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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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sich sogleich einem Haufen Kerle zu, die mit dem Spieß das Häschern übten.
    Angermann kniepte ein Auge zu. »Du willst ein Kerl aus einer Stadt sein? Haben eure Händler in Mainz nicht alles verkauft, wofür sie Geld bekommen? Das tun die Hanse-Kaufherrn erst recht!« Er nahm wieder die Anfangshaltung ein und hob den rechten Arm mit dem Säbel. »Träume nicht. Der treibt die Bauernsöhne mit ein paar luschen Silberlingen aus den Höfen und verhökert sie danach dem Herzog für schieres Gold.«
    Romuald schnaubte nur. Genau so hatte es der Zunftmeister mit ihm gemacht.
    »Nun, wird’s bald?« Angermann lockte mit dem Schwert links, rechts, wieder links und quer.
    Diese ganze verdammte Kriegskunst hatte Romuald ins Unglück gestürzt. Er wollte Zeilen mit Buchstaben setzen, Druckfahnen abziehen, Seiten zum Binden bringen und nicht die Erde mit Blut tränken. Eine Wut erfasste ihn. »Nimm dies!« Blind drang er auf den Landser ein, sah nur Metall blitzen und Stofffetzen glänzen, hieb, stach und traf – nichts.
    »So gefällst du mir!« Angermann stand neben ihm und kreuzte seinen Säbel mit dem Romualds in Hüfthöhe. »Ich mache doch noch einen Haufenführer aus dir. Das Zeug dazu hast du allemal.«

    »Guter Schlag!«, rief in flämischem Tonfall Ambrosius van Halen, dick und wohlgekleidet wie er war. Sie hatten ihn nicht kommen hören, genauso wenig wie den Grafen Spanheim, der sich zu dem Kaufmann gesellt hatte.
    Romuald fühlte nur dumpfen Hass auf den großsprecherischen Grafen. Ohne dessen Angriff auf das Kloster wäre alles anders gekommen. Aurelia hätte keine alchemistische Feuertäubchen bereiten müssen, sondern würde noch als Nonne in der Sicherheit des Klosters leben.
    »Der Herzog lässt ihn tatsächlich gehen?«, fragte Spanheim den Kaufmann, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Er zog sich das Kettenhemd aus und warf es einem unweit stehenden Knecht zu. »Was wollt Ihr mit einem halbgrünen Jüngling, Ambrosius? Gehen Euch die kräftigen Burschen aus?«
    »Er kann schreiben und lesen. Das ist sein Wert.« Der Kaufmann schätzte den Sonnenstand am Himmel ab. »Ich muss mich eilen und werde ihn gleich mitnehmen.«
    Spanheim winkte Romuald heran. »Du hast gehört. Der Herzog hat dich an den Hanse-Herrn hier verkauft. Leg dein Rüstzeug ab.« Er wies auf den Sandboden.
    Auch Angermann, dem altgedienten Landsknecht, stand der Mund offen.
    »Ich denke, mein Sold sei der Schriftsetzer-Zunft zu Mainz verpfändet?«, fragte Romuald. »Wie kann er mich verkaufen?«
    »Deine Zunft gewinnt daran, so wird sie nicht jammern. Lass das meine Sorge sein«, entgegnete der Hanse-Mann und nahm seine Wildlederhandschuhe vom Gürtel. »Beeile dich. In meinem Tross ist ein Platz für dich auf dem Wagen, man gibt dir dort ein Gewand in den Farben deines neuen Herrn.«
    »Nein!«, erwiderte Romuald aufgebracht. Er war kein Vieh.
    Ambrosius van Halen wechselte einen Blick mit Spanheim. »Du hast den Befehl deines Herzogs gehört.«
    »Du gehst mit«, sagte der Graf kalt. »Ich kann dich auch von
Angermann so lange peitschen lassen, bis du freiwillig auf den Wagen des Kaufherrn aufsteigst. Nach deinem Willen kräht kein Hahn.« Spanheim baute sich vor ihm auf und streckte die Hand aus. »Den Säbel! Sofort.«
    Romuald übergab ihn ganz langsam. Er wurde herumgestoßen wie ein Rind beim Jud auf dem Markt.
    Van Halen hob die Hand zur Nase und schnäuzte kräftig. »Der Bischof von Speyer kauft nicht jeden.«
    Romuald zuckte zusammen, doch mehr verriet der Kaufmann nicht. Konnte dies Zufall sein? Hatte man ihn in Speyer doch als Aurelias Verlobten erkannt, würde man ihn nun als Hexenbuhlen anklagen? Aber dann würde sich wohl kaum ein feiner Kaufherr mit ihm abgeben. Es musste die Vorsehung sein, die ihn in die Nähe des Bischofs führte, damit er Aurelias unschuldigen Tod rächen konnte, ganz, wie er es plante. Er konnte sein verwundertes Lächeln nicht ganz verbergen.
    »Freu dich nicht zu früh, auch wenn man zu Speyer besseren Wein trinkt als hier.« Spanheim winkte ihn vom Übungsplatz weg. »Angermann, sieh zu, dass er nur sein Hemd und Zeug mitnimmt und keine von unseren Waffen.« Er drehte sich zu van Halen. »Sonst fresst Ihr uns noch die Haare vom Kopf, Ihr Halsabschneider von der Hanse.« Die beiden lachten so laut, dass es vom Steinbruch hinter den Kämpfern widerhallte.
    Angermann folgte Romuald zu seinem Zelt, wo er die Hosen wie auch das Heereshemd abstreifte. »Sorge dich nicht. Ich nehme schon nichts

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