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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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solches Gefolge gebührt ihr doch!«, rief Laszlo aus.
    Der Kaiser schob ihn mit dem Ellenbogen aus dem Weg, drehte sich um und erblickte Aurelia.
    Hinter dem Rücken des Kaisers legte von Rüdesheim unvorsichtig den Finger an die Lippen. Hielt er sie für so dumm?
    Der Kaiser blinzelte nur kurz. »Heliodor, da seid Ihr endlich. Wie viel Sack Sprengpulver könnt Ihr mir bis zum Abend machen?«
    Aurelia unterdrückte ein Lächeln, das sich gegen ihren Willen auf ihre Lippen schleichen wollte – so ahnte er also nichts von dem Mindergold in den ungarischen Truhen, die man ihm überbracht hatte. »Zwei«, antwortete sie dem Kaiser. »Wenn ich im Hofe draußen den metallurgischen Brei im Sonnenschein darren kann, dann fünf.«
    »Die Verteidigung der Burg geht vor. Fangt sofort damit an und …«

    »Imperator, haltet ein.«Von Rüdesheim stellte sich vor den Kaiser, der ihn um Haupteslänge überragte. »Ihr zerstört den möglichen Friedensschluss mit Ungarn.«
    »Besser als meine Herrschaft in meinen Erblanden und im Reich«, schnaubte der Kaiser.
    Aurelia begriff, was den Herrscher so in Unrast setzte. Letzten Winter erst hatte er nur um Haaresbreite die Belagerung durch seinen Bruder Albrecht in der Wiener Burg überstanden. Er zappelte wie ein gebranntes Kind, dem man die Vorzüge des Feuers preisen wollte.
    »Die ganze Allianz gegen die Türken wird vom Papst …«, begann von Rüdesheim, doch er wurde grob vom Kaiser unterbrochen.
    »Meine Margret hat Recht, ich sollte nicht zu sehr auf Euch hören. Es geht Euch mehr um das Wohl der Kirche als um meines.« Er stieß den päpstlichen Legaten weg, fast in des Fürsten Arme.
    Laut barsten Nähte, als der Ungar sich mit einem einzigen unerwarteten Griff das rotgrüne Wams aufriss. Er stand mit blanker Brust vor dem Herrscher. »Ich gebe mein Blut dafür, dass unser König nur die Stephanskrone heimführen will.«
    Der Kaiser lachte bloß, es klang wie ein böses Bellen.
    Aurelia trat vor und verneigte sich tief. »Mein Herrscher, erlaubt Eurem einfachen Diener ein Wort.«
    Der Kaiser, der eben noch wutentbrannt die Faust in die Luft gereckt hatte, blickte so überrascht, dass er sie fallen ließ. Seine Mundwinkel zuckten, dann sagte er: »Manch Kaiser hätte besser auf sein Volk gehört. Sprecht, Alchemicus. Ihr kennt die verborgenen Geheimnisse der Erden, vielleicht versteht Ihr ja auch etwas von den Wirren an ihrer Oberfläche.«
    Mit gebrannten Kindern musste man sehr behutsam umgehen. »Wählt einen Abgesandten, dem Ihr wirklich vertraut, schickt ihn hinaus zu den Ungarn. Lasst ihn verhandeln, wie
die Übergabe der Krone in allen Ehren vollzogen werden soll, ohne dass die Burg gestürmt werden kann.«
    Von Rüdesheim und Fürst Laszlo, selbst der alte Kanzleischreiber, alle machten große Augen, als sich des Kaisers Miene sogleich aufhellte. Seine Stimmung war herumgedreht wie ein Wetterhahn im Wind. Auch Aurelia war überrascht, dass sich ein Herrscher solchen Launen hingab.
    »Ja, warum eigentlich nicht … Der Pasemeyer soll es richten.« Der Kaiser wandte sich zum Schreiber. »Setz den Befehl auf und schicke ihn in die Stadt.« Er deutete mit beiden Zeigefingern gleichzeitig auf den Legaten und den Fürsten. »Dem Bürger vertraue ich mehr als Euch. Bis dahin aber befehle ich meinen Wachen, sich für einen Angriff zu rüsten.« Damit stürmte er aus dem Saal.
    Fürst Laszlo riss sich den Fellmantel von der Schulter und warf ihn zu Boden. »Was für ein Narr der Kaiser ist!« Er streifte Aurelia mit einem Blick, im dem sich Sorge und Achtung mischten. »Dass er ausgerechnet auf einen Alchemicus hört …«
    Von Rüdesheim kniff die Lippen zusammen. »Den Rat hätten wir ihm auch gegeben, hätte er nur erst einmal zuhören wollen. Fürst, der Pasemeyer ist ein vernünftiger Mann. Helft ihm beim Ungarnheer und bei König Matthias, damit er dort zuerst mit den verständigen Köpfen reden kann. Ihr wisst, was auf dem Spiel steht.«
    Aurelia fing den Blick auf, den der Legat und Laszlo wechselten: Klar und genau in die Augen des andern war er gerichtet, lange ausgehalten und ohne Wimpernschlag. Ein Blick, den nur Männer tauschen konnten. Bei Räubern hatte sie ihn als Mädchen auf den Straßen das erste Mal beobachtet. Männer konnten eben noch einander mit Äxten bekriegen, drehte sich der Wind und tauchte ein stärkerer Gegner auf, so einte sie die neue Gefahr – sie vergaßen einfach ihre Feindschaft und halfen einander.

    »Ihr habt Recht.« Laszlo raffte

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