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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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Kloster Gift verkauft wird, Enhardis?« Mit einem Lächeln, als ob er etwas feilböte wie ein Händler, wandte sich der Bischof zur Äbtissin. »Oder zweifelt Ihr angesichts dieses bläulichen Kinderleibs, dass dem armen Knaben hier böses Gallenwerk eingeträufelt worden ist?«
    Enhardis’ Blick hing lange an der Bahre. »Kindsfrucht löschen nur Hexen aus«, sagte sie schleppend. Und nach kurzem Bedenken fügte sie hinzu: »Möge der Herr unsere Verblendung verzeihen.« Sie hob den Kopf, hielt dem noch immer kalten Blick des Bischofs stand. »Ich kann Euch die Hexe nennen.« Langsam hob sich der Arm der Äbtissin.
    Quirna und Leonor sprangen mit einem Schrei von ihr weg. Es war Aurelia, als schlüge über ihrem Kopf von allen Seiten eisige Verachtung zusammen.
    »Dort, die Novizin muss es sein! Sie hat die Tränen zuerst gebraut. Niemand von uns kannte vor ihr die Rezeptur.«
    Der Bischof hob das Kinn und suchte nach ihr im dunklen Kirchenschiff. »Tritt vor deinen Richter.«
    Aurelia fühlte sich, als hätte sie einen starken Trank zu sich genommen. Sie tastete sich an der Bank entlang, schwankte nach vorn.
    Der Bischof hob die Augenbraue und maß Aurelias Leib mit beinahe lüsternem Blick. »Rotgolden das Haar, das passt …« Seine Lippen umspielte etwas, das sie nicht deuten konnte. »Hast du etwas zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    Was sollte sie sagen? Niemand würde ihr glauben.
    Mit der Erkenntnis fand Aurelia zu ihrem Stolz zurück. »Ich bin die Tochter eines Apothekers aus Mainz. Deshalb kenne ich die Rezepturen der Heiltränke. Ich habe die Nonnen vor
einem Verkauf gewarnt. Man darf die Marientränen nur frisch gebraut in Wasser verdünnen, sonst …«
    »Sie lügt.« Schwester Ruth sprang in der ersten Bank auf. »Ihr Giftzeug hat sie erst in den Teich gekippt, als wir damit zum Markt nach Speyer wollten. Ihre Hexenmacht reicht wohl nicht bis dorthin, um zu bewirken, wer davon stirbt oder geheilt wird.«
    Plötzlich schrien alle durcheinander.
    »Feuerköchin … Fieberhexe … die Pechöle hat sie uns gebracht. Habt ihr die Wucht gesehen, mit der die Ritter … immer nur Plagen, die sie heraufbeschworen hat …« Ruth, Senta und die hoffärtigen Nonnen geiferten.
    »Aber sie hat uns doch gesund gemacht … Ohne sie wäre das Kloster von den Rittern ausgeraubt worden … Sie betet wie wir alle, ihr habt es doch gehört … denkt an Beppo und Gundi, eine Hexe rettet doch keine Kinder …«
    »Es ist noch niemals vorgekommen, dass sieben Nonnen mit einem Schlag krank geworden sind. Habt ihr vergessen, dass nichts half, bis sie ihren seltsamen Trank brauen durfte?« Ruth zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf Aurelia. »Das ist Hexenwerk, nichts sonst.«
    Mechthild erhob sich und rang die Hände, was sofort ein wenig Ruhe einkehren ließ. Mit leiser Stimme sagte sie. »Ihre Rezeptur verwendet nur Kräuter, die ich schon lange kenne. Viele Klöster nutzen diese in der einen oder anderen Weise. Ein zauberischer Trank war es bestimmt nicht. Aurelia ist unschuldig! Wir hätten auf sie hören sollen …«
    »Schweig, sie hat dich behext«, schnitt ihr Enhardis das Wort ab.
    »Seht, wie ruhig die Hexe steht.« Senta zeigte mit hasserfülltem Blick auf sie.
    Aurelia wollte etwas sagen, da brüllte der Bischof mit unerwartet harter Stimme über ihre Köpfe hinweg: » Silentium! «

    In die Stille hinein fragte er Aurelia: »Trifft es zu, dass du die Feuertäubchen und die Flammenkugeln geschaffen hast, von denen Kunde zu mir gedrungen ist?«
    Was sollte sie anderes tun als nicken, wo es alle mit eigenen Augen gesehen hatten?
    »Seit wann handeln die Apotheker in Mainz mit Siedepech und Zunder statt mit Magenpulver und Grindsalben?« Die Frage des Bischofs klang nur freundlich.
    Aurelia wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Als Alchemisten-Tochter durfte sie sich nicht zu erkennen geben, doch alles andere war Lüge. Sie konnte aber auch nicht schweigen. »Unsere Apotheke lag unweit der Schmiedegasse. Mein Vater half mit seinen Kenntnissen den Meistern dort aus, wenn sie Sprengpulver machen wollten«, sagte sie leise, aber bestimmt.
    Der Bischof lächelte sie wie ein werbender Freier an. »Die rauen Schmiede würden einem schönen Kind wie dir eher zeigen, wo ihr Hammer deinen Amboss schlägt.« Seine Gesichtszüge wurden hart. »Lüge deinen Richter nicht an! Wer soll dir glauben, dass ausgerechnet die Männer dieser Zunft dir gezeigt haben, wie sie die Sprengpulver mischen. Nein, das hat dir ein

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