Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
Vom Netzwerk:
man dich töten würde, Herr. Zu viele Gegner standen gegen dich.«
    Er erzählte ihr, was ihm in der Zwischenzeit widerfahren war, ließ wenig aus, vereinfachte aber alle Partien der Geschichte, die technische Erläuterungen erfordert hätten.
    »Das kleine Ding zerbröckelte in meiner Hand«, beendete er seinen Bericht. »Ich merkte kaum noch, daß ich fiel, und als ich wieder zu mir kam, lag ich hier mit dem Kopf in deinem Schoß. Ein wirksames Zeug.«
    Norni nickte. »Es ist die einzige Waffe, die Mitglieder der Schwesternschaft haben dürfen. Sie nennen es flüssigen Schlaf.«
    »Nächstes Mal«, sagte er, »werde ich nicht so dumm sein und so ein Ding auffangen.« Er setzte sich auf und schaute die Tür an. Sie war aus Kiefernholz, und er konnte nicht sehen, wo die Riegel an der Außenseite angebracht waren. Mit dem Schneidbrenner konnte er sie aufbringen, aber das harzige Holz würde brennen und soviel Rauch erzeugen, daß ihnen ein Empfangskomitee auf der anderen Seite sicher wäre. Von seinen fünf restlichen Handgranaten waren zwei mit Gas gefüllt, drei mit Sprengstoff, und eine von diesen konnte die Tür herausblasen. Allerdings nicht geräuschlos. Wenn Ylni draußen einen Wächter postiert hatte, würde die Explosion ihn (oder sie) lange genug kampfunfähig machen, daß die Gefangenen sein Schwert oder wenigstens eine unzerbrochene Kapsel mit flüssigem Schlaf an sich bringen konnten.
    In der Zelle gab es keine Deckungsmöglichkeit. Er schätzte die Entfernungen und den Explosionsdruck. Wenn er Norni in eine Ecke drängte und sie mit seinem eigenen Körper abschirmte, wäre das Risiko erträglich. Er zog eine der Handgranaten unter dem Harnisch hervor und wies Norni an, sich in eine Ecke zu kauern und die Hände fest gegen die Ohren zu pressen.
    »Warum verlangst du das von mir, Herr?«
    »Dieses Ding enthält die Gewalt eines Sturmes. Ich werde es gegen die Tür werfen, und es wird die Tür aufbrechen.«
    »Wird es viel Lärm machen, Herr?«
    »Wie ein Donnerschlag.«
    »Es geht auch leiser«, meinte sie. »Spare den Sturm für ein anderes Mal, Herr.« Sie stand auf, ging zur Tür und öffnete sie.
    »Nicht verschlossen!« rief er verblüfft.
    Sie legte einen Finger an die Lippen. »Du ließest mich meine Geschichte nicht beenden, Herr. Komm – ich will dir zeigen, was ich getan habe.«
     
    *
     
    Jeder der drei Dutzend Diebe hatte gute Rekrutierungsarbeit geleistet. Bei Sonnenuntergang hatten die Menschen sich am Hafen zu sammeln begonnen, und bei Dunkelwerden waren es fast dreitausend, die sich mit Knüppeln, Dolchen und Spießen bewaffnet hatten.
    Die Einteilung dieser ungeordneten Menge in Angriffsformationen war schwieriger als Llandro erwartet hatte, und zuletzt mußte er sich mit einem weniger koordinierten Schlachtplan als dem anfangs entworfenen begnügen. Einem Rat des Meeresgottes folgend, wurde die Menge in zwei Haufen geteilt, von denen der eine gegen die Garnison marschieren und der andere den Tempel stürmen sollte. Anschließend, so versicherte Nodiesop dem zweifelnden Dieb, würden die vereinigten Haufen den Palast erobern, und Llandro bekäme seine Gelegenheit, die Beute an sich zu bringen, die er begehrte.
    Eine kurze Ansprache von Llandro und ein paar Tricks des vermeintlichen Meeresgottes, die als Wunder bestaunt wurden, reichten aus, um die beiden Armeen zu Taten anzufeuern. Webley blieb die Erfahrung nicht erspart, daß es einem aufgeputschten Mob unmöglich ist, unbemerkt durch eine Stadt zu schleichen und den Gegner zu überrumpeln …
     
    *
     
    »Die Schwestern, die dich in die Zelle brachten, wußten anscheinend nicht, daß ich darin war. In ihrem Zorn mußte es auch die Hohepriesterin vergessen haben. Es gibt nur einen solchen Raum im Gebäude. Als sie dich hereinschleppten, Herr, schlüpfte ich unbemerkt hinaus und kam hierher. Ylni war nicht da, und so verbarg ich mich bis zu ihrer Rückkehr hinter diesem Vorhang. Sie starb ohne einen Laut.«
    Während Norni in scheinbar vollkommener Ruhe von ihrer grausigen Tat berichtete, ging Fortune langsam um den Leichnam. Endlich sagte er: »Bist du sicher, daß dies Ylni ist und nicht eine andere?«
    »Herr, wie könnte ich mich irren? Glaubst du, ich erkenne sie nicht, wenn ich sie sehe? Es ist Ylni, glaub mir.«
    Fortune nickte. Sie beobachtete ihn erwartungsvoll. Als er nichts sagte, nahm sie von neuem das Wort.
    »Sie ist tot, Herr. Aber unser Werk ist erst zur Hälfte vollendet, denn die Göttin steht noch immer unberührt

Weitere Kostenlose Bücher