Die Goldmacherin Historischer Roman
hineingleiten.
»Welch Wohlklang.« Fürst Laszlo hielt die Hand in den goldenen Regen, fischte ein Stück heraus und besah es. »Welch Glanz.«
Aurelia war ein paarmal zwischen Holzschuppen und Laboratorium hin- und hergelaufen, während der Fürst die Baumstämme bewacht hatte. Sie gab ihrer Stimme einen beiläufigen Klang. »Man wird dem König von Ungarn gern glauben, dass er über eingeschmolzenes Gold verfügt. Ihr wisst besser als ich, wie viele Magnaten der Sultan der Osmanen schon hat bei ihm aus Gefangenschaft auslösen müssen.«
»Du bist sehr umsichtig. Die Türkenmünzen schmilzt er wirklich ein.« Dem Fürsten fiel eine schwarze Locke in die Stirn. Er warf das Bruchgold in den hohlen Stamm.
»Sind Eure Holzknechte, die die Fuhre nun aus der Burg hinausschaffen, wirklich verlässlich?«, fragte Aurelia.
Laszlo erhob sich und rückte den Fellumhang zurecht. Seine grünrote Jacke betonte seine kräftige Brust. »Die vier stammen von meinen Weingütern. Es fällt nicht auf, wenn sie mir volle Fässer an den Hof bringen und geleerte zu ihren Dörfern zurückschaffen. Auf die Holzscheite wird niemand achten.«
Seine Siegesgewissheit mochte die Prinzessin einwickeln, doch auf Aurelia hatte sie keine Wirkung mehr. Sie hatte sich von seinem Einfall, sich von den Knechten begleiten zu lassen, mit Absicht wenig begeistert gezeigt, nur damit der Fürst erst recht darauf bestand. »So laden wir auf.«
Sie trugen die sieben kurzen Holzstämme nach vorn auf einen Wagen, vor dem schon zwei Pferde eingeschirrt standen.
»Das war der letzte.« Aurelia holte Luft. Ihr Kreuz schmerzte. Wie überhaupt alle ihre Glieder schmerzten und ihre Lider brannten. Sie hatte kaum ein Auge zugetan, sondern die ganze Nacht im Laboratorium Laugen und Salz für die nächste Goldwandlung gesotten.
»Nun die leeren Fässer, aber nur mittlere, wie wir sie in
Ungarn nutzen.« Der Fürst begab sich zur Wand vor den in Bündeln aufgestapelten Anfachreisern, wo sich die leeren Weinfässer befanden. »Du rollst, ich räume sie auf die Stämme.«
Es ging schneller als gedacht. Laszlo hatte den Fellmantel an einen Haken gehängt und ließ die Fässer einfach auf die Ladefläche fallen. »Die Knechte werden schon noch Ordnung auf dem Wagen schaffen, sind sie erst einmal aus der Burg damit.«
Ja, wenn sie denn so weit kämen. Aurelia wandte sich lieber um, für den Fall, dass ihr Gesichtsausdruck etwas verriet, und griff ihren Beutel. »Ihr gebt den Knechten Geleit?«, fragte sie absichtlich dumm.
»Dass jeder das Maul aufsperrt? Nein, die Knechte sind meine Leibeigenen, die kennen ihren Platz.« Laszlo öffnete das Tor des Schuppens einen Spalt und pfiff kurz.
Vier kräftige Gestalten in grauem Feldarbeitertuch schlüpften herein und bestiegen wortlos Bock und Ladefläche. Zwei stapelten gleich die Fässer ein wenig auf, damit sie sitzen konnten. Aurelia ließ sich nicht blenden: Die Lumpen an den Leibern trugen diese fleischbepackten Kerle nur heute. Das waren keine Weinbergsknechte, sondern eher kampfgewohnte Leibwächter.
Der vorgebliche Kutscher nahm die Zügel, der Wagen rollte hinaus. Laszlo wartete einen Augenblick. »Ich gehe zurück in den Palast. Der Vertrag ist nun ausgehandelt, ich werde die Urkunden gleich vor dem päpstlichen Legaten gegenlesen. Der Kaiser Friedrich III. wird König Matthias Corvinus sogar als seinen Sohn adoptieren, auch wenn das kaum mehr als eine formale Ehre bedeutet.«
Von Rüdesheim hatte es fein so eingefädelt, dass der Fürst in der Kanzlei beschäftigt sein würde, wenn der Wagen aus dem Palast fuhr.
»Bald schon wirst du die Großzügigkeit der Ungarn am
Hofe von Matthias kennenlernen. Dagegen ist diese Burg ein Trauerhaus.«
Aurelia verbeugte sich kurz. »Auf bald.«
Alles hing von den nächsten Minuten ab.
Kaum war Aurelia mit dem leeren Wasserbeutel auf dem Rücken vom Holzschuppen am Backhaus vorbei zur Käserei gelangt, schlüpfte sie dort in den kleinen alten Turm, durch den das Gesinde gern ging. Die Wendeltreppe hatte sehr breite Stufen, da trugen sich die Lasten leichter zu den Sälen.
»Die Zofe der Gräfin Elster ist schon wieder nicht beim Ankleiden …«, hörte sie die Mägde schwatzen.
Aurelia rannte an den plappernden Dienerinnen vorbei nach oben. Sie hatte sich die Wegbeschreibung genau eingeprägt. Ein paar Gänge noch, einmal über die Außengalerie, um den Bergfried und am Pechlager vorbei. Sie geriet außer Atem.
Das Leitha-Tor wurde meist für die Lieferungen
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