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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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den Fellmantel vom Boden auf und lief hinaus.
    »Hört auf des Kaisers Befehl, Heliodor. Schafft ihm das Sprengpulver, selbst wenn wir es nicht brauchen.« Der Legat richtete seine Ärmel. »Der Jähzorn der Habsburger vererbt sich leider in diesem Geschlecht. Nichts darf ihn heute kränken.«
    Aurelia würde den Aufruhr in der Burg nutzen, aber nicht für Türkenpulver und Sprengwerk. »Seid Ihr mir nichts schuldig hierfür?«, sagte sie und trat auf von Rüdesheim zu. »Wo genau dient Romuald dem Kaiser?«
    Er sah sie von der Seite an. »Was habt Ihr schon getan? Wir hätten Kaiser Friedrich auch dazu gebracht zu verhandeln. So geht es bei jedem seiner Ausbrüche.«
    Der alte Schreiber nickte über seinem Pergament.
    So leise, dass es der Alte nicht hören konnte, fuhr von Rüdesheim fort: »Erst muss die Stephanskrone sicher in Ungarn angekommen sein, vorher sage ich nichts.« Mit erhobenem Haupt schritt er aus dem Saal.
    Aurelia hätte ihn am liebsten an seinem prächtigen Mantel festgehalten und geohrfeigt.
    Warte nur, schwor sie sich auf der Großen Treppe auf dem Weg zurück hinunter ins Laboratorium, das büßt du mir, Kirchenmann .

56
    A urelia hielt sich im Burghof im Schatten, mochten die Wachen und Dienstleute auch durch die Sonne hetzen. Ein Glück, dass der Kaiser vergessen hatte, dem Alchemicus Heliodor einen festen Platz bei der Verteidigung der Burg zuzuweisen. So wartete niemand auf sie.
    Sie nahm den Weg durchs Gesindehaus. Der Speisesaal war verwaist, viel Holzgeschirr stand verlassen auf den Bänken, es roch nach Holunderpfannkuchen. Aurelia würde sich nach oben in ihre neue Stube schleichen und ein Bündel zusammenpacken. Das Verhalten des Legaten verhieß nichts Gutes. Wer weiß, wie weit er sein Ränkespiel auf ihre Kosten noch trieb? Es war besser zu fliehen. Die Abordnung des Vermittlers Pasemeyer kehrte sicher noch vor Sonnenuntergang zurück, dann würde man noch ein paar Gesandte aus fremden Ländern aus der Burg hinauslassen. In anderer Verkleidung würde sie sich vielleicht unter deren Gefolge mischen können.
    Sie durchquerte den Saal zum Stiegenhaus.
    »Verdammt! Wohin jetzt?«, rief eine raue Stimme hinten im Saal.Aurelia drehte sich auf der Treppe um. Grüngelbe Dienstmänner in Harnisch? Besetzten sie das Dach zum Graben hin?
    »Oben zu den Zofenstuben!« Die Männer rannten, dass ihre Absätze durch das Stiegenhaus hallten. Aurelia hetzte die Stufen hinauf, damit die Kerle auf der Treppe Platz hatten. Im ersten Stock wich sie zum Abtritt hin aus.
    »Ha!« Der erste Geharnischte tauchte auf und lief geradewegs auf sie zu. »Deckt den Gang links und mach die Treppe
dicht, João.« Die vier Männer waren alle jung und ihr Haar schwarz, gut gestutzt wie bei den Leuten der Kaiserin, Portugiesen vielleicht, die den Trakt sichern sollten oder …
    Aurelia begriff zu spät.
    »Packt ihn!«, schrie der Dritte.
    Zwei, vier Arme umklammerten sie an Leib und Beinen, hoben sie einfach hoch und trugen sie fort. Aurelia ärgerte sich maßlos über ihre eigene Dummheit. Sie versuchte erst gar keine Gegenwehr, dabei hätten sie ihr nur das falsche Haar vom Kopfe gerissen.
    »Leicht ist er und dünn.«
    »Selbst schuld, wenn er beim Kaiser nichts frisst. Ich bin um jedes Hühnchen froh.«
    Sie trugen sie so, dass Aurelia die Türen, die die beiden anderen Knechte öffneten, immer erst sah, wenn sie schon wieder hinter ihr ins Schloss fielen.
    Geschnitzte Widder an den Angeln? Sie trugen sie zu den Stuben der Kleinen Prinzessin!
    Die Teppiche auf den Dielen milderten den Schritt, die Tritte wurden leiser, wieder schlugen Türen auf und zu. Wieder sah sie Widderköpfe an den Angeln, nur diesmal in hellem Buchenholz.
    »Werft ihn auf den Boden!«, ertönte Margrets Stimme.
    Aurelia landete unsanft auf dem Teppich mit dem eingewebten Wappen Portugals, rollte einmal herum und hielt geistesgegenwärtig ihren Bart fest. Sie kam vor kleinen Füßen in roten Stoffschuhen zu liegen.
    »Ich komme mit ihm zurecht. Zwei von euch halten am Treppenhaus Wache, die anderen beiden verriegeln unten die Tür zum Frauentrakt. Los!«
    Aurelia regte sich lieber nicht. Sie hörte die Wachen die Türen der kleinen Kammer schließen. Die Luft roch abgestanden. In diesem engen Raum wurde die Bettwäsche für den
Winter verwahrt. Staub tanzte im Sonnenlicht, das durch das kleine Fenster hereinfiel.
    Mit dem linken roten Stoffschuh trat ihr die Kleine Prinzessin an die Brust. »Und nun zu dir, Hexe. Steh auf.«
    Aurelia

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