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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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nur die Stämme mit der Axt spalten, dann werde man schon sehen.«
    Von Rüdesheim wandte sich einem jungen Kirchenknecht zu, der ihm ein Pergament reichte.
    »Das haben wir beim Kutscher gefunden. Wohin mit den Männern? Zwei wachen gerade auf«, sagte der Knecht.
    »Schafft sie in das Kirchenverlies. In der Nacht bringt sie dann weiter zum Augustinerkloster, der Abt dort weiß Bescheid«, befahl der Legat.
    »Was wird aus den Landsern?«, fragte Aurelia.
    »Nichts. Sie liegen vier Wochen bei Wasser und Brot in einem feuchten Keller.Wenn alles vorbei ist, lasse ich sie laufen.« Er rollte das Pergament auseinander.
    Aurelia überflog die Schrift. … nur dem Grafen Hunyadi zu übergeben an der Grenze …
    »Sie wären also sowieso abgelöst worden«, sagte von Rüdesheim. »Umso besser. Ich wähle die stärksten meiner Knechte aus. Die werden in den Gewändern der Kerle den Wagen übergeben.«
    Ein Diener in kaiserlichem Gelb mit roten Tressen näherte sich vom inneren Tor. Er verbeugte sich vor dem Legaten, der schnell das Pergament einrollte. »Herr, der Kaiser schickt nach Euch.«
    »Ausgerechnet jetzt.« Er rieb sich über die Stirn. »Wenn der Kaiser wieder einen Wutausbruch hat … Das fehlt mir noch, dass die Verhandlungen in letzter Sekunde scheitern.« Sein Blick verfinsterte sich.
    Aurelia nickte ihm beruhigend zu. »Ich achte noch genau darauf, dass der Schein in allen Einzelheiten gewahrt bleibt, keine Sorge.«
    »Hört auf Heliodor«, rief der Legat seinen Knechten zu. »Fahrt erst los, wenn er es euch erlaubt.« Er wischte sich die
Schuhsohlen an einem Rundstein der Torführung sauber. »Jesusmaria, was für ein Dreck«, fluchte er.
    Jesus und Maria, in der Tat . Aurelia dankte dem Himmel, dass auch dieser Teil ihres Planes aufgegangen war.
     
    »Setzt euch zwischen die Fässer auf die Stämme. Aber versteckt den Morgenstern und die Schilde wieder unter der Plane.« Es hatte nicht lange gedauert, bis die vier stärksten Kirchenknechte die grauen Feldarbeiterkleider angelegt hatten. »Spannt die Pferde ein«, rief Aurelia den anderen zu. Sie lief zum äußeren Tor vor und stieg die vier Stufen ins Sperrwerk hinauf.
    Der alte Wächter kaute auf einem Pfriem. »Seid Ihr mit dem Umspannen fertig, Herr?«, fragte er nur. Die Erfahrung mit den Launen der Burgherrn lehrte ihn wohl, so zu tun, als geschähe derlei Auflauf alle Tage.
    »Mach jetzt auf«, befahl Aurelia knapp.
    Der Alte warf sich in die Speichen eines Holzrades, auf dem sich ein starkes Seil aufwickelte. Durch eine schmale Scharte beobachtete Aurelia, wie sich das Außentor langsam in den Angeln drehte.
    Vor den Mauern warteten bereits Karren, Milchmägde und eine Kutsche mit einem Adelsherrn. Langsam ruckelte der Wagen mit den Weinfässern aus der Burg. Die Leute nahmen die Verzögerung gelassen. Auf der Zugbrücke über dem Graben sprachen die Wartenden noch ein Weilchen länger miteinander.
    »Bleibt das Tor offen?«, fragte der alte Wächter.
    »Schließt es erst zur Nacht, so wie üblich.«
    Aurelia nahm den Weg auf der Hofseite über die Außengalerie und blieb an einer Zinne stehen. Draußen über die Gräben rollte der zweite Wagen Richtung Ungarn und sah aus wie der erste. Das war geschafft.

55
    W ieder vergingen viele Tage und eine Nacht fast ohne Schlaf. Aurelia schuftete bei ätzenden Dämpfen, ertrug die Hitze, füllte und leerte schwere Tiegel – immer nur Wandlungen, Wandlungen.
    Seit den Morgenstunden konnte sie kaum einen klaren Gedanken fassen.Woher rührte der Aufruhr, der die Burg vor Stunden erfasst hatte? Warum räumten die Wachen des Kaisers die Kammern in den anderen Kellerteilen unweit des Laboratoriums aus? Hätte Fürst Laszlo mittlerweile Verdacht geschöpft, dann hätte man sie doch nach oben befohlen. Längst wäre sie selbst um Nachricht gegangen, wenn sie nicht die Kleine Wandlung mit dem grünen Schwefel angesetzt hätte. Der Kaiser forderte nun auch Alchemisten-Silber.
    In den Kellergewölben vor dem Laboratorium klirrten auf einmal Schilde, unklare Rufe drangen durch die schwere Bohlentür.
    Oder hörte sie falsch? Sie war selbst schuld, sie aß zu wenig, trank nur Wasser. Aurelia fühlte die ganze Erschöpfung schwer auf sich lasten. Dies ganze Hin und Her zermürbte sie mehr, als sie wahrhaben wollte. Flüchtete sie nicht wie ihr Vater in die Arbeit, statt diesen gefährlichen Ort endlich zu verlassen? Man schrieb schon den 24. Juni 1463. Sie strich sich über die Stirn. Romuald fehlte ihr, sein ruhiger

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