Die goldene Königin
herausfinden können. Ich kenne genug Maler in der Stadt, die mir das verraten können.«
»Vielleicht ist er nicht da! Er ist nur zurückgekommen, um eine Familienangelegenheit zu klären. Ich habe verstanden, dass er mit seiner Verwandtschaft gebrochen hat.«
»Das macht nichts. Irgendjemand sagt uns, wo er sich aufhält. Man darf nie aufgeben, Liebes. Die Frauen der Familie Cassex sind alle so gestrickt. Mit Kühnheit, Energie und Mut nehmen wir es mit dem männlichen Geschlecht auf.«
Constance sollte recht behalten. Es gelang ihnen, durch Baptistas Familie das Bild zu finden. Nach diversen Nachforschungen stieÃen sie auf einen florentinischen Maler, der Leonardo da Vinci häufiger begegnet war, zufällig auch seinen treuen Diener kannte und ihnen zeigte, wo er wohnte.
Doch wie Mathilde befürchtet hatte, hielt sich Baptista nicht an der genannten Adresse auf. Stattdessen trafen sie auf einen seiner Brüder, der ihnen die Tür vor der Nase zuschlug und ihnen entgegenschrie, dass er Baptista seit Langem nicht mehr gesehen habe.
Sie mussten die Gegend absuchen und auf eine zufällige Begegnung hoffen. Sie fand sich in Person einer alten Frau aus dem Viertel, die in Kontakt zu dem alten Diener von Maître da Vinci stand.
»Ihr findet ihn bei einem seiner Neffen, der Einzige aus seiner Familie, mit dem er sich ganz gut versteht. Mehr kann ich Euch leider nicht sagen. Ich will von deren Geschichten nichts wissen.«
Sie liefen am Ufer des Arno entlang, überquerten die Ponte Grazie und erreichten die Via Tripoli, in der sich das besagte Haus befand. Baptista öffnete ihnen selbst die Tür und stand sprachlos vor den beiden Frauen. Dann warf Mathilde sich in seine Arme.
»Ohne Eure Nachricht hätte ich mir groÃe Sorgen gemacht«, murmelte er und schloss das junge Mädchen in seine Arme.
»Baptista, ich versichere Euch, dass es mir vollkommen fernlag, Euch Kummer zu bereiten. Ich musste abreisen.«
»Aber warum habt Ihr mir nichts gesagt?«
»Es handelte sich um eine persönliche Angelegenheit, die sich nun erledigt hat. Ich wollte einen Mann treffen, der mir etwas über meinen Vater erzählen kann.«
»Aber«, rief Constance, »dafür hast du doch mich!«
Und von den Armen des alten Baptista wechselte Mathilde nun in die ihrer Tante. Sie waren weich, zärtlich und beschützend.
»Ich dachte, ich wüsste mir allein zu helfen.«
»Und dann?«, erkundigte sich Baptista und sah dem jungen Mädchen fest in die Augen.
»Sprechen wir nicht mehr darüber. Das ist vorbei. Ich habe meine beiden Halbbrüder kennengelernt. Einer von ihnen ist mir feindlich gesinnt, aber der andere will mir helfen. An Letzteren werde ich mich erinnern. Vielleicht sehe ich ihn eines Tages wieder!«
Baptista führte sie in das Innere des Hauses. Es war eine bescheidene Bleibe. Ein kleines einfaches Haus, das jedoch auf einer Anhöhe lag, von der aus man den Fluss und fast die ganze Stadt überblickte.
»Bleibt Ihr hier, Baptista?«, fragte Mathilde.
»Nein. Ich regele meine Geschäfte, damit mein Neffe mein Hab und Gut erhält. Dann kehre ich zurück, um meine Tage mit da Vinci zu beenden.«
Er nahm die Hand des jungen Mädchens und hielt sie in seiner.
»Kommt, ich werde Euch etwas zeigen.«
»Das Bild!«, rief Mathilde.
»Woher wisst Ihr das?«
»Tante Constance und ich sind in der Kammer gewesen und haben nichts gefunden.«
»Als ich dort war, habe ich auch nichts gefunden.«
»Ach! Und nun?«
Baptista schüttelte den Kopf.
»Ich habe dasselbe gedacht wie Ihr. Die Gioconda muss gestohlen worden sein, denn da Vinci hatte sie vor seiner Abreise nach Frankreich dort deponiert.«
Er hielt noch immer Mathildes Hand.
»Kommt, kommt!«, sagte er und führte sie in sein Zimmer.
Kurz darauf hielt Mathilde die Gioconda in Händen. Das Bild war nicht groÃ. Erstaunt drehte und wendete sie es in ihren Händen. Die Frau war herrschaftlich und schön, ihr wohlgeformtes Gesicht zeigte eine unvergleichliche Heiterkeit. Ihr Blick und das zarte Lächeln schienen ein Geheimnis zu bergen, das den Betrachter nicht unberührt lieÃ. Weder um den Hals noch an ihren übereinandergelegten Händen trug sie Schmuck. Nur ihre weià schimmernde Haut zog den Blick auf sich. Als Hintergrund diente eine dunkle und etwas wüstenartige Landschaft.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher