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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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an den Hof genutzt. An der steilen Stiege hoch zum ersten Geschoss des Torturms wartete Aurelia, bis sich ihr Herzschlag beruhigt hatte, sonst fiel sie noch herunter und brach sich das Bein.
    Oben huschte sie bis zu einer schmalen, kaum drei Ellen breiten Scharte in den dicken Mauern des Torturms. Sie erlaubte sich einen Blick in die Tordurchfahrt hinunter.
    »Kein Wort!«, zischte da von Rüdesheim, gegen den sie beinahe geprallt wäre. »Der Wagen fährt gerade unten ein.«
    Der Torturm war aus wuchtigen Mauern errichtet. Zum Burghof hin schlossen die inneren, zu den Wehrmauern und dem Graben hin die äußeren Tore die Durchfahrt ab. Als Aurelia nach unten blickte, schlossen sich gerade die Flügel des inneren Tores zum Burghof hin hinter dem Gefährt.
    Sie hielt ganz still.Von Rüdesheim hatte an alles gedacht. Im Hof selbst würden jetzt Knechte die Angeln der inneren Tore zur Tarnung mit Talg schmieren – und es würde nach üblichen
Arbeiten aussehen, und niemand würde sich darüber wundern, wie lange das Tor geschlossen blieb.
    Die verkleidete Leibwacht Laszlos reckte unten in der Durchfahrt überrascht die Hälse. Kein Wunder, standen die inneren Tore doch außer zu Kriegszeiten fast immer offen. Aber die äußeren Torflügel vor ihnen waren ebenfalls versperrt. »Passt auf, nehmt eure …«, rief der Kerl in grauem Tuch vom Kutschbock.
    Weiter kam er nicht, weil ein Stein ihn an der Schläfe traf. Er kippte vom Bock. Die Pferde brachen wiehernd durch und zogen den Wagen etwas weiter, vor die schweren Holzflügel des äußeren Tores.
    »Von wegen Weinbergsknechte«, flüsterte von Rüdesheim.
    Die drei anderen Landser des Fürsten zogen unter den Fässern einen Morgenstern und Schilde heraus. Aus den Wehrschächten im wuchtigen Gewölbe der Durchfahrt regneten Steine auf sie herab.
    »Meine Männer«, flüsterte der Legat. Seine Finger spielten auf dem Steinrand der Scharte.
    Der nächsten Salve hielt nur noch einer der Kerle unter seinem Schild stand.
    Einige leere Fässer zerbrachen unter dem Steinhagel, eins der Pferde wieherte wild. Ein Pfeil surrte. »Verdammt …«, verklang ein Schmerzensschrei unterhalb.
    »Wir können hinab, rasch.«
    Zurück ging es schneller, die Stiege schien Aurelia auch weniger steil. Wenigstens hatte das Gold in den Baumstämmen die Burg noch nicht verlassen. Der erste Schritt war getan.
     
    Zwanzig Kirchenknechte? Aurelia betrachtete die weiß und schwarz gewandeten jungen Männer, die sich im Wehrgeschoss des Torturms sammelten. Mönche waren es gewiss nicht: Sie hatten keine Tonsur, sondern volles Haar.

    »Ihr füllt die Wurflager des Tores wieder mit Steinen, so wie ihr sie vorgefunden habt«, befahl von Rüdesheim.
    Aurelia schwindelte es ein wenig auf der nächsten Stiege. Sie folgte dem Legaten hinunter in die Durchfahrt.
    Der sorgte schon für Ordnung. »Ihr zwei da – räumt erst die zerborstenen Fässer vom Wagen herunter. Lasst bloß keinen Splint Holz da droben liegen, hört ihr?« Die beiden Schwarz-weißen nickten nur und erklommen den Wagen. »Dort ist noch eine Daube. Ja, bei deinem Fuß, und den Stein wollt ihr ja wohl nicht liegen lassen!«, herrschte er seine Leute an. Die ohnmächtigen Kerle im grauen Tuch hatten die Kirchenknechte schon weggeschafft. »Spannt den Wagen aus!«, rief der Legat.
    Aurelia erschrak. »Was, wenn Fürst Laszlo gerade in den Hof herunterblickt?«
    »Vom getäfelten Saal in der Reichskanzlei sieht er nur weit hinaus über die Mauern zur Stadt. Sorgt Euch nicht, der Vertrag hat so viele Klauseln, die Herren lesen noch eine Weile.«
    Die beiden Flügel des inneren Tores der Burg gingen langsam auf, zehn Knechte zogen den Wagen mit Menschenkraft zurück.
    Aurelia blinzelte.War sie schon so müde? Doch es war kein Trugbild: Ein zweiter Wagen ohne Pferde, genau gleich anzusehen, wurde ihnen entgegengeschoben.
    »Nicht nur Ihr vermögt zu hexen.« Der Legat lächelte vergnügt. »Wir räumen nur die Fässer um.«
    Aurelia lief schon zum zweiten Wagen. Tatsächlich, dort lag die zweite Serie von sieben Baumstämmen, die aber die jüdischen Handwerker gefügt hatten. Noch in der Nacht hatte sie diese unter den Augen des Legaten mit dem falschen Mindergold befüllt. Dieses zu wandeln war keine große Kunst gewesen: ein wenig Kupfer, ein wenig Zinn, ein paar Steinerden gut verschmolzen. Aurelia stieg auf die Ladefläche, fasste den ersten
Stamm und hob ihn an. Sicher war sicher. »Fürst Laszlo hat nach Ungarn melden lassen, man möge

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