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Die Goldgräber-Bande

Die Goldgräber-Bande

Titel: Die Goldgräber-Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Büschen an der Internatsmauer. Tim äugte die Zubringer-Straße entlang.
Kein motorisierter Pauker war in Sicht. Klößchen hatte noch Schweißperlen auf
der Stirn — vom Hoch- und vom Weitsprung. Karl polierte seine Brille.
    „Jetzt oder nie!“ meinte Tim in
großartigem Ton. „Wir müssen dort sein, bevor Briefträger Duckhaupt die Post
bringt. Ist ein strategischer ( kriegslistiger ) Vorteil.“
    Karl führte an.
    Die Route war nahezu gleich mit
seinem täglichen Weg zur Schule. Der Gedächtniskünstler kannte jede Abkürzung,
jeden Schleichpfad.
    Die Lindenhof-Allee zeigte sich
wie üblich von ihrer vornehmen Seite und ganz vormittagsstill.
    Bei Fiedlers keine
Menschenseele, und soweit das Auge reichte, parkte kein schwarzer Kombi.
    Die vier vom TKKG schoben ihre
Räder durch die Pforte, stellten sie hinters Haus in den Schatten.
    Tim sah in den Briefkasten.
Leer.
    Sie zogen sich hinter die
Büsche zurück, Klößchen streckte sich auf den Rasen und holte eine Schoko-Tafel
hervor.
    „Ich bewaffne mich mal für alle
Fälle“, meinte Karl und lief nochmal hinters Haus.
    Er brachte zwei Knüppel. Den
einen für Klößchen.
    „Und ich?“ fragte Gaby.
    „Du führst Protokoll“, lachte
Tim. „Achtung! Nanu?“
    Ein Wagen hielt an der Pforte.
    Tim spähte durch die Büsche.
    „Das Postauto“, informierte er
seine Freunde leise, „aber nicht Duckhaupt. Ein anderer — Leute, der schleppt
sich halb tot.“
    Verblüfft beobachteten sie, wie
ein junger Postbeamter zwei große, offene Kartons zum Briefkasten trug. Die
Kartons waren mit Briefen gefüllt. Statt sie einzuwerfen, klingelte der Postler
an der Tür. Natürlich öffnete niemand.
    „...ohne mich, verdammt!“
murrte der Mann. „Ich habe gleich meine Pause.“
    Er schob die Kartons unter den
Briefkasten, schlappte zum Wagen zurück und fuhr ab.
    Tim lachte auf. Auf flacher
Hand hielt er seinen Freunden einen Schlüssel hin.
    „Der 117. aus Karls
Altschlüsselschatz! Wird nun nicht mehr gebraucht.“
    „Das nenne ich einen
Post-Eingang“, meinte Klößchen.
    „Ich seh nach“, sagte Tim.
    Nach Sekunden war er zurück,
einen Stapel Briefe in der Hand.
    „Ihr dürft staunen.“ Er zeigte
die Absender. „Alle aus Deutschland-Ost. Magdeburg, Eisleben, Halle, Leipzig,
Torgau, Senftenberg. Die andern Briefe auch. Es sind 577.“
    „Hahah!“ lachte Klößchen. „Hast
du die eben gezählt?“
    „Der Postzusteller hat einen
Zettel draufgelegt: 577 Briefsendungen für Hever GmbH. Ah, seht mal! Der hier
ist aufgegangen. Schlechte Gummierung. Wußte ich’s doch. Und der hier auch.“
Sein Finger bohrte. „Gaby, guck weg! Ich muß das Briefgeheimnis verletzen.“
    Ein 50-DM-Schein flatterte aus
dem ersten Kuvert — dann auch aus dem zweiten. Auf dem Begleitbrief des ersten
war ein ausgeschnittenes Inserat aufgeklebt.
    „Eine Anzeige“, sagte Tim. „In
Deutschland-Ost hat sie offenbar ihre Zielgruppe erreicht. Und so geht das. Ich
lese vor: Die Firma Hever GmbH bietet Heimarbeit an. Herstellung von
Modeschmuck und Geschenkartikeln. Monatlicher Verdienst 1200 bis 1800 DM. Für
die Vergabe wird eine einmalige Bearbeitungsgebühr von 50 DM erhoben. Zusendung
des Materials erfolgt innerhalb einer Woche. Bitte, Adresse deutlich
schreiben.“
    Für einen Moment herrschte
Stille.
    „Und so viele“, sagte Karl
erschüttert, „fallen darauf rein? Ich glaube, unsere mitteldeutschen
Mitmenschen sind zwar gewöhnt an politische Verbrecher, aber noch nicht an die
aus der freien Marktwirtschaft. 50 DM für nichts — und das mal 577. Sind
exakt... äh... 28 850 DM. Es hätte sich gelohnt für...“
    „Pst!“ machte Tim. „Das
Gartentor quietscht.“

25. Low-Kick ans Knie
     
    Brestler chauffierte. Wolmhus
rieb sein Gesicht. Beide hatten gestern zuviel Bier getrunken und fühlten sich
müde. Der schwarze Kombi rollte in Richtung Lindenhof-Allee.
    „Wette gilt“, meinte Brestler.
„Ich sage, es sind über 100 Zusendungen. Und in den nächsten Tagen kommen
nochmal so an die 300. Danach flaut’s dann ab, und wir können den Briefkasten
wegnehmen.“
    „Heute über 150“, hielt Wolmhus
dagegen, „und insgesamt über 500.“
    Zehn Minuten später erreichten
sie ihr Ziel.
    Brestler fuhr langsam. Sie
spähten umher. Nichts Verdächtiges war zu sehen.
    Ungeniert parkten sie vor dem
Fiedler-Grundstück und gingen durch die Pforte.
    „Mich haut’s um“, meinte
Brestler, als sie vor den Kartons standen. Er nahm den Zettel. „577! Charles,
wieviel ist

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