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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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nicht.
    »Herr, erbarme dich«, erscholl es in der Kirche.
    Schwester Senta trug das Messgeschirr vom Altar. Aurelia entging der Blick des Bischofs auf ihre schlanke Hüfte nicht. So kurz er auch aufblitzte, so sehr verriet sich darin die unkeusche Begierde.
    »Lasst Stühle bringen, Enhardis.« Der Bischof wies mit dem beringten Handschuh auf die hellen Sandsteinplatten vor dem Altar.
    Die Äbtissin erhob sich in der ersten Reihe und raffte den Amtsmantel um sich. »Hierher? Jetzt? Nehmt Ihr unser Festmahl nicht an, Bischof?«
    Das wäre eine schwere Beleidigung. Alle reckten die Hälse. Es war so still, man hätte einen Knopf fallen hören können.
    »Manche Dinge dulden keinen Aufschub.«
    Enhardis winkte Schwester Ruth und Senta, die rechts und links am Altar den Messdienst versehen hatten. Sie eilten in den kleinen Raum neben dem Chor und brachten zwei einfache
Klappsitze. »Wenn Euch dies aus unserem einfachen Haus genügt, bitte.« Auf Enhardis’ Fingerzeig hin traten Senta und Ruth in die erste Bankreihe zurück. Die Äbtissin blieb stehen.
    Der Bischof hob seine behandschuhte linke Hand und zeigte allen in der Kirche den grünen Stein auf dem roten Leder. »Seht den Ring, der mich als Euren Richtsherrn in weltlichen Dingen ausweist.«
    Enhardis griff zur Lehne des Stuhles an ihrer Seite. Ihr stand der Mund offen. »Ihr haltet Gericht, wo wir gerade von Rittern überfallen worden sind? Erwieset Ihr der Gewalt des Kaisers nicht mehr Dienst, wenn Ihr dem Grafen Spanheim nachsetztet?« Ihre Stimme überschlug sich, so außer sich war sie.
    »Ich halte Gericht, wann immer es mir geboten scheint.« Der Bischof richtete den klaren blauen Blick weit ins Kirchenschiff.
    »Wessen klagt Ihr uns überhaupt an?«, fragte die Äbtissin und setzte sich nun doch.
    »Das werdet Ihr gleich hören, werte Enhardis.« Er lächelte sie fast unverschämt an. Dann winkte er einem seiner Schergen. »Bringt das einfache Weib herein«, rief er viel zu freundlich.
    »Nein!« Enhardis schlug auf die Lehne ihres Sitzes. »Dies ist ein Nonnenkonvent.«
    Der ledergegürtete Mann aus dem Tross scherte sich nicht um ihre Worte und ging hinaus.
    Der Bischof lächelte die Äbtissin so hold an, wie er es wohl bei jeder Badehure tat. Er schlug den Purpurmantel unter seiner Hüfte glatt und setzte sich. »Für die Zeit, die ich hier auf diesem Richtstuhl verharre, ist diese Kirche nichts als eine Stätte der Gerechtigkeit.«
    Die Nonnen tauschten verständnislose Blicke aus. Enhardis
blieb nichts übrig, als ihren Platz zu seiner Linken auf dem freien Stuhl einzunehmen.
    »Sie hat nichts davon gewusst, stellt euch vor! Sie, die sonst immer alles besser weiß«, flüsterte Leonor leise. Aurelia stieß sie in die Seite. Gerade jetzt sollte sie lieber schweigen.
    Der in schwarzem Leder gegürtete Mann aus dem Trupp führte ein armes Bauernweib im grauen Wolltuch herein. Hinter ihnen zog ein Pferdeknecht eine Bahre an den Bänken vorbei bis vor den Bischof und die Äbtissin.
    Ein Kind? Nicht nur Aurelia starrte auf die Lumpen mit dem entblößten Knaben, dessen fahle Haut bläulich schimmerte. »Er ist ja tot«, hauchte Quirna und fasste erschrocken nach Aurelias Hand.
    »Komm her.« Der Bischof sprach beruhigend auf das Weib ein. »Dir wird kein Leid geschehen, so wahr ich der Richtvogt dieses Klosters bin. Erzähle uns einfach, was geschehen ist.«
    Die verhärmte Frau fiel auf die Knie, die zerschlissenen Tücher rutschten ihr fast von den Schultern. »Mein kleiner Hanno bekam ein böses Fieber. Und weil wir von der wundersamen Rettung der Nonnen hier gehört hatten, haben wir in der Klosterapotheke um ein Tiegelchen mit den Marientränen gebettelt. Davon habe ich ihm gestern so viel gegeben, wie mir die Nonne gesagt hat.Vier Tropfen auf einen Becher Milch.«
    Aurelia erfasste ein Schwindel. Nie durfte man einen solchen Sud in Milch lösen, nur in klarem Wasser. Sie sank gegen die Kirchenbank.
    »Dann ist der Hanno grün angelaufen, die Lippen ganz rosig, hat gehustet, um Luft gerungen und ist mir unter den Händen erstickt.« Die Frau brach in Tränen aus. »Ich hatte den Becher noch in der Hand.«
    Der Bischof legte der Frau den Handschuh auf den Kopf. »Dich trifft keine Sünde, Weib. Dir ist verziehen. Geh hin.« Er
lehnte sich wieder zurück. »Bringt das arme Weib hinaus. Das tote Kind lasst hier.«
    Die Nonnen folgten mit starren Blicken dem gramen Weib, das von dem Ledergeschürzten hinausbegleitet wurde.
    »Wie kommt es, dass in Eurem

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