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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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beantworten«, erklärte Fortune. »Sicherlich wird er es erkennen. Aber laß es nicht fallen.«
    Als der Offizier den mysteriösen Stein sorgfältig bestaunte, warf Fortune den walnußgroßen Gegenstand durch die Öffnung vor Nibormoros Füße. Das Ding zerplatzte mit leisem Knall und gab eine brodelnde Wolke frei, die sich rasch ausbreitete und den verdutzten Nibormoro einhüllte. Fortune holte tief Atem und verschloß das Loch in der Tür notdürftig mit beiden Händen, um das Gas am Eindringen zu hindern. Er hörte den Wächter schwer zu Boden fallen.
    Nach zwanzig Sekunden hatte sich das Gas so fein verteilt, daß seine Wirkung nachließ. Nach vierzig Sekunden begann es sich selbst zu neutralisieren. Nach einer Minute war es ganz verschwunden. Fortune hatte sich bereits mit dem Schneidbrenner an die Arbeit gemacht. Die Flamme durchschnitt Eichenplanken und Bronzeriegel wie Butter.
    Nibormoros Helm bedurfte nur einer kleinen Korrektur des Kinnriemens. Fortune nahm ihm noch den Federumhang sowie Schild und Schwert ab, raubte ihm den Geldbeutel und stopfte den Bewußtlosen in die Zelle. Anschließend marschierte er gebückt durch den Gang, stieg die schmale Steintreppe hinauf und schlug forsch gegen die Ausgangstür. Als sie geöffnet wurde, befahl er dem Wächter, niemanden einzulassen, bis Hauptmann Nibormoro das Gefangenenverhör beendet habe. Zum Glück war der Wachhabende nicht derselbe, der ihm das Essen gebracht hatte. Trotzdem reagierte der Wächter mißtrauisch. Er hatte nur einen Offizier hineingehen sehen.
    »Ich kann mich auch nicht an dich erinnern«, sagte Fortune. »Als ich kam, hielt hier ein anderer Wache. Etwas größer war er, und seine Rüstung ließ die Pflege vermissen, die du der deinen angedeihen läßt, wie ich sehe. Hättest du etwas dagegen, wenn ich dich zur Palastwache versetzen ließe?«
    Der junge Soldat nahm stramme Haltung ein und grinste.
    »Dein Name? Ich werde dich nicht vergessen.«
    Der Wächter kam der Aufforderung nur zu gern nach. »Und deiner, Herr?« fragte er.
    »Hauptmann Hannibal. Wo ist die Frauenabteilung?«
     
    *
     
    R’cagns Haß auf die Frauen war ebenso bekannt wie seine Geschicklichkeit, sie zu quälen. Er hätte ungläubig gelächelt, wenn man ihm gesagt hätte, er suche sich an allen Frauen zu rächen, weil eine Frau seinen Vater ermordet und vor vierzig Jahren sein Angebot, sie zu heiraten, hohnvoll abgelehnt hatte. Daß eben diese Frau jetzt zu ihm kam und ihm einen Handel vorschlug, verwunderte ihn nicht wenig, obwohl das gefurchte Leder seiner Gesichtshaut nichts davon zeigte.
    »Was hast du als Gegenleistung zu bieten?« fragte er abrupt. »Eine Serenade deiner Tempelmusikantinnen zum Einschlafen? Oder vielleicht einen besseren Chef als ich jetzt habe?«
    Sie lächelte spröde über seinen Sarkasmus. »Ein Opfer nach deinem Geschmack, R’cagn. Du wirst deine Freude daran haben. Sie ist zu rebellisch, um der Gottheit zu dienen, und im Tempel sind wir natürlich nicht darauf eingerichtet, ihr zu geben, was sie verdient hat.«
    R’cagn machte ein gelangweiltes Gesicht. »Du verwechselst mich mit meinem Scharfrichter, Ylni.«
    »Sie hat drei Wächter getötet«, fügte die Hohepriesterin hinzu.
    R’cagn zuckte die Achseln. »Ich hörte, daß du sie für dich beansprucht hast. Sie gehört dir. Ich kann sie nicht gebrauchen.«
    »Was hast du mit dem Mann vor?« fragte Ylni.
    »Es muß Recht gesprochen werden, wie das Gesetz es verlangt.«
    »Du bist das Gesetz, R’cagn.«
    Er ließ das Kompliment gelten. »Wenn du ihn für dich wolltest …« Er lächelte.
    Zu seinem Erstaunen nahm sie den Köder an. »Ich habe ihn noch nicht gesehen, aber der Gedanke an ihn entflammt mich.«
    »Ich wollte eben sagen, selbst wenn du ihn für dich wolltest, könnte ich nicht darauf eingehen. Ehrlich gesagt, ich bin schockiert. Für so etwas habe ich dich immer für viel zu kalt gehalten. Oder sollte ich sagen, zu alt?«
    Wie durch ein Versehen glitt der rote Umhang von ihren Schultern. R’cagn konnte keinen Makel an ihrer Schönheit entdecken, so sehr er sich bemühte. Wenn die Frau sich in den letzten vierzig Jahren überhaupt verändert hatte, dann nur, um eine bestürzende Weiblichkeit anzunehmen, die ihr als Königin gefehlt hatte. Die Zeit hatte sie reifen lassen, aber keinen Tribut gefordert. R’cagn erkannte, daß er ihre Eitelkeit verletzt hatte. Er lachte voller Geringschätzung.
    »Meine liebe Ylni«, sagte er mit sadistischer Liebenswürdigkeit, »es gibt

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