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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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lobte Neffe Gert
den Kuchen, kaute und sprach jetzt hochdeutsch, „da sind eben Zutaten drin,
die’s bei uns lange nicht gab. Vierzig Jahre lang nicht. Aber ich bin nicht
deswegen hier, Tante Bettina. Unsere innige Verwandtschaft — die möchte ich ein
wenig aufleben lassen und teilhaben an eurem - dem hier!“
    Er klopfte auf sein T-Shirt und
dort auf das Wort Wohlstand. „Den Wohlstand auf Ihren Rippen und am
Bauch“, sagte Tim, „haben Sie aber nicht erst jetzt zugelegt. Der stammt noch
aus alter Zeit. Gehungert haben Sie offenbar nicht — in den 40 Jahren ohne
Zutaten.“
    Ein kalter Blick traf ihn aus
grinsendem Gesicht. „Was verstehst du denn davon?“
    „Genug um zu wissen: In jedem
politischen System — auch dem miesesten — gibt es immer welche, die sich
mästen. Natürlich zu Lasten der anderen, des sogenannten Volks.“
    Gert Rostowski sah die Oma an.
„Was sind denn das für welche hier?“
    „Ich sagte es schon: Meine
jungen Freunde.“
    In der peinlichen Stille hörte
man nur die Kaugeräusche des Neffen.
    Peinlich war’s ihm freilich
nicht, das folgende Thema auf den Tisch zu bringen.
    „Tante Bettina, wie du weißt,
hat meine Mutter damals — 1955 — auf ihren Erbteil verzichtet. Aus Dummheit.
Weil sie nicht wußte, was ihr zusteht. Immerhin war der von Unken-Landsitz in
Schlesien viel wert. Aber Großvater Archibald hatte ihn ja schon vor dem
Zweiten Weltkrieg verkauft. Wobei — erbmäßig und später — unser Familienzweig
völlig übergangen wurde. So dumm wie meine Mama bin ich nun nicht. Man könnte
das immer noch einklagen. Aber ich will keinen Rechtsstreit, Tante Bettina, was
gibst du mir freiwillig?“
    Oma Unken rührte in ihrer
Teetasse. „Nichts.“
    „Das ist wenig.“
    „Nichts. Es besteht keinerlei
Anrecht.“
    „Das sehe ich anders.“ Er nahm
sich das dritte Stück Kuchen.
    „Du bist kein Verwandter von
mir“, erklärte Bettina von Unken. „Eine Cousine meines Großvaters hat einen
gewissen Graf Larronge geheiratet. Einen Hochstapler und Heiratsschwindler, wie
sich zeigte. In Wahrheit hieß er Hasselpriem. Er hatte schon drei Ehefrauen und
landete im Gefängnis. Sein Stiefbruder — ein gewisser Hartmut Kehrichtmann —
hatte mit einer Magd einen unehelichen Sohn, den er erst zu sich nahm, später
zur Adoption (Kinds-Annahme) freigab. Hartmut jun. kam zu einem
Schmiedemeister namens Rostowski, deinem Vater, starb dort, 10jährig, an einer
Lungenentzündung und wurde in Tschenstochau, dem heutigen Czestochowa — also in
Polen — begraben. Rostowski hatte einen weiteren Sohn. Das bist du, und
verwandt sind wir überhaupt nicht, nicht mal um tausend Ecken. Also, nenn mich
nicht Tante!“
    „Das ist ungerecht, Tante
Bettina.“
    „Was ist ungerecht?“
    „Heh, heh!“ platzte Klößchen
dazwischen, als Rostowski zum vierten Kuchenstück greifen wollte. „Wir sind
auch noch da. Legen Sie Ihrer Gier mal die Zügel an!“

    Der Mann beachtete ihn nicht,
ließ allerdings die Kuchengabel sinken.
    „Da will man nun Brücken
schlagen — zum Rest der Familie. Und so wird man abgewiesen. Habe ich dir nicht
einen Gefallen getan? Als du erzähltest, du wolltest den Familienschmuck
verkaufen. Ich habe dir den geschätzten Herrn Brestler — den Dieter —
vorgestellt. Und er wußte auch gleich eine Juweliers-Adresse, die du allein
nicht gefunden hättest. Und zum Dank kanzelst du mich ab. Ich will daheim in
Leipzig eine Art — äh — Ladenkette aufziehen. Was Besonderes für moderne
Menschen und Genießer. Ein wenig Startkapital täte mir gut. Du schwimmst bald im
Geld. Durch den Schmuckverkauf, meine ich. Vermögen hast du auch. Gute Pension.
Und das Grundstück hier. Wenn du alles Johannes hinterläßt, könntest du auch
mir unter die Arme greifen — mit einem Sümmchen. 10 000 Mark wären genug.“
    „Du bist ein wildfremder Mensch
für mich.“ Oma Unken schüttelte energisch den Kopf. „Ich wußte, daß es dich
gibt — weil ich seit eh und je Familienforschung betreibe —, habe aber auch
klipp und klar festgestellt, wo das Familienband aufhört, wo es abgeschnitten
ist. Die Rostowskis gehören nicht dazu. Also mach dich nicht lächerlich.“
    „Du ahnst ja nicht, wie man mir
hier mitspielt. Letzte Nacht haben irgendwelche Halunken meinen Trabi
verbrannt. Jetzt kann ich zusehen, wie ich das Geld für den Porsche
zusammenkriege.“
    „Probieren Sie’s mal mit
Arbeiten statt mit Hand-aufhalten“, sagte Tim.
    In diesem Moment kam Johannes,
den niemand

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