Die Goldhaendlerin
gekommen, sich auszuziehen, sondern hatte ihr Kleid und die Unterröcke bis zur Taille gerafft und bot dem Markgrafen ihren bloßen Unterleib dar. Ihre fleischigen Brüste mit den blassrosa Spitzen waren nun endgültig aus dem Mieder geschlüpft und schaukelten im Takt der Stöße des Mannes hin und her.
Lea hatte noch nie so viel Abscheu vor anderen Menschen empfunden wie in diesem Augenblick. Das Gesicht das Narren drückte denselben Ekel aus. Er kroch aus dem Bett, packte ein am Boden liegendes Hemd und begann unbeholfen, Leas Bein zu säubern. Die Berührung war ihr so unangenehm, dass sie ihm das Kleidungsstück aus den Fingern wand, um sich selbst zu reinigen.
Der Narr las unterdessen ihre Sachen auf und reichte sie ihr.
»Du solltest dich anziehen und verschwinden, Jungfer Jüdin. Wenn unser markgräflicher Beschälhengst so richtig in Hitze gerät, wird er dir doch noch das Häutchen sprengen wollen. Und vergiss die zweihundert Gulden nicht, sonst müsste ich es bedauern, dich nicht bestiegen zu haben.«
Lea zog sich mit bebenden Händen an und versuchte dabei das obszöne Gestammel zu ignorieren, das die kopulierenden Paare von sich gaben. Den Blick starr nach vorne gerichtet, um nichts mehr von dem gottlosen Treiben um sich herum mit ansehen zu müssen, rannte sie zur Tür und schlüpfte hinaus. Zu ihrer Erleichterung war auf dem Flur niemand zu sehen. Die Schande, von den hohen Herrschaften als Gegenstand zur Steigerung der eigenen Lust benutzt worden zu sein, fraß sich wie Säure in ihre Seele, und an der Stelle, die der Narr mit seinem Samen beschmiert hatte, brannte ihre Haut wie Feuer. Sie fühlte sich so besudelt, als hätte man sie in Schweinekot gewälzt. Kopflos lief Lea durch ein Gewirr von Treppen und Fluren, bis sie nach einer halben Ewigkeit den Burghof erreicht hatte, und schritt dann starr und steif wie eine lebendig gewordene Statue durch das Tor. Die Wachen hielten sie nicht auf, brachen aber bei ihrem Anblick in ein höhnisches Gelächter aus. Aus Angst, die Männer könnten sie verfolgen und ihr Gewalt antun, begann sie zu rennen und hielt erst an, als sie gegen die eigene Haustür stolperte.
Jochanan, der ihr öffnete, blickte sie entgeistert an und fragte etwas, doch sie schlüpfte nur stumm an ihm vorbei und lief die Treppen hoch in ihre Kammer. Sie mochte ihr Gewand jedoch nicht in dem engen Raum ausziehen, um nicht auch noch ihr Bett oder ihre Truhe damit zu beschmutzen. Von einem plötzlichen Impuls getrieben verließ sie das Zimmer und stieg in den Keller hinab. Am Ende des Ganges, hinter einer unauffällig in den Boden eingepassten Falltür, befand sich der Eingang zum Schachtbad, das ihr Großvater in die Erde hatte treiben lassen.
Während Lea sich mit heftigen Bewegungen die Kleidung vom Leib riss, kam Sarah herunter und starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an, schloss aber den Mund wieder, ohne die Frage zu stellen, die ihr offensichtlich auf der Zunge lag. Lea wollte sie schon wegschicken, da sie nicht die Kraft hatte, das Erlebte jemandem mitzuteilen. Doch dann sagte sie sich, dass sie an ihrer Wut und ihrem Ekel ersticken würde, wenn sie Sarahs Trost zurückwies, und begann mit leiser Stimme zu berichten. Sarah hörte ihr mit verkniffenem Gesicht zu und hob dabei die Kleidungsstücke auf, die Lea von sich warf. Als sie begann, die Sachen sorgfältig zusammenzulegen, winkte Lea mit beiden Händen heftig ab. »Verbrenne das Zeug! Ich werde es nie mehr anrühren.«
Sarah warf einen bedauernden Blick auf die feinen Stoffe und die Stickerei, an der Lea so lange gesessen hatte, nickte aber verständnisvoll. Die Perücke schob sie jedoch unter ihre Schürze, denn die würde Lea noch brauchen. Der Rest konnte ihretwegen vom Feuer verzehrt werden. Dann sah sie, dass Lea die Tür zum Schachtbad öffnete und so nackt, wie sie war, hineinsteigen wollte.
Schnell vertrat sie ihr den Weg. »Nein! Nicht in die Mikwe! Die darf ein Mädchen nur am Vorabend ihrer Hochzeit betreten. Ich bringe dir ein Tuch, in das du dich hüllen kannst, und schütte dir Wasser in den Badebottich …«
In Leas Blick spiegelten sich das ganze Entsetzen, die Scham und der Ekel, die sie in der Burg empfunden hatte, und Sarah begriff, dass das Mädchen in der Dunkelheit der Mikwe allein sein wollte. So gab sie ihr mit einem tiefen Seufzer den Weg frei. In diesem Moment fühlte die Wirtschafterin sich zu alt, um all das Unglück ertragen zu können, das über die Familie hereingebrochen war. Mit
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