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Die Goldhaendlerin

Die Goldhaendlerin

Titel: Die Goldhaendlerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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schwerfälligen Bewegungen verließ sie den Vorraum zum Schachtbad und wankte den Gang entlang, während sie Gott stumm um Gnade anflehte. Als sie die Kellertreppe hochstieg, sah sie Saul draußen stehen und horchen. Kurzerhand kehrte sie um und begann, in einem der kleinen Gewölbe Vorräte umzuschichten. Auf diese Weise konnte sie wenigstens dafür sorgen, dass Lea ungestört blieb. Unterdessen tauchte Lea in das eiskalte Wasser des Schachtbads und scheuerte ihre Haut, bis sie das Gefühl hatte, nur noch aus rohem Fleisch zu bestehen. Doch sie vermochte weder die Schande abzuwaschen noch die nagende Angst vor den Schergen des Markgrafen abzuschütteln, die jeden Augenblick erscheinen konnten, um sie und ihre Familie ins Elend zu treiben.

Zweiter Teil

    Samuel

1.
    Es war so still im Haus des Juden Jakob Goldstaub, als hätte ein böser Geist die Menschen darin in körperlose Schatten verwandelt. Als Lea die Treppe hinabstieg, füllte es sich jedoch mit einem Murmeln und Raunen, das aus jeder Ecke zu kriechen schien. Sie versuchte, ihre Beklemmung abzuschütteln, schlich aber dennoch auf Zehenspitzen den Gang entlang und öffnete so lautlos wie möglich die Tür zu Eliesers Zimmer, in dem sich die anderen Angehörigen des Haushalts versammelt hatten, um der Toten zu gedenken. Rachel, die zwischen den Mägden Merab und Gomer auf einer Matte hockte, machte ein abweisendtrotziges Gesicht, denn sie war strikt dagegen gewesen, die Feier so überstürzt abzuhalten. Sarah, Jochanan und Ketura hatten Leas Wunsch jedoch lebhaft unterstützt, aus der festen Überzeugung heraus, der Markgraf würde sie binnen weniger Tage aus der Stadt jagen lassen.
    Elieser, der den Streit hätte entscheiden müssen, lag meist in halber Bewusstlosigkeit da oder phantasierte im Fieberwahn, und Saul, der zweite Knecht, hatte ebenfalls für Leas Vorschlag gestimmt, denn er hatte keine Lust, eine weite, gefährliche Reise auf sich zu nehmen, um einen Rabbiner zu holen, der das Kaddisch für die Verstorbenen hätte sprechen können. Da er aber auch zu faul war, sich mit Thora und Talmud zu beschäftigen, und sich nicht selten den Ritualen und Zeremonien entzog, die für einen frommen Juden Pflicht waren, fiel Gerschoms Sohn Jochanan die Aufgabe zu, aus dem Buch Hiob zu lesen und die Hinterbliebenen zu trösten.
    Lea setzte sich leise zu den anderen, um die feierliche Stimmung nicht zu stören, aber sie brachte es nicht fertig, sich dem Trost der heiligen Worte zu öffnen. Ihre Gedanken galten weniger den Toten als den Lebenden, und die Angst um die Menschen um sie herum vermischte sich in ihr mit Scham und Wut über das üble Spiel, das man auf der Burg mit ihr getrieben hatte. Aus Sarah hatte sie noch am gleichen Abend alles über die Verhältnisse dort oben herausgelockt, und was sie erfahren hatte, ließ sie für die Zukunft ihrer Familie schwarz sehen. Der Markgraf war seit einigen Jahren Witwer, und da er einen Thronerben besaß, hatte er nicht mehr geheiratet, sondern nahm häufig wechselnde Beischläferinnen zu sich. Seine derzeitige Favoritin war die Tochter eines Gastwirts, die der Bequemlichkeit halber gleich ihre Schwester mitgebracht und zur Geliebten des Sekretärs gemacht hatte. Die beiden Frauen stachelten ihre Liebhaber zu einem ausschweifenden Lebenswandel an und gaben das Geld schneller aus, als der Steuerpächter es eintreiben konnte.
    Sarah hatte mit ihren Erzählungen nicht nur Leas Ängste gesteigert, sondern sich auch ihren Zorn zugezogen, denn Lea machte es ihr zum Vorwurf, dass die Alte sie nicht vor ihrem Gang zum Markgrafen über die Zustände oben im Schloss aufgeklärt hatte.
    Jetzt, wo Lea die Ausweisung aus Hartenburg für unabwendbar hielt, beunruhigte sie Eliesers schlechter Zustand noch stärker. Hatte es während der Reise noch so ausgesehen, als würde er seine schweren Verletzungen überstehen, stand nun zu befürchten, dass er dem Ende entgegendämmerte, denn in der letzten Nacht war sein rechter Unterschenkel, den der Mob in Sarningen mit einem Tischbein zerschlagen hatte, stark angeschwollen, fühlte sich heiß an und hatte sich verfärbt. Der Einzige, der Elieser vielleicht noch retten konnte, war Veit Steer, der Wundarzt, aber der war zu einem Verletzten außerhalb der Stadt gerufen worden und wurde erst gegen Abend zurückerwartet.
    Ein heftiges Pochen unten an der Haustür unterbrach Jochanans Hioblesung. Die verschreckten Bediensteten rückten zusammen und starrten Lea ängstlich an. Auf ihren Wink

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