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Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Maddock
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es zwecklos war, vernünftig mit Männern zu reden, die gerade die Religion für sich entdeckt hatten. Sie waren überzeugt, daß ihr Gott mit ihnen sei, und hatten keinen weiteren Bedarf für göttliche Anleitungen. Llandro ging unverzüglich auf den praktischen Teil des gottgewollten Unternehmens ein.
    »Ttarp, deine Leute gehen bis zu diesem Punkt hier vor und warten dann auf Slengel, bevor sie angreifen. Wenn die erste Brandfackel über das Tor geworfen wird, stürmt ihr vor. Goroll, du schlägst mit deinen Leuten einen Bogen und greifst zum Schein von rückwärts an. Dabei ist es wichtig, daß ihr soviel Lärm wie möglich macht…«
    So ging es weiter, bis jeder genau wußte, was von ihm erwartet wurde. Zuletzt ging Llandro an die Tür und blickte zum Westhimmel. »In einer Stunde«, verkündete er, »wird die Sonne im Feuersee von S’ratrat versinken. Vorwärts, Freunde, zum Hafen!«
    Auch Ylni blickte nach Westen, wo der rauchende Vulkan schwarz vor dem gelbroten Abendhimmel stand. Der Tag war fast dahin, aber sie wünschte ihn sich zurück, denn es gab mehrere Dinge, die sie gern anders getan hätte. Ihr Besuch bei R’cagn war ein Fehler gewesen; es war unnötig gewesen, um einen Mann zu feilschen, der aus eigenem Antrieb zu ihr wollte. Sie hatte nicht nur Zeit verschwendet, sondern auch jeden Vorteil aus der Hand gegeben, den sie R’cagn gegenüber gehabt hatte. Der gerissene Kerl würde sein Wissen um ihre Schwäche nützen, um sie zu demütigen, soviel war gewiß.
    Und der Barbar. Er hatte sie mit seinem unverhofften Auftauchen überrumpelt. In ihrer Verwirrung hatte sie gesagt, was ihrem Herzen am nächsten gelegen hatte. Von seiner Ablehnung verletzt, hatte sie blindlings zurückgeschlagen, mit einer Waffe, die den Zweck hatte, ihre Person vor Angriffen zu schützen. Er war gefallen, ganz und gar nicht wie ein Gott, sondern wie jeder beliebige Mann, der diese Dämpfe einatmete. Angewidert hatte sie ihn fortschaffen lassen.
    Gab es überhaupt keine Götter? War Kronos auch nur ein Mensch? War sie, Ylni… sie wollte nicht darüber nachdenken. Wenigstens Yolarabas war wirklich. Die Hohepriesterin wunderte sich, daß sie die Göttin nicht von Anfang an um Rat gefragt hatte. Vielleicht war es noch nicht zu spät.
    Entschlossen wandte sie sich vom Fenster ab und zog den Vorhang an ihrem Kleiderschrank zurück, um einen warmen Umhang herauszusuchen.
    Das Messer war schnell und scharf. Es drang unter den Rippen ein und durchbohrte aufwärtsstoßend das Herz. Sie starb ohne einen Laut, und bis auf eine kleine Wunde, aus der ein wenig Blut floß, blieb ihre Schönheit unversehrt.
    Ihr Mörder hatte soviel Taktgefühl, die Messerklinge am Vorhang abzuwischen und den Leichnam unbefleckt zu lassen.

 
6
     
    Das Bewußtsein stellte sich zögernd ein. Zuerst war es ein Durcheinander gegensätzlicher Eindrücke – weich, warm, kühl, erfrischend. Sein Gesicht fühlte sich naß an, und seine Zunge schien trocken und geschwollen zu sein. Er versuchte sich in die angenehme Dunkelheit zurückzuretten, aber sie ließ ihn nicht.
    Fortune öffnete die Augen und sah zwei wohlgeformte Brüste unmittelbar über sich. Darüber war Nornis Gesicht. Er blinzelte, versuchte den Kopf zu heben und ließ ihn kraftlos auf ihren Schoß zurückfallen. Der Raum war klein, vielleicht acht Quadratmeter, mit einem kleinen Oberlicht und einer massiven hölzernen Tür. Es gab kein Mobiliar, und so lag er am Boden, den Kopf in Nornis Schoß gebettet. »Wo sind wir?« krächzte er.
    »Es ist eine Arrestzelle«, sagte Norni. »Manchmal werden Mitglieder der Schwesternschaft hierher gebracht, um über ihre Fehler nachzudenken.«
    »Wie lange bin ich hier?« Seine Gedanken wurden klarer, aber seine Zunge schien zum Sprechen immer noch zu dick zu sein.
    »Nicht länger als eine Stunde, Herr. Ich bin erstaunt, daß du dich so rasch erholt hast, Herr.«
    »Das macht die solide Lebensweise«, informierte er sie. »Warum hat die Hohepriesterin dich aus dem Gefängnis genommen?«
    »Vielleicht dachte sie, ich könne ihr nützen. Sie sah mich nur einen Moment an, dann ließ sie mich hier einsperren.«
    »Sie hat dein Gesicht«, sagte Fortune.
    Norni lächelte. »Das hat man mir erzählt. Ich kann es nicht wissen, Herr.«
    Natürlich nicht. Selbst Ylnis Spiegel, ohne Zweifel der beste im Königreich, war voller Verzerrungen.
    »Dann war sie es, die dich vergiftete«, sagte das Mädchen, nachdem sie seine Bemerkung verdaut hatte. »Ich fürchtete, daß

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