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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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das Künstler aller Zeiten besonders zu lieben schienen: ein Lächeln, das ein amüsantes Geheimnis andeutet.
    Fortunes Betrachtung wurde von der Ankunft zweier schöner junger Frauen unterbrochen, die gleichzeitig aus verschiedenen Richtungen den Tempel betraten. Beide erboten sich, ihm bei seiner Andacht als Vermittlerinnen zu dienen. Beide trugen Juwelen im Nabel, hatten komplizierte Frisuren mit eingeflochtenen Kupferdrähten und lange bunte Röcke.
    Fortune blickte von einer Schwester zur anderen und verstand auf einmal, warum die Göttin so wenig Schwierigkeiten hatte, Konvertiten zu finden. Und er hatte eine Idee, die seine Suche nach Norni vereinfachen konnte.
    »Liebe Schwestern«, vertraute er sich ihnen an, »Nodiesop hat mich verlassen. Vielleicht wäre ich als Anhänger der Yolarabas besser daran, vielleicht nicht. Könnt ihr mir diesen Tempelbezirk zeigen und mir helfen, meine Gewissenslast zu erleichtern?« Als er merkte, daß sie zögerten, fügte er hastig hinzu: »Ich meine, ihr beide«, und gab jeder von ihnen einen Krono.
    So begann seine Einführung in den Tempel der Yolarabas.
     
    *
     
    »Idioten!« brüllte der oberste Richter. »Ich werde jedem der verantwortlichen Offiziere den Helmbusch abreißen und damit das Feuer anfachen, über dem ich ihn röste! Fangt ihn! In so kurzer Zeit kann er nicht weit gekommen sein.«
    Die versammelten Offiziere hatten R’cagn noch nie so wütend gesehen, und sie wußten, daß er sich nicht mit leeren Drohungen zu begnügen pflegte. Wie es militärischem Brauch entsprach, formulierten sie die Rüge ein wenig um und gaben sie an ihre Untergebenen weiter. Die Suche begann.
    Wieder allein, zwang R’cagn sich zur Ruhe. Es fiel ihm nicht leicht, denn er erinnerte sich noch lebhaft jenes Tages, an dem Ylni ein Dutzend seiner besten Krieger gegen ihren Rivalen Kronos geschickt hatte. Der silbern schimmernde Stab, der sie in Flammen und Asche verwandelt hatte, konnte immer noch auslöschen, für wen der Gottkönig keinen Bedarf mehr hatte.
    Ylni war nicht dumm, das wußte er. Ein verdorbenes, rachsüchtiges, gefährliches Weib. Sie würde ihm die verächtliche Behandlung heute nicht vergessen. Was konnte ihr lieber sein als mit der Nachricht vom Entkommen des Barbaren direkt zu Kronos zu gehen?
     
    *
     
    Aber Ylni dachte nicht daran, zu Kronos zu gehen, denn der König konnte sie immer noch mit einem Wort oder zweien demütigen, und er ließ sich kaum eine Gelegenheit dazu entgehen. Nein, Ylni suchte statt dessen Trost. Sie war sofort zum Tempel gegangen und hatte die Abgeschlossenheit ihrer privaten Räume aufgesucht, wo sie ihren Umhang abwarf und trotzig vor ihren Spiegel trat. Es war der feinste Spiegel im Land, ein nicht geringeres Kunstwerk als die Statue der goldenen Göttin, ein Triumph der Kupferbearbeitung.
    »Er nannte dich alt«, sagte sie zornig, und dann lächelte sie ihr Ebenbild an.
    Der Spiegel reflektierte ihre Makellosigkeit, so getreu er konnte. Von dem polierten Obsidiandreieck an ihrer Stirn bis zu den schwarzbemalten Zehennägeln zeigte ihr Körper kein Anzeichen des Alterns.
    »Du bist schön«, sagte sie und drehte sich langsam vor dem Spiegel.
    »Schöner als alle die anderen«, fügte sie hinzu. »R’cagn ist ein alter Dummkopf.«
    Er ist sieben Jahre jünger als ich, dachte sie. Trotzdem, ein Trottel. Sie wandte sich wieder ganz dem Spiegel zu.
    »Könnte es über Nacht geschehen?« fragte sie ihr stummes Spiegelbild. »Könnte ich morgen aufwachen – alt?«
    Der Spiegel hatte keine Antwort.
     
    *
     
    Auch Kronos hatte Trost nötig. Mehr als drei Stunden waren vergangen, seit Nibormoro losgegangen war, um den gefangenen Barbaren zu verhören, und der Mann hatte sich noch nicht wieder blicken lassen. Gern wäre er selbst gegangen, aber wenn der Gefangene tatsächlich ein Agent TERRAS war, könnte sich eine solche Unbekümmertheit als kostspieliger Fehler erweisen. Schließlich schickte er dem ersten Offizier einen zweiten nach und hinterließ im Palast Nachricht, wo sie ihn erreichen konnten. Dann machte er sich auf den Weg zum königlichen Kinderheim.
    Dies war das Monument, für das sich alle Mühen lohnten. Weder Gregor Malik noch Pohl Tausig konnten auf einen Erfolg wie diesen verweisen. Hier, in diesen Mauern, wuchs die mächtige Rasse heran, die die Welt erben würde. Eintausendvierhundert kräftige und gesunde Kinder und Heranwachsende – gewöhnlichen Menschen so überlegen, daß Vergleiche sinnlos waren.
    Erschrocken und

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