Die goldene Königin
müsse oder dass ich sie verführt hätte.«
»Dies ist in der Tat ein Männerberuf«, räumte Marguerite ein, »Ihr müsst sehr mutig sein, um ihn auszuüben.«
Sie seufzte und wandte sich an Blanche.
»Was machen wir mit diesen Mönchen?«
»Wir können sie nicht einfach umkommen lassen. Man sollte sie auf andere Weise bestrafen. Ich meine, dass hundert Peitschenschläge auch mehr als genug Wirkung hätten. Es würde mich wundern, wenn sie danach noch einmal die Lust überkäme.«
»Einer unserer Männer soll sie zurückbringen«, verfügte Marguerite. »Dann sehen wir weiter. Ich gebe allerdings zu, dass diese Flussschifferin ein für sie angemessenes Urteil gefällt hat, denn ihr hätte tatsächlich kein Mann geglaubt.«
Sie betrachtete die Anmut und die Haltung des jungen Mädchens und seufzte erneut. Diese Jungfrau, wenn sie denn noch eine war, sollte sich nicht mit einem Boot schinden, sondern wie eine Dame bei Hofe gekleidet sein. Doch als sie das zufriedene Gesicht der Schifferin und ihre sicheren Bewegungen betrachtete, sagte sie sich, dass sie ihren Beruf womöglich liebte. Ihr ging es einzig darum, dass diese beiden Draufgänger ernsthaft bestraft wurden.
Sie wandte sich an Jean-Baptiste und fragte:
»Kannst du dem jungen Mädchen helfen, zu den Inseln zu rudern, um die beiden Männer zurückzuholen?«
Der Kutscher verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Natürlich konnte er ebenso geschickt ein Boot steuern, wie er eine Kutsche lenkte, aber die Sturmböen und das aufgewühlte Wasser lieÃen ihn zögern. Er musterte die hübsche Gestalt und das liebenswürdige Gesicht der jungen Schifferin, und als würde ihn ihr Anblick ermuntern, nahm er das Risiko schlieÃlich auf sich.
Es dauerte gut zwei Stunden, bis sie die armen Mönche geborgen hatten. Sie schämten sich und schworen, die Lektion verstanden zu haben.
»Wisst Ihr, dass Ihr hundert Peitschenschläge für eine solche Dreistigkeit riskiert?«
Der magerere der beiden senkte den Kopf. Der andere sah Marguerite aus hervortretenden Augen an.
»Es ist, weil dieses Mädchen â¦Â«
»Schluss!«, fiel ihm die Schifferin sogleich ins Wort. »Es ist viel zu leicht zu behaupten, ich habe Euch provoziert.«
»Meine arme Kleine! Ihr habt es gleich gesagt. Wer würde Euch glauben?«, bestätigte Marguerite. »Nun, ich glaube, es ist am besten, wir überlassen diese jämmerlichen Mönche sich selbst. Wenn sie Euch noch einmal zu nahe treten, werde ich es erfahren und die Kirche bitten, sich darum zu kümmern.«
»Aber â¦Â«, wollte die Schifferin widersprechen.
»Ihr steht ab sofort unter meinem Schutz.«
Sie wandte sich an die Mönche.
»Sobald Ihr der jungen Frau Scherereien macht, werde ich es erfahren. Und das nächste Mal werdet Ihr auf dem Schafott hingerichtet. Das versichert Euch die Duchesse dâAlençon. Habt Ihr mich verstanden?«
Die beiden Mönche sahen bekümmert drein und dachten nur noch an ihre Flucht. Wortlos machten sie sich so schnell wie möglich über die StraÃe davon, die langsam unter den Fluten verschwand.
»Nun, Demoiselle«, sagte Marguerite lächelnd, »seid nicht traurig, und geht Eurer Arbeit nach. Und wenn Ihr Schwierigkeiten habt, findet Ihr mich in nächster Zeit auf Château dâAmboise. Jetzt lasst uns so schnell wie möglich zurückkehren. Das Wetter verschlechtert sich zunehmend.«
»Wenn dieser Sturm anhält, erreichen wir Amboise niemals bis heute Abend«, gab Jean-Baptiste zu bedenken.
Er sah rasch zu der Schifferin. Sie befestigte ihre Barke am Ufer, das langsam unter dem Wasser verschwand. Er ging zu ihr und half ihr, das Seil zu vertäuen.
»Tante! Schlafen wir alle in einem groÃen Bett in einem Gasthaus?«, fragte die kleine Charlotte. Sie war aus der Kutsche gestiegen und lief zu Marguerite.
Die junge Frau schloss das Kind zärtlich in die Arme.
»Würdest du gern in einem Gasthaus übernachten?«
Das Kind nickte heftig mit dem Kopf.
»Gehört dir die Barke?«, fragte Charlotte die Schifferin.
»Ja. Aber ich fürchte, dass ich sie erst wieder steuern kann, wenn die Ãberschwemmung vorüber ist. So ist das in unserem Geschäft.«
»Wohnt Ihr weit von hier?«, erkundigte sich Blanche.
»Nein! Von Chaumont aus ist es noch ungefähr eine
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