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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bemerkt hatte, durch die Terrassentür.
    Offenbar hatte er die letzte
Wehklage des Nicht-Verwandten gehört. Jo grinste.
    „Was höre ich? Dein Trabi wurde
verbrannt? Wie sah der denn aus?“
    „Na, wie ein Trabi.“
    „Farbe?“
    „Rübengelb. Warum willst du das
wissen?“
    „Ich wußte gar nicht“, sagte Jo
genüßlich, „daß du einen Wagen hattest. Ich dachte, du bist mit dem Fahrrad
gekommen.“
    Hm! Aufmerksam musterte Tim den
Enkel. Wie belustigt der war! Sollte mich nicht wundern, dachte der
TKKG-Häuptling, wenn er seine Hand im Spiel hat.
    Rostowski stand auf. Und
plötzlich kam’s wieder sächsisch über seine Lippen. „Also kriege isch nischt?
Na schön, Dande Beddina. Isch wärde gerichdliche Schridde einleiden. Du wirscht
noch von mir hören.“
    Ärgerlich stampfte er hinaus.
    „So ein ungebildeter Mensch“,
schimpfte Klößchen. „Der futtert ja schlimmer als ich.“
    Trotzig sah Jo seine Oma an.
„Ich hole nur meine Sachen.“
    „Willst du’s dir nicht
überlegen, Johannes? Du hast doch hier alles.“
    „Ich hasse Bevormundung. Ich
bin volljährig und frei.“
    Er lief in die Diele und hörbar
die Treppe hinauf in sein Zimmer.
    „Bevormundung?“ fragte Oma
Unken verwundert. „Ich habe ihn nie bevormundet. Aber er ist ja so
unselbständig und hat zwei linke Hände. Alles muß man ihm sagen, alles
erklären. Den ganzen Tag bin ich nicht zu Ende gekommen mit den Ermahnungen. Er
braucht jemanden, der ihn zurechtweist. Was soll nun aus ihm werden?“
    Das wußte auch die TKKG-Bande
nicht.
    Tim lenkte das Gespräch auf
Rostowski. „Das ist der Unangenehmste aus Deutschland-Ost, der uns bisher
begegnet ist, Oma Unken. Andere sind da anders! An unserer Schule haben wir
zwei Gastschüler. Aus Dresden und Jena. Irre nette Typen — trotz ihres
komischen Dialekts. Ihre Eltern sind herübergesiedelt. Der eine Vater ist
Bautischler, der andere Koch. Die arbeiten jetzt doppelt soviel wie vormals zu
Hause und lassen sich nichts schenken. Beide Familien haben schon Wohnungen.
Und neue Freunde.“
    Karl nickte. „Mein Vater hat
einen wissenschaftlichen Assistenten von der Ostberliner Uni. Einen
hervorragenden jungen Physiker. Eine echte Bereicherung der hiesigen
Forschungsabteilung, sagt mein Vater.“
    „Wie überall“, schaltete Gaby
sich ein, „gibt es so’ne und solche, Gert Rostowski gehört zu der ersten
Sorte.“
    „Ein naßforscher Typ“, nickte
Tim. „Ich könnte mir vorstellen: Der gehörte zum Staatssicherheitsdienst — hat
in der Vergangenheit seine Mitmenschen drangsaliert und im sozialistischen
System alle Tücken und Brutalitäten gelernt. Vor seinesgleichen müssen wir uns
vorsehen. Auch wenn die jetzt die demokratischen Grundrechte und den
Rechtsstaat lobpreisen — im Charakter sind diese Typen noch dieselben und
werden es immer bleiben. Seine Forderung an Sie, Oma Unken, ist eine
Unverschämtheit.“
    „Ich weiß gar nicht, was der
sich dabei denkt.“
    „Durch ihn“, fragte Tim
vorsichtig, „haben Sie einen gewissen Dieter Brestler kennengelernt?“
    „Ja. Der hat Gert Rostowski
abgeholt, als er zum erstenmal hier war. Wir kamen ins Gespräch. Gert sagte,
daß ich meinen Schmuck verkaufen will — über einen Juwelier. Und Herr Brestler
nannte mir Frau Lobitz.“
    Bei Licht besehen, dachte Tim,
ist das keine Empfehlung. Wenig später schleppte Jo zwei Koffer die Treppe
herunter, setzte sie ab in der Diele, kam herein, warf die Hausschlüssel auf
den Schreibsekretär und griff zum Telefon.
    Er bestellte ein Taxi. Kein
Wort des Abschieds.
    Auf das Taxi wartete Johannes
vorn an der Straße.

15. Überfall
     
    Nach einem milden Abend
bewölkte sich der Himmel, und gegen Mitternacht begann es zu regnen.
    Das fegte auch jene Straßen
leer, die sonst belebt sind in der ersten Morgenstunde des Sonntags.
Nachtbummler und Kneipengänger trollten sich heim. Taxis waren gefragt, und
allmählich kam die große Stadt zur Ruhe.
    Glockentöne hallten. 1.00 Uhr.
    Der Apotheker Dr. Jochen Rädl
hatte hinten in seinem Büro gesessen und versucht, die Tageszeitung zu lesen.
Aber er konnte sich nicht konzentrieren, und sein Herz pumperte gegen die
Rippen.
    Nur zwei Kunden hatten den
Nachtdienst beansprucht — gegen 21 Uhr kam ein Mann wegen einer Gallenkolik,
zwei Stunden später wurde ein herzstärkendes Mittel verlangt. Vielleicht wegen
Liebeskummer.
    1.05 Uhr.
    Rädl
stand auf, schlurfte nach vorn und schloß die gläserne Eingangstür auf.
    Zögernd trat er auf die Straße.
    Es

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