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Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers

Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers

Titel: Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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eigen machen. Ein paar Beispiele zur Veranschaulichung:
    Beim Peaceful Warrior Intensive Training (Intensivtraining für friedvolle Krieger), das mehrmals im Jahr in Nordkalifornien stattfindet, bringe ich den Teilnehmern die Grundprinzipien und -bewegungen des Messerkampfes (mit Gummimessern) bei, damit sie auf der Ebene des Basis-Selbst Zugang zu Eigenschaften wie Mut, Selbstvertrauen, Entschlossenheit und Selbstannahme gewinnen und zu der wichtigen Fähigkeit, ihre Aufmerksamkeit auf den jetzigen Augenblick zu konzentrieren. Vor ein paar Jahren fiel mir auf, daß ein Teilnehmer, ein Mann namens Roy, sich in der Rolle des typischen langweiligen «Spießers» verrannt zu haben schien. Er trug dicke Brillengläser, sah nie jemand in die Augen, war schmächtig und sehr schüchtern und hatte eine leise Stimme. Und jetzt probierte er endlich einmal aus der Reihe zu tanzen! Als ein Angreifer auf Roy zukam, versuchte er ihn mit seinem Messer zu treffen. Er bewegte sich mit bewundernswerter Ungeschicklichkeit. Was Tölpelhaftigkeit anging, war er wirklich ein Meister.

    Ich ging zu ihm hinüber. «Hast du Schwierigkeiten, Roy? Kann ich dir irgendwie helfen?» fragte ich ihn.
    «Nein. Das Problem ist nur, daß ich wirklich Angst habe», gestand er. «Ich habe mich noch nie in der Rolle eines Messerkämpfers gesehen, und es gelingt mir auch jetzt nicht. »
    «Ich verstehe schon, warum du Angst hast. Schließlich ist das alles hier neu für dich, und es kann einem schon einen ganz schönen Schrecken einjagen, wenn man sich noch nicht viel zutraut. Aber beantworte mir eine Frage: Hätte Bruce Lee in so einer Situation Angst?»
    Roy war ein Fan von Bruce Lee. «Nein», sagte er. «Für Bruce Lee wäre das ein Kinderspiel – so ein großartiger Kämpfer, schnell wie der Blitz!»
    «Na gut», sagte ich. «Dann sei doch einmal Bruce Lee.»
    Als ich wieder wegging, hatte Roy einen leeren, träumerischen Ausdruck in den Augen. Ein paar Minuten später drehte ich mich um und sah, wie Roy die gleichen hohen Töne ausstieß wie Bruce Lee beim Kampf – und ich hätte schwören können, er sah sogar ein bißchen aus wie Bruce und bewegte sich blitzschnell. Ein anderer Teilnehmer, Robin, sollte seine Abschlußprüfung machen. Dabei muß man zentriert und entspannt bleiben, ruhig atmen und darf nicht den Mut verlieren, während der Angreifer immer wieder auf einen zurennt. Die ganze Gruppe schaute zu und feuerte ihn an. Aber Robin hörte ihre ermutigenden Rufe nicht. Er war wie erstarrt, gelähmt vor Angst. Gleich würde er vor unseren Augen zusammenbrechen.
    Da erinnerte ich mich an einen Filmausschnitt aus Der Hofnarr , einer klassischen Abenteuerromanze mit Danny Kaye in der Titelrolle, den wir uns vor ein paar Abenden angeschaut hatten. In der Szene, die wir sahen, duellierte Danny sich mit dem heimtückischen Bösewicht, der meisterhaft mit dem Schwert umgehen konnte. Da hypnotisierte die Hexe Griselda unseren Helden, schnippte mit den Fingern und sagte: «Du bist der Meister des Schwerts!» In dem Augenblick, als sie mit den Fingern schnippte, veränderte der Held sich plötzlich: Er war kein verängstigter Anfänger mehr, sondern nahm sein Schicksal in die Hand und konnte so geschickt mit dem Schwert umgehen, daß er den Bösewicht mit spielerischer Leichtigkeit besiegte.

    Also schnippte auch ich mit den Fingern und sagte zu Robin: «Du bist der Meister des Schwerts!» Sofort erinnerte Robin sich an die Filmszene. Alle Teilnehmer setzten sich vor Spannung kerzengerade auf. Wie elektrisiert beobachteten sie, wie Robin von einer Sekunde zur anderen seine Konzentration wiedererlangte. Ein teuflisches Lächeln trat auf sein Gesicht, und er verwandelte sich vor unseren erstaunten Augen in einen anderen Menschen! Für den Rest der Prüfung war er wirklich ein Meister des Schwerts. Wir brauchen nur ein geeignetes Vorbild, um eine neue Rolle zu übernehmen.
    Je mehr Rollen wir beherrschen, um so freier sind wir und um so mehr faszinierende Möglichkeiten stehen uns offen. Durch die Fähigkeit, verschiedene Rollen zu spielen, erweitern wir unser Selbstbild und erlangen Freiheit und inneres Gleichgewicht.
    Ein Balanceakt
    Die einen spielen die Rolle des Puritaners, der sich immer streng an die Vorschriften hält, asketisch, moralisch und in allem peinlich genau, manchmal auch verkrampft und verklemmt. Andere spielen den Hedonisten, den Sinnenfrohen, gehen gern auf Partys, folgen spontan allen ihren Impulsen, und wenn ihnen etwas Spaß

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