Die goldene Königin
war, sahen Alix und Arnaude, wie die Männer das Gespann überholten, schnell ein Stück voranritten, sich mitten auf die StraÃe stellten und ihnen den Weg versperrten. Leo musste anhalten.
»Was wollen die?«, murmelte Arnaude, die ihre Sorge nicht länger verbergen konnte.
»Sie wollen, dass der Wagen in den Graben stürzt.«
Plötzlich ritt einer der Männer auf sie zu und schlug mit der Gerte auf Cäsar ein. Böse lächelnd folgte der andere seinem Beispiel. Kräftiger noch als sein Begleiter, der voller Wut Cäsar geiÃelte, löste er die Bügelriemen und peitschte mit voller Wucht auf Hector ein.
Ãngstlich schlugen die Pferde aus, doch Leo blieb keine Zeit, sie zu beruhigen. Um mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen und sich besser verteidigen zu können, musste er vom Kutschbock steigen. Er baute sich vor den beiden Reitern auf, drohte ihnen mit den Fäusten und schleuderte ihnen Beleidigungen entgegen. Seine klaren Augen funkelten in der Farbe eines Gewitterhimmels, und er spannte die Kiefermuskeln an. Kraftvoll entriss er dem Mann den Riemen, der wie ein Besessener auf Hector einschlug, um das Tier in Panik zu versetzen.
Seiner Peitsche beraubt, sprang der Reiter vom Pferd. Sein Gefährte tat es ihm gleich. Leo hielt den Lederriemen fest in der Hand, lieà ihn pfeifend durch die Luft schnellen und erwischte den einen Mann an Stirn und Augen.
»Leo!«, schrie Alix, als sie sah, dass der andere Reiter zum Entsetzen der jungen Frauen plötzlich ein Messer zog.
Der Kutscher wich zurück und überzeugte sich kurz davon, dass er den einen Schurken auÃer Gefecht gesetzt hatte. Der hielt sich mit beiden Händen das Gesicht, durch das sich lange Schmisse zogen, und rieb sich die Augen, die er offenbar nicht öffnen konnte. Währenddessen näherte sich der andere Mann und richtete das Messer auf Leo.
Vorsichtig stieg Alix aus der Kutsche und schlich zu den armen Pferden, die sich in ihrer Panik in das Geschirr legten. Der Mann, der in der einen Hand die Peitsche und in der anderen das Messer hielt, sah sie nicht kommen.
»Lassen Sie die Waffe fallen!«, schrie sie.
Was für ein Risiko sie auf sich nahm, um Leo zu helfen! Sie besaà weder ein Messer noch einen Knüppel oder etwas anderes, um sich zu verteidigen. Doch ihr Schreien rettete den Kutscher, denn der Mann drehte sich um, und das wurde ihm zum Verhängnis. Leo stürzte sich auf ihn, packte ihn an der Gurgel, nutzte das Ãberraschungsmoment und brachte ihn mit einem kräftigen Schlag dazu, das Messer fallen zu lassen.
Nun kämpften beide mit bloÃen Händen, Mann gegen Mann. Angela und Arnaude waren ebenfalls aus der Kutsche gestiegen und standen neben dem Wagen, den die Pferde in ihrer Angst immer weiter zur Seite zogen. Langsam rückten die beiden Frauen von Alix ab, die Leo jedoch auf keinen Fall im Stich lassen wollte.
Es war ein kurzer heftiger Kampf. Die Männer packten einander an der Gurgel und würgten sich. Der Angreifer konnte sich befreien, wich Leos Schlägen aus und schlug seinerseits kräftig zu. Leo erhielt einen harten Stoà in den Bauch und rang einen Augenblick um Atem. Dann fasste er sich, rammte seinem Gegner voller Wucht den Schädel gegen die Brust und warf ihn zu Boden. Der ehemalige Hafenarbeiter aus Gênes hatte das Kämpfen nicht verlernt. Schnell gewann er die Oberhand, doch den Frauen erschien die Zeit dennoch unendlich lang.
Mit blutiger Nase, zahlreichen blauen Flecken, einem schmerzenden Bauch und einer halb ausgerenkten Schulter lieà der Kutscher seinen Gegner auf dem Boden zurück, während der andere Angreifer alle Teufel beschwor, die er nicht mehr sehen konnte.
»Schnell!«, rief Leo, »wir müssen hier weg. Der eine wird sich wieder erholen, und der andere kann vielleicht auch bald wieder sehen.«
Mit sanften Stimmen redeten die drei Frauen auf die Pferde ein und streichelten sie, damit sie sich beruhigten.
Als Arnaude wieder auf der Holzbank saÃ, wischte sie sich den Schweià aus dem Gesicht. Sie war nicht mehr ganz jung. Als Alix noch ein junges Mädchen gewesen war, hatte die ältere Freundin ihr geholfen, den jungen Lehrling zu finden, an den Alix ihr Herz verloren hatte. Arnaude musste inzwischen ungefähr fünfzig Jahre alt sein. Da sie ihren Beruf über alles liebte, arbeitete sie noch immer an der Seite ihres Mannes Arnold und ihres Sohnes Guillemin als
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