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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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dich
ausbreiten.“
    „Nachher hole ich meine
Klamotten.“
    „Und heute nacht ziehen wir
einen Coup ab. Ich will das schon lange. Aber ich mußte darauf warten, daß er
Nachtdienst hat.“
    „Wer?“
    „Der Pillendreher.“ Ossi wies
zum Fenster.
    „Der Apotheker?“
    „Gut, was! Kleiner Überfall
heute nacht. Maskiert, natürlich. Das ist leichter als bei ‘ner Tankstelle.“
    „Phantastisch! Ja! Ich werd
schon ganz zappelig. Aber — lohnt sich denn das? Ist da Kohle in der Kasse?“
    „Mich interessieren die Drogen.
Morphium! So was gibt’s in Apotheken. Und scharfe Pillen zum Abheben — und
Runterkommen, zum Ausflippen und Cool-Bleiben. Wir verkaufen das Zeug. Lohnt
sich allemal.“
    „Und weit haben wir’s ja
nicht“, grinste Jo. „Nur über die Straße.“
    Das Zimmer, in dem sie sich
aufhielten, lag straßenseitig und hatte zwei Fenster. Man konnte erkennen, was
im Video-Shop auf der Mattscheibe ablief. Natürlich ohne Ton. Aber einen
gutgemachten Film versteht man auch bei Tonausfall. Wenn viel geredet wird, das
wußte Jo, ist der Film schwach. Viel geredet wird im Hörspiel.
    Ossi hatte möbliert gemietet.
Ohne Preisaufschlag. Und mehr als null Mark waren die Möbel auch nicht wert.
Andere Mieter hätten sie als Sperrmüll verfrachtet.
    Ossi öffnete eine wacklige
Kommode und nahm einen Schuhkarton heraus.
    Der Revolver war in einen
Lappen eingewickelt, glänzte blau-stahlig und roch nach Waffenöl.
    Jo pfiff. „Tolle Kanone. Echt?“
    „Sieht so aus, was? Nee, leider
nur Tränengas. Aber da mußt du schon sehr genau hingucken. Und der Pillendreher
trägt Brille.“
    „Wie machen wir’s?“
    „Du stehst Schmiere. Ich
bimmele an der Nachtglocke, stelle mich dann mit dem Rücken zur Tür. In dem
Moment, wo Rädl — so heißt er — das Türfenster öffnet, ziehe ich mir die Maske
übers Gesicht, drehe mich um, zeige ihm die Kanone. Und schon bin ich drin. Du
pfeifst, wenn wer kommt.“
    „Klasse!“
    Ossi wickelte den Revolver
wieder ein und legte ihn zurück in den Schuhkarton.
    Die Schublade klemmte. Ossi
wandte Kraft an und brach einen der Griffe ab. Statt dann die Lade zu schließen,
starrte er hinein.
    „Ach, die Briefe. Habe ich ja
ganz vergessen.“
    „Welche... Die von letzter
Nacht?“
    Ossi nickte und nahm sie
heraus, 13 Briefe, die er gestohlen hatte mit seinem Spezialschlüssel aus einem
Briefkasten der Bundespost.
    Sie setzten sich an den Tisch.
    Ossi öffnete sein Schnappmesser
und schlitzte die Briefe auf.
    Wie vermutet — kein Scheck,
kein Lappen Bargeld. Nichts. Pech! Letzte Woche hatte er 27 Geburtstagsbriefe
abgefangen, an Kinder gerichtet. In keinem weniger als ein Hunderter — oft
mehr. Dem zwölfjährigen Rüdiger hatte Tante Gerti sogar 500 DM geschickt.
    „Sch...!“ knurrte Ossi.
    Jo war damit beschäftigt, die
Briefe zu lesen.
    „Du, hör mal!“ Es war ein
Briefbogen mit steiler Handschrift. „Hallo, Jochen! Leider kann ich dich
telefonisch nicht erreichen. Ist Nina nicht da? Und du legst abends wieder den
Hörer daneben. Kann ich ja verstehen, du gestreßter Arzneikundiger. Morgen früh
sitzen Felicitas und ich im Flieger. Endlich Urlaub! Aber wir haben ein ungutes
Gefühl, unser Häuschen allein zu lassen. Du weißt, was für Kunstwerke ich aus
Fernost mitgebracht habe. Allein der Goldwert! Könntest du freundlicherweise
deinen Hintern zu uns bewegen, die Schätze einsammeln und zu dir bringen. Dort
bewachen, bis wir zurück sind? Bitte, möglichst gleich! Das Füttern der Viecher
hat ja noch zwei Wochen Zeit. Der Schlüssel liegt wie immer unter dem Palmen
topf am Eingang. Grüße an Nina und das Sabinchen! Auch von Felicitas. Wir
berichten und feiern, sobald wir zurück sind. Dein Isidor.“

    Jo ließ das Blatt sinken.
    „Mann!“ stieß Ossi hervor. „Das
kann nicht wahr sein. Da wird uns was auf dem Tablett serviert. Felicitas,
Isidor — wer ist das? Wo steht das Häuschen?“
    Jo begann zwischen den
aufgeschlitzten Umschlägen zu suchen. Natürlich sah er nur nach den Absendern.
    „Hier! Stinkfein — gedruckter
Absender. Dr. Isidor Fiedler, Lindenhof-Allee 36. Das ist gleich hinterm
Gleishorn-Park, wo wir letzte Nacht auf diesen Karl Vierstein gewartet haben.“
    „Stark!“
    Jo las auch die Anschrift.
„Apotheker Dr. Jochen Rädl, Professor-Valentin-Rödelmeyer-Straße... Das ist
doch nicht etwa dein Apotheker, Ossi?“
    Ossi feixte. „Doch! So heißt
er. Und ich glaube, dort draußen wohnt er. Jedenfalls nicht über der Alten
Apotheke.

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