Die Goldenen Regeln des friedvollen Kriegers
Unterstützung anbieten zu können, die zwei Menschen sich geben können, die sich verstehen.
Uns ist klar, daß jedes Ende Raum für etwas Neues schafft und daß das Glück eines neuen Erlebnisses uns unseren Kummer irgendwann vergessen lassen wird.
Als zwei wertvolle, individuelle Seelen sagen wir einander Lebewohl. Wir akzeptieren unsere jetzigen Gefühle, blicken aber dennoch mit der Weisheit in die Zukunft, die wir aus unserer Erfahrung gewonnen haben.
Was auch immer unser Bewußtes Selbst für vernünftig hält, es gibt keine logischen Argumente, die uns über das Gefühl eines Verlustes hinwegtrösten können. Unser Basis-Selbst hat nun einmal die Eigenschaft, sich an Beziehungen und Menschen zu hängen. Hier, im Reich der Veränderungen, können wir nichts und niemanden für immer festhalten. Indem wir den Prozeß der Veränderung, Gewinn und Verlust, akzeptieren, gehen wir einen weiteren Schritt bergauf auf unserem Pfad des friedvollen Kriegers.
Es könnte alles noch schlimmer sein
Manchmal trifft uns ein Schicksalsschlag nach dem anderen, und wenn wir endlich doch ein Licht am Ende des langen, dunklen Tunnels zu sehen glauben, stellt sich bald heraus, daß es nur die Scheinwerfer eines entgegenkommenden Zuges sind.
Pete ging zum Arzt, um sich wieder einmal richtig durchchecken zu lassen. Nach ein paar Tagen rief der Arzt ihn an und sagte: « Die Untersuchungsergebnisse sind inzwischen da. Ich habe zwei Nachrichten für Sie: eine schlechte und eine noch schlechtere. »
Verwirrt und beunruhigt sagte Pete : «Eine schlechte Nachricht und eine noch schlechtere? Also gut: Wie lautet die schlechte Nachricht? »
« Sie haben nur noch vierundzwanzig Stunden zu leben» , erklärte der Arzt ihm . « Die Laborergebnisse sind eindeutig. »
Pete war entsetzt. «Vierundzwanzig Stunden? » brachte er mühsam hervor. «Aber – was ist denn dann die noch schlechtere Nachricht?»
« Ach so», sagte der Arzt beiläufig und warf einen Blick auf seine Papiere. «Tja – eigentlich wollte ich Siegestern schon anrufen. »
Wenn wir Kummer haben, hilft es uns wenig, wenn uns jemand sagt: «Es könnte alles noch viel schlimmer sein. » Wir haben das Gefühl, daß das Schlimmste schon passiert ist. Andererseits ist das, was wir als «Schwierigkeiten» bezeichnen, zum großen Teil eine Frage des Standpunkts. Einmal ging in einer Zeit, als ich ohnehin nicht viel Geld hatte, auch noch unser Auto kaputt, und
die Rechnung der Reparaturwerkstätte war viel höher, als ich erwartet hatte. Ich wußte nicht, wovon ich sie bezahlen sollte, war dementsprechend gereizt und bekam Streit mit meiner Frau. Damals hatte ich das Gefühl, ein Problem zu haben. Doch dann erinnerte ich mich an ein Foto, das ich einmal gesehen und das mich bis in den Schlaf verfolgt hatte: die lächelnden Gesichter hungernder Kinder, die in unvorstellbarem Schmutz und Elend in Indien lebten.
Ein paar Wochen später bekam ich eine schwere Grippe. Ich stand damals beruflich sehr unter Streß und wußte, daß ich mit meiner Arbeit nicht nachkommen und daß ich von meinem nächsten Gehalt kaum in der Lage sein würde, die Miete zu bezahlen. Während ich über meine Probleme nachgrübelte und dabei von einem Fernsehkanal auf den anderen umschaltete, sah ich auf dem Bildschirm Bilder von Obdachlosen in unseren Städten und von Menschen in Ländern der Dritten Welt, die inmitten von Hungersnot, Krankheit und Tod ums Überleben kämpften.
Da lehnte ich mich im Bett zurück und fing an zu lachen. Ich lachte über mich selbst und über die Situation des Menschen auf dieser Erde. Ich lachte über eine Welt, in der der Tod Tausender von Menschen für manche eine erschütternde Neuigkeit und für andere nur eine Nachricht unter vielen anderen ist zwischen Wettervorhersage und Sportnachrichten. Ich lachte, weil ich sonst hätte weinen müssen.
Seitdem sind meine Probleme mir nie wieder so gravierend vorgekommen. Ich denke immer wieder daran, daß ich Kleider und eine Wohnung und Essen habe – eigentlich habe ich also gar keine Probleme. Jemandem, der gerade von seinem Partner verlassen wurde und darunter sehr leidet, hilft diese Erkenntnis vielleicht nicht weiter. Aber andererseits konzentrieren wir uns oft so total auf unsere eigene kleine Welt und unsere persönlichen Sorgen, daß wir die größeren Zusammenhänge aus den Augen verlieren. Uns gehen die Maßstäbe verloren.
Ich weinte, weil ich keine Schuhe hatte, bis ich einem Mann begegnete, der keine Füße
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