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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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einer Eisblume am Fenster, aus einer winzigen wurde eine große. »Ich brauche eine Ingredienz, die ich nur dort finden kann.«
    In den klugen Augen der Prinzessin, so verquollen die Lider auch waren, las Aurelia, dass sie begriff. »Ich kann doch meinem Vater nicht den Schlüssel stehlen.Wenn er es merkt?«
    »Ihr leiht ihn Euch nur aus. Mehr nicht.« Aurelia reichte ihr die Hand, half ihr auf. Sie holte tief Luft und legte Zuversicht in ihre Stimme. Sie durfte die Prinzessin ihre eigene Unsicherheit nicht spüren lassen. »Danach kann ich den Kaiser reichlich mit Gold beschenken.«
    »Es gibt keinen anderen Weg? Fürst Laszlo würde mir gewiss helfen, wenn …«
    Der Ungar zog wohl gerade von Adelssitz zu Adelssitz, wenn ihn nicht schon Räuber zur Geisel genommen hatten. Auf seine Hilfe war kein Verlass. »Ich muss ins Privatkabinett. Noch heute Nacht!« Sie hatte die Schreiber bei Tisch die geheimen Schätze des Kaisers rühmen hören, dort fand sie gewiss edelreines, weiches Gold ohne zu viel Kupfer.
    Die Prinzessin schluckte hörbar. »Schwöre auf deinen Meister, Hexe!«
    Aurelia hob die Rechte.
    »Schwört ihr Hexen nicht mit links?«, fragte Margret mit vor Furcht schwankender Stimme.

    Aurelia ging über die Frage hinweg. »Ich schwöre dir bei Gott, dass ich dich heilen werde«, sagte sie. Allerdings erst, wenn sie selber nicht mehr in Lebensgefahr schwebte. Dann schlug Aurelia das Kreuz.
    Sie trat zum Astrolabium. In Köln hatten sie selbst solch ein Instrument aus der gleichen Konstanzer Werkstatt besessen. »Seht, die Sonnenkugel in der Mitte lässt sich aufschrauben. Legt dort den Schlüssel in einem Tüchlein ein, dass er nicht gegen die Schale klappert, wenn einer die Kugeln dreht. Dann lasst es mir von Eurer Dienerin ins Turmstübchen bringen.«
    »Die mit dem schiefen Ohr ist die Einzige, die sich nicht vor mir ekelt.« Die Prinzessin rang schon wieder mit den Tränen. »Das Kabinett liegt hinter der Privatkapelle. Was ist mit den Wachen?«, fragte sie.
    »Die lasst meine Sorge sein.« Aurelia verneigte sich tief, wandte sich um und entriegelte die Tür. »Morgen Mittag bringe ich die Planeten zurück für Eure nächste Stunde.«
    Hatte sie wirklich ruhig geklungen? Ihr Herz klopfte bis zum Hals. Selbst wenn heute Nacht alles gutging, selbst wenn sie die Wächter überwinden konnte. Eines verhinderte immer noch, dass sie die Wandlung wagen konnte: Sie wusste immer noch nicht den Namen der dreizehnten Ingredienz. Wenn er ihr doch nur endlich einfiele.

44
    E s blieb Aurelia nicht viel Zeit. Nur mitten in der Nacht schlief der ganze Palast, lagen die Diener in den Winkeln der Gesindehäuser bei den Mägden, schnarchten die alten Weiber in den Aufwartstuben der hohen Frauen und fiel das Kinn bei den meisten Wächtern auf die Brust.
    Kaum hatte die Dienerin ihr das Astrolabium gebracht, hatte Aurelia den wie eine gespreizte Feder geformten Schlüssel unter dem Schraubdeckel der Sonnenkugel herausgefischt. Nun schlich sie im Dunkeln aus ihrem Turmstübchen die Stiege hinab. Sie durfte kein verräterisches Licht anzünden.
    Der Weg hinüber zum Wohntrakt des Kaisers über die Hauptgalerie wäre nicht weit gewesen, aber dort standen zu viele Wachen. So ging Aurelia lieber so leise wie möglich durch die Speicher unter dem Burgdach entlang.
    Von dort führten Gesindetreppen hinunter bis in den Keller. Aurelia zählte die Stufen, sie musste auf der Höhe des zweiten Stockwerks angelangt sein … da ertastete sie die Lücke in der Mauer.
    Dahinter schimmerte nur ganz fahl ein Lichtlein vor der Hauskapelle. Ein Wächter saß eingenickt davor, Spieß und Dolch vor der Brust verschränkt, sein Kopf lehnte an der geschnitzten Tür mit Glaseinsatz.
    Aurelia zog den getränkten Bausch, den sie im Laboratorium in Leder eingewickelt hatte, aus ihrer Tasche. Schlich sie sich zu langsam an, würde der Mann den scharfen Dunst riechen und wach werden, kam sie aber zu schnell heran, hörte er womöglich ihre Bewegungen. Doch zögern durfte sie
keinesfalls, sonst wirkte der Dunst bei ihr selbst und alles war verloren.
    Jetzt! Aurelia sprang vier, fünf große Schritte weit, einfach auf den Wachmann zu.
    »Hm? Was ist los?«, grummelte er und nahm schon den Kopf von der Wand.
    Als er gerade die Augen aufschlug, stand Aurelia vor ihm und klatschte ihm den Bausch mit der flachen Hand aufs Gesicht. So tief wie möglich brummte sie: »Ich bin der Herzog Rothemund, tu allzeit meinen Fehler kund. Raub Kind und Herd, und all was

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