Die Goldmacherin Historischer Roman
zahlt der Ungarnkönig ja mit Falschgold für die Stephanskrone!«
Aurelia verzog den Mund. »Wie man es nimmt«, sagte sie spöttisch. »Das echte Gold bleibt ja hier. Und zwar in Eurer Obhut.«
Er rieb sich über das Kinn und dachte lange nach. »Falls jemand etwas entdeckt, könnte ich immer behaupten, ich hätte nur sichergestellt, dass Laszlo nicht das Gold veruntreut, das du für den Kaiser gemacht hast«, sagte er schließlich.
Aurelia nickte. »Ihr haltet einen Trumpf in der Hand.«
»Und nur wir beide wissen, dass das Gold der Ungarn falsch sein wird.« Das harte Gesicht des Legaten wurde auf einmal wieder so seltsam jugendlich, als freute ihn dieses Täuschungsspiel. »Wichtig für den Frieden ist, dass die Ungarn die Stephanskrone bald bekommen.«
»Was Ihr mit dem echten Gold für den Kaiser dann später bewirken wollt, wird Eure Sache sein, Legat. Ich werde sagen, dass ich mich nur auf Euren Befehl mit dem Fürsten eingelassen habe …«, flocht Aurelia rasch ein.
»Gut.« Von Rüdesheim rieb sich die Nase. »Aber wie wollt Ihr es bewerkstelligen, dass der Fürst keinen Verdacht schöpft?«
Die hölzernen Rosen auf dem Beichtstuhl glänzten im Licht der Morgensonne. Aurelia fühlte ein wenig Zuversicht. »Zuerst nenne ich meinen Preis, den ich von Euch fordere.«
»Sprich.« Er wartete.
»Ich verlange für Romuald einen Entlassungsbefehl aus dem Heer.«
»Mehr nicht?« Sein Blick streifte die Rosen am Stuhl. »Was hat dieser Mann nur an sich, dass du ihn so liebst?«
Aurelia sah ihn stumm an. Gefühle wie die ihren und Romualds würde ein machtgieriger Mensch wie der Legat nie begreifen. »Er wird aus dem Heer entlassen, und Ihr findet einen Weg, wie er hier mit mir bei Hofe leben kann. Schwört mir das bei Gott!«, forderte sie, auch wenn sie nicht viel auf das Wort des Ränkespielers gab.
Rüdesheim bekreuzigte sich und hob die Schwurhand. »Ich schwöre beim Allmächtigen und seinen Heiligen.«
Er brauchte nicht zu wissen, dass Aurelia nicht im Traum daran dachte, länger als irgend nötig mit Romuald am Hofe zu verbleiben. Doch sie wusste genau, dass der Kaiser einen Goldmacher kaum freiwillig ziehen lassen würde.
»Die Schreiber fertigen die Urkunde bis morgen aus.« Der Legat rieb sich den Kirchenmantel über seiner Brust. »Nicht dass du denkst, Hexe, ich würde deinen Plan nicht durchschauen. Wo genau dein Romuald steckt, wohin du die Urkunde schicken musst, erfährst du erst, wenn wir Fürst Laszlo erfolgreich getäuscht haben.« Er ließ sich wieder auf den Beichtstuhl nieder. »Sagt an, He-li-o-dor, wie soll es geschehen?«
Aurelia setzte sich einfach auf die Lehne. Die Gegenerpressung des Legaten machte sie nur umso sicherer, dass er ihrem
Plan wirklich folgen würde. »Vor dem heiligen Sonntag können wir nicht beginnen. Wir brauchen zunächst verschwiegene Drechsler.«
Von Rüdesheim starrte sie ihn, als hätte er von diesem ehrbaren Handwerk noch nie gehört.
54
V on den Juden konnte Aurelia nur lernen. Dieses Volk hatte sein bisschen Geld so oft vor Mördern und Häschern verstecken müssen, dass sie wahrhaftige Meister darin geworden waren. Und manchmal bot eben ein für jeden sichtbares Ding das beste Versteck. Ezechiel hatte die Goldmünzen für die Steine des Kaisers in hohlen Tischbeinen versteckt. Das hatte Aurelia die Eingebung verschafft.Viele Tage hatte sie im Laboratorium verbracht.
»Sechs Baumscheite habt Ihr schon gefüllt«, sagte Laszlo, dem der feine Fellumhang bis zum Gesäß reichte. Er kniete im Holzschuppen neben den in Beinlänge zersägten Stämmen.
»Einen noch«, entgegnete Aurelia. Sie waren allein, dafür hatte der Fürst gesorgt. Im Schuppen lagerte das Holz für die kaiserlichen Kamine, und Aurelia holte hier das Brennholz, das sie im Laboratorium brauchte. Sie zog einen aus Leder zusammengenähten Wasserbeutel vom Rücken, wie ihn viele Handwerker bei sich trugen, damit sie nicht dauernd für Wasser zum Brunnenhaus laufen mussten. Niemand würde ahnen, dass in dem fleckigen Ding schieres Gold verborgen war. »Der Siebte wird nun voll«, sagte Aurelia.
Nur wenn man wusste, welches Astloch man eindrücken musste, drehte sich der Stamm wie ein Schraubdeckel. Fürst Laszlo hatte die Stämme nach Aurelias Angaben hinter der ungarischen Grenze aushöhlen lassen. Sie selbst konnte kaum den von den ungarischen Handwerkern gesägten Riss in der Rinde erkennen. Vorsichtig ließ sie das Bruchgold aus dem Wasserbeutel in den Stamm
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