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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Heiligen Mutter Gottes sein? Nichts als das Marktgeld für das Kloster im Kopf. Um die Gesundheit der Käufer scherten sie sich gar nicht. Aurelia erfasste ein roter Zorn, sie griff sich schon das nächstbeste Kistchen auf der Lade, packte eine nach der anderen und warf sie mit voller Leibeskraft von sich fort bis in den Teich neben der
Pferdetränke. Ein letzter Eisrand brach krachend unter dem aufschlagenden Holz.
    Und noch zwei. Dann holte sie Atem. Auf einmal spürte Aurelia in sich die Wut ihres Vaters wallen, wenn er gegen die Dummheit der Welt nicht hatte ankommen können.
    Ruth kam mit aufgerissenen Augen auf sie zugestürzt, packte ihre Haube, warf sie in den Dreck und riss so fest an ihrem Haar, dass sich die Strähnen des Zopfes lösten. Aurelia schrie vor Schmerz auf.
    »Oh Gott, Kind, was tust du nur?«, jammerte Mechthild. »Fisch die Kisten raus, schnell!«, rief sie dem Fuhrmann zu.
    Aurelia spürte Ruths harte Fäuste in ihren Rücken, ihre Stiefel gegen ihre Knie treten. Das Gesinde kam aus der Küche gelaufen, im Nonnenhaus drüben schauten die ersten Köpfe aus den Fenstern herunter.
    »Was geht hier vor?« Enhardis schritt im grünen Reisemantel über den Hof.
    Ruth ließ von Aurelia ab, hielt sie jedoch am Zopf halb niedergebeugt und rammte ihr noch einmal ein Knie in die Nieren.
    »Sie muss verrückt geworden sein«, murmelte Mechthild und fuhr sich über die Stirn.
    Enhardis überblickte das Fuhrwerk, die Pferde bis hin zum Fuhrmann am Teichrand, der sich eine Mistgabel gegriffen hatte und im trüben Wasser fischte.
    »Herr im Himmel!« Enhardis maß Aurelia mit einem lodernden Blick in ihren grauen Augen.
    Etwas schlug laut auf den Steg, und alle Köpfe im Hof wie oben an den Klosterfenstern fuhren herum.
    Der Fuhrmann hatte zwei Kistchen mit einer Mistgabel herausfischen können und auf den Steg am Teich gestellt. »Die dritte ist zu tief versunken, Herrin.«
    »Räumt, was noch heil ist, in saubere Kisten um.« Enhardis
wandte sich mit wehendem Saum um und baute sich vor Aurelia auf. Sie atmete schwer. Der Rubin auf ihrem Rosenring funkelte in der Sonne, als sie die Hand hob und ausholte.
    »Äbtissin«, schrie Mechthild, »vergesst nicht, was und wer Ihr seid!«
    Der ausgestreckte Arm hielt inne, Enhardis schlug nicht zu. »Du hast Recht«, flüsterte sie mit bebender Stimme.
    »Werft sie sofort aus dem Kloster, Äbtissin.« Ruth zerrte noch fester an Aurelias Haaren, so dass sie vor Enhardis auf die Knie in den Matsch fiel.
    »Oh ja, Ruth.« Die Äbtissin ließ die Hand mit dem Ring sinken und beugte sich sogar zu Aurelia herab. »Du wirst in den Lumpen gehen, in denen du zu uns gekommen bist«, sagte Enhardis langsam.
    Die feuchte Erde im Hof nässte den Rock unter Aurelias Knien bis auf die Haut. Doch alles war besser, als schieres Gift unter die Leute zu bringen. Irgendwie würde sie Hunger und Kälte überleben, irgendwie. Aurelia schwanden vor Angst die Sinne.
    Rufe, ganz fern erst, drangen immer lauter an ihr Ohr. Aurelia hob den Kopf. Rufe, schon wieder. Vor dem Hoftor war eine Männerstimme zu hören.
    Im Nonnenhaus oben am Fenster schrie Leonor auf. Quirna zeigte über das Tor hinaus.
    »Wer kommt da?«, rief die Äbtissin hinauf.
    »Till muss es sein. Er läuft, als ginge es um sein Leben, winkt uns vom Hügel am Bach.«
    »Öffnet die kleine Pforte«, befahl Enhardis dem Fuhrmann. »Eile dich. Aber verriegele sie sofort hinter dem Jungen.«
    »Macht auf, macht um Gotteswillen auf!« Jetzt hörten alle Tills Geschrei vor den Mauern.
    »Was treibt den Schäfersohn um diese Zeit zu uns?« Mechthild war zur Äbtissin getreten.

    Der Jüngling in braunen Beinlingen und einem schlecht gestutzten braunen Flausenbart stürzte mit weit ausholenden Schritten mitten in den Hof, als ob er vor lauter Schrecken gar nicht mehr sähe wohin. Die Riegel der Pforte krachten hinter ihm zurück in die Widerlager.
    Till rannte im Halbbogen auf die Äbtissin zu, er hielt sich die Seite. »Herrin, zwanzig Reiter in Rüstung haben gestern unseren Simonshof im Wildensteiner Tal überfallen und dort ihr Nachtquartier genommen. Ich habe sie belauschen können«, keuchte er und stemmte beide Hände auf den Knien auf, während er nach Atem rang. »Sie wollen heute bis Mittag auf Rosenthal zu.«
    Die Nonnen in den Fenstern schrien auf. Mechthild bekreuzigte sich. Enhardis schlug die Hände vors Gesicht. »Herr im Himmel, was erlegst du uns auf?« Sie brauchte drei Atemzüge, bevor sie das Kinn entschlossen

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