Die Goldgräber-Bande
Ich lach mich krank! Der Pillendreher ist die Quelle unseres
Reichtums. Drogen aus seiner Apotheke — und Goldschätze aus dem Häuschen seiner
Freunde. Staaaaark!“
Jos verdrießlicher Mund bog
sich zu einem Grinsen. „Was einem nicht alles in die Hände fällt, wenn man auf
Zack ist, wie? Respekt, Ossi! du sahnst wirklich überall ab. Wann gehen wir zu
Fiedlers?“
„Bald. Aber es eilt nicht.
Felicitas und Isidor sind länger weg als zwei Wochen — das geht aus der
Bemerkung über die Viecher hervor. Sind sicherlich Zierfische.“
„Goldene Kunstwerke aus
Fernost! Hört sich gut an. Aber wo verkauft man so was?“
„Wir finden einen Hehler.“
„Irre, einfach irre! Mann,
Ossi, bei dir ist doch immer was los. Ich schleich mich jetzt zur Oma und packe
meinen Kram zusammen. Kann ich deine Maschine nehmen?“
„Du hast keinen Führerschein.
Und zu wenig Fahrpraxis.“ Jo verzog das Gesicht. „Na gut, dann nehme ich ein
Taxi. Es sind ja auch zuviel Klamotten.“
14. Gestörte Blaue Stunde
Im Garten — dem eigenen —
schnitt Karl ein paar Pfingstrosen ab. Seine Eltern würden nicht sehr
begeistert sein, aber darauf konnte die TKKG-Bande im Moment keine Rücksicht
nehmen.
Ohne Blumen zu Oma Unken?
Unmöglich! Schließlich war die Alte Dame von Adel, und ihre Einladung zur
Blauen Stunde eine Ehre.
Gaby opferte ein Stück von
ihrer Haarschleife und band die Pfingstrosen zusammen.
Tim schnupperte am Strauß.
„Riecht schwach.“
Karl wußte Abhilfe, holte den
Parfum-Zerstäuber seiner Mutter von der Frisiertoilette und stäubte die Blüten.
Jetzt schnupperte Gaby. „Chanel
Nr. 5 — so hat noch keine Pfingstrose geduftet.“
Sie fuhren los. Kurz vor 17 Uhr
erreichten sie die Maisrainer-Straße und Oma Unkens Haushälfte.
„Zahle jeden Preis für
Schoko-Torte“, murmelte Klößchen. „Habe schon Wahnvorstellungen im Gehirn,
sogenannte Hunger-Halluzinationen (Trugbilder) .“
„Gar nicht hinhören“, meinte
Gaby. „Entweder unser Freßsack wird ohnmächtig, oder er steht’s durch.“
„Eine wie dich“, murrte
Klößchen, „möchte ich nicht als große Schwester haben. Nicht mal als kleine.“
„Gott sei Dank bin ich ein
Einzelkind“, lachte Gaby. Immerhin — Klößchen durfte die Blumen überreichen,
was er mit einer artigen Verbeugung begleitete.
Oma Unken freute sich, hieß die
TKKG-Bande willkommen und wirkte dann etwas verunsichert, als sie — scheinbar
zufällig — an den Pfingstrosen roch.
„Das ist wohl eine besondere
Züchtung“, meinte sie und streichelte Oskar, der ihr begeistert die Hand
leckte.
Klößchen konnte aufatmen: Im
Wohnzimmer war der Tisch gedeckt — nicht nur mit Tee-Geschirr. Eine
Tortenplatte thronte in der Mitte, und Oma Unken betonte, sie habe den
Quarkkuchen selbst gebacken.
Die Terrassentür stand offen.
Narzissen und Tulpen welkten in einem erde-gefüllten Keramikkübel; einen
anderen hatte die Oma frisch bepflanzt mit Geranien und Pantoffelblumen. Die
kündeten den Sommer an.
Tim wollte gerade fragen nach
Enkel Johannes, als ein Mann durch die Gartenpforte kam.
Auch Oma Unken sah ihn und
seufzte: „Ach, der schon wieder.“
„Werden Sie belästigt?“ fragte
Tim. „Ich verscheuche ihn gern.“
„Nein, nein“, wehrte sie ab.
„Das geht nicht. Es ist ein Verwandter. Das heißt, nicht direkt. Nur sehr, sehr
weitläufig. Aber er gibt sich aus als mein Neffe. Gert Rostowski aus Leipzig.
Er ist seit einigen Tagen hier. Bei seinem ersten Besuch hatte er Streit mit
Johannes.“
Rostowski sah, daß die
Terrassentür offenstand, und er nahm gleich diesen Weg. Dann stand er im
Zimmer, grinsend, als wäre er die Überraschung des Tages: ein großer,
fleischiger Mann mit rostrotem Gesicht und knappem Haarschnitt. Er trug blauen
Jeans-Anzug, italienische Schuhe, Nobel-Seiden-T-Shirt mit dem Aufdruck I
like Wohlstand und eine Goldarmbanduhr. Tim schätzte ihn auf Mitte Vierzig.
„Da bin ich, Dande Beddina“,
meinte er in starkem Sächsisch. „Wohl gerade richdig zum Gaffee?“
„Nimm Platz, Gert! Das hier
sind meine jungen Freude.“ Oma Unken stellte die TKKG-Bande vor, und Neffe Gert
musterte alle aus schmalen Augen.
Er setzte sich neben Klößchen,
sagte: „Geschdadden, junger Mann?“ und nahm dessen — noch leeren — Teller, um
sich sofort zwei Kuchenstücke aufzuladen.
Klößchen wurde bleich, lief
dann rot an. Aber Oma Unken holte sofort ein sechstes Gedeck. Oskar, der unter
dem Tisch lag, knurrte verhalten.
„Sehr gut“,
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