noch Kinder haben konnte, aber ihre Kinderliebe war grenzenlos. Sie richtete ein Heim ein, wo ältere Schwestern ihren und den Nachwuchs der jüngeren Schwestern aufziehen konnten. Hatte der Manu nicht verheißen, daß aus ihnen Kronos’ mächtige Rasse hervorgehen würde?
    Bald zählte die goldene Göttin mehr Verehrer als selbst Nodiesop, obwohl es immer eine starke Gruppe treuer Anhänger gab, von denen die alte Frau sicher eine der loyalsten war.
    Die grausame und rücksichtslose Ylni regierte viele Jahre, und sie blieb jung und hübsch wie eine Achtzehnjährige, obschon sie sich dem fünfzigsten Lebensjahr näherte. Königinmutter Saegeas war noch am Leben, doch entmutigt vom Versagen der Schwesternschaft, etwas anderes als normale menschliche Nachkommen hervorzubringen, was sie mit einer Rate von annähernd eintausend pro Jahr tat. Aber dann stieg Kronos vom Himmel herab, wie der Manu geweissagt hatte.
    »Er stieg vom Himmel herab?« fragte Fortune. »An diese Weissagung erinnere ich mich nicht.«
    »Herr«, sagte die Alte, »der Manu erschien Saegeas ein zweites Mal, verkleidet als ein Reisender, aber als sie seine Stimme hörte, erkannte Saegeas ihn sofort. ›Ich bin erfreut, daß du meine Anweisungen so gut befolgt hast‹, sagte er ihr. ›Nun wirst du den Leuten auch dies noch sagen: In sechs Tagen, bei Sonnenaufgang, wird der große König Kronos aus dem Himmel über dem Feuersee herabsteigen, um sein Königreich in Besitz zu nehmen. Reichtum und Glück werden jene belohnen, die ihn am Berghang erwarten.‹ Der Manu ging fort, und Saegeas schickte ihre Diener in alle Teile des Königreichs, damit alle Bewohner seine Worte erführen und

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