Die Goldgräber-Bande
Doppelgarage stand auf der anderen Seite.
„Am Eingang“, sagte der
TKKG-Häuptling, „sind zwei Klingelknöpfe und daneben die Namensschilder. Ich
würde gern einen Blick darauf werfen. Und in die Garage. Aber unverdächtig muß
es sein. Moment!“
Er lehnte sein Rennrad an die
Hecke und lief ein Stück zurück.
Eine Mülltonne stand am Ende
der Gasse. Die dicken Stiele welker Blumen ragten heraus.
Rosen! stellte Tim fest. Die
Blüten erinnerten jetzt an Rosinen, aber ehedem waren es armlange, kostbare
Rosen gewesen. Elf an der Zahl.
Tim zog sie heraus. Neben der
Tonne stapelten sich Zeitungen. Er entfaltete zwei große Bögen. Geschickt
wickelte er die Rosenreste darin ein. Hier noch gekniffen, dort geglättet. Die
Stiele guckten nur ein bißchen hervor.
„Woher hast du den
Blumenstrauß?“ fragte Klößchen verblüfft, als Tim zurückkam zu seinen Freunden.
„Aus der Mülltonne. Sieht neu
aus, wie?“
„Willst du den bei der Lobitz
abgeben?“ fragte Karl.
„Keine Spur. Der Strauß soll
mich nur tarnen.“
Tim zog los, hielt die Blumen
im Arm wie eine Kostbarkeit. Erst überquerte der TKKG-Häuptling die Straße und
las das Namensschild an dem Häuschen dort.
Dann wieder hinüber. Mit
gerunzelter Stirn trat er zum Eingang von Nr. 12.
Aha! Neben dem oberen
Klingelknopf waren zwei Namen angebracht: LOBITZ / WOLMHUS
Also lebten die beiden
zusammen, unverehelicht, jedoch in trauter Gemeinschaft. War es Wolmhus
gewesen, der sich am Telefon gemeldet hatte?
Zu der anderen Klingel gehörte:
DIETER BRESTLER.
Es fügt sich zusammen, dachte
Tim. Die drei sind ein Trio. Fehlt nur noch Rostowski.
Er wollte sich abwenden.
Im selben Moment wurde der
Eingang geöffnet, und ein Mann kam heraus.
Ein ärgerlicher Blick glitt an
Tim rauf und runter.
„Was suchst du hier?“
„Einen Dr. Schulken. Der soll
am Rikscha-Weg wohnen. Aber die Hausnummer hat mir keiner gesagt. Ich komme vom
Blumenhaus Immergrün.“
„Heute? Tragt ihr Blumen aus
zum Sonntag?“
Tim schnitt ein Gesicht, als
hätte man ihn ertappt auf frischer Tat.
„Ehrlich: 22 Sträuße habe ich
gestern ausgetragen. Zwei habe ich nicht mehr geschafft. Mit dem Wagen wäre es
leicht gewesen. Aber ich mit dem Fahrrad! Kennen Sie Dr. Schulken?“
Der Mann starrte Tim an. „Nein.
Aber kennen wir beide uns nicht?“
Er war stämmig, das Gesicht
feist und flach. Aus kleinen, hellen Augen kamen stechende Blicke. Er hatte
keine Brauen, was das Gesicht irgendwie nackt machte.
Klar, dachte Tim. Du bist der
Typ, der im Juweliergeschäft mal kurz um die Ecke gelinst hat. Brestlers Dieter
— der bist du!
„Schon möglich“, Tim lächelte,
„vielleicht aus dem Blumenhaus. Ich bin nicht festangestellt. Aber jede freie
Minute jobbe ich dort. Wegen Taschengeld, Sie verstehen?“
„Nee, nee!“ knurrte Brestler.
„Da war’s nicht. Kenne kein Blumenhaus Immergrün.“
Tim seufzte. „Ich müßte
Kilometergeld kriegen. Na, denn! Wiedersehen!“
Brestler antwortete nicht.
Tim trollte sich im
Zeitlupentempo. Interessiert sah er zu, wie der Mann die Garage öffnete.
Und da stand er, der schwarze
Kombi von der Marke VW.
Brestler stieg ein.
Leider zeigte der Kühlergrill
zur Straße. Keine Chance, den Lack am Heck zu überprüfen. Und nur aus der Nähe
hätte Tim gesehen, ob dort das von Dr. Rädl eingeritzte X war.
Brestler gab zuviel Gas. Der
Wagen schoß heraus, hielt dann mit quietschenden Reifen, und der Mann kurbelte
das Fenster auf.
„Heh, Junge!“ Ein stechender
Blick. „Jetzt weiß ich, wo ich dich gesehen habe. Du wohnst in der
Lindenhof-Allee, stimmt’s?“
Bei ihm fällt der Groschen,
dachte Tim. Also doch! Er also saß in dem schwarzen Kombi und hat uns mit dem
Fernglas beobachtet. Er! Und der andere war Wolmhus. So ein Mist! Jetzt kann
der Typ sich zusammenreimen, weshalb ich hier bin.
„Nicht direkt“, lachte Tim.
„Aber einer meiner Freunde ist dort zu Hause. Außerdem gibt es dort etliche
Leute, bei denen wir uns nützlich machen, meine Freunde und ich. Zur Zeit ist
Rasenmähen ein Hit für Nebenverdienst. Richtig, gestern waren wir in der
Lindenhof-Allee.“
„Ihr seid vier, nicht wahr?“
Tim riß die Augen auf. „Sie
haben aber ein gutes Personengedächtnis. Stimmt, vier!“
Tim zog ein Papiertuch aus der
Tasche und trat zum Heck. „Warten Sie! Da hat eine Taube auf den Lack
hingemacht. Sieht nicht gut aus.“
Er schrubbte am Kofferraum und
beugte sich hinters Heck. Dann ließ er die Faust auf das Blech
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