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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Langeweile im Winterquartier mit der Jagd«, antwortete Gerolf. Die beiden Männer rammten die Querstreben unter den Riegel und verankerten ihn fest. »Bei Pfeddersheim sollen sie schon drei Höfe geplündert haben«, fügte er noch hinzu.
    »Der Rhein ist weit«, winkte der andere ab. »Machen wir, dass wir wieder ins Haus kommen. Bei dem Frost friert einem der Arsch ab.«
    »Hier, deine Mütze.« Aurelia warf sie dem Dienstmann zu. Sein grauschwarzes Haar glänzte feucht von der Anstrengung. »Erkälte dich nicht.«
    Er fing sie auf. »Danke.« Mit zusammengekniffenen Augen richtete er den Blick aber nicht auf ihr Gesicht, sondern über ihre Schulter. »Die Herrin winkt. Ich glaube, sie meint dich.«
    Aurelia drehte sich um, doch vorm Nonnenhaus war die Steintreppe leer. Gerolf zeigte lächelnd in die richtige Richtung. »Drüben beim Kellerhals neben dem Kornspeicher stehen sie.« Er deutete am Ostflügel und den Kuhställen vorbei, wo der verschneite Misthaufen Aurelia die Sicht nahm.
    Dort ging die Äbtissin schon mit Ruth und Senta in den Weinkeller hinab. Aurelia winkte dem Dienstmann zu und lief ihnen rasch hinterher.Warum zählte Enhardis jetzt schon wieder die Fässer nach?
    Sie hielt sich am hölzernen Handlauf fest, so vereist waren
die Stufen nach unten. Im tiefen Gewölbe sicherte nach rechts ein Schloss die Tür zu den Weinfässern, nach links schirmte ein Steinbogen ein Gelass ab.
    Im Schein der flackernden Talglichter erkannte Aurelia die Umrisse der drei Nonnen. Sie standen um einen rohen Tisch herum, an den Wänden waren in Schaffen Gerätschaften verwahrt. Kleine Zuber, grobe Holzkellen, Kannen,Tontöpfe aller Art.Am Fußende schimmerte sogar Eisenzeug. Zwei Hämmer konnte Aurelia im Schatten erahnen.
    »Da bist du ja endlich.« Ruth verschränkte die Arme vor der üppigen Brust. »Wie lange sollen wir in dem kalten Loch hier noch warten?«
    »Ihr wünscht, Äbtissin?«
    Enhardis schaute sie gar nicht an, sondern musterte die Reihe der Tonwaren im Schaff.
    Ruth rieb sich die Ellenbogen. »Die Heilwirkung deiner Tropfen spricht sich in den Dörfern herum, Aurelia. Auf das Gesinde ist Verlass. Wenn’s um Reden geht jedenfalls.« Sie lächelte schief und sah über den Tisch zu Senta.
    »Wenn die Äbtissin mit dem Bischof um die Hillesheimer Pfründe verhandeln fährt, will sie deine Marientränen auf dem Markt in Speyer verkaufen lassen«, sagte Senta und zog ihr dickes Wolltuch fester um das spitze Kinn.
    Was die Äbtissin vorhatte, war viel zu gefährlich. Die Tropfen durften nur mit Wasser verdünnt und auch nur ganz frisch gebraucht verwendet werden. »Das ist unmöglich«, sagte Aurelia schnell.
    Enhardis fuhr herum. »Wieso, Novizin?«
    »Weil ich die Kräutervorräte für die sieben Kranken habe verbrauchen müssen.«
    Ihr Lachen war knapp. »Sorge dich nicht. Ich lasse bereits neue kommen. Die Mönche von Otterberg helfen uns aus.«
    Doch selbst wenn sie die Marientränen damit brauen konnte,
änderte es nichts an der Gefahr. Die Menschen hielten sich selten an Anweisungen, dass sie Tropfen nur in Wasser verdünnt zu sich nehmen durften. »Man darf die Tränen nicht einfach so verkaufen.«
    Schwester Ruth schnaubte kurz. »Lass das mal meine Sorge sein, was wir wo verkaufen dürfen und was nicht.Was verstehst du schon von Geld?«
    Das verriet Aurelia lieber nicht. »Die Tropfen müssen richtig verdünnt werden, sonst …«
    »Herrgott, das wird ja wohl nicht schwierig sein.« Novizinnen-Führerin Senta klopfte mit den behandschuhten Fingern auf den rohen Tisch.
    »Doch.« Aurelia stellte den rechten Fuß zurück für einen festen Stand, wie es ihr ihre Mutter beigebracht hatte fürs Schachern auf dem Markt. »Man nimmt nicht irgendetwas, es muss reines Wasser sein. Dünnt man die Marientränen zu sehr, wirken sie gar nicht, nimmt man zu wenig, werden sie zu Gift.«
    Senta machte einen seltsamen Zischlaut, Ruth schüttelte nur den Kopf.
    »Das Kloster braucht dringend Geld.« Enhardis sprach in ihrem kalten Befehlston. »Du wirst eben die richtige Mischung gleich beim Abfüllen zustande bringen.«
    Es war noch immer das Gleiche:Von Alchemie oder Destillierkunst hatte keiner einen Begriff, der sich nicht selber darum mühte. Aurelia schüttelte den Kopf. »Die Ingredienzien zersetzen sich dann schon vor der Zeit, bis einer die Marientränen überhaupt kauft. Niemand kann wissen, ob sie sich nicht doch ins Üble wandeln.«
    »Geschwätz. Auf jedem Markt verkaufen Mönche Tinkturen.« Ruth war

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