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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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über dem Kinnbärtchen, als Romualds Arm sich schützend über ihre Schulter legte, kaum dass auch er seine Kleider geordnet hatte.
    Es tat so wohl, Romualds Wärme zu spüren. Seine Nähe gab Aurelia Kraft. »Wir lügen nicht.«
    Der Legat lachte oder schnaubte mit geschlossenen Lippen, sie konnte es nicht unterscheiden. »Was hältst du nun von deinem süßen Preis, Mann?« Sein dünner Zeigefinger stieß in der Luft auf ihre Brust zu.
    Romuald hob schon den Arm, aber Aurelia hielt ihn zurück. »Lass. Der Legat hat mich vom Scheiterhaufen gerettet.«
    Romuald fasste sich an die Stirn. »Wie das?«
    »Später. Ich …« Aurelia suchte Zeit zu gewinnen, bis sie das Ränkespiel des Legaten durchschaut hatte.
    »Schweig, Weib. Höre Romuald, du wirst sie dir erringen können, wenn du meine Befehle treulich ausführst. Ich brauche
einen verlässlichen Mann, der im Heer die Augen und Ohren aufhält. Du sollst mir von den Dingen schreiben, um die die Feldherrn im Suff streiten. Wenn ihre Launen wetterwendisch werden oder andere Kriegsherrn ihnen mehr Sold verheißen.«
    Romuald fasste Aurelia noch enger bei den Schultern, er sah nur sie an, nicht den Legaten. »Die Herren sind mächtig, wir nicht. Wir haben gesehen, was sie vermögen. Wenn ich dich so wiedererlangen kann, dann will ich gehorchen.«
    Seine gefurchte Stirn wie auch sein fragender Blick bedeutete ihr den Zweifel, den auch sie verspürte. Seine Schultern sanken in der Machtlosigkeit, in der sie sich fanden. Aurelia stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Es bleibt uns nichts übrig. Seien wir folgsam.«
    Der Legat klatschte einmal in die Hände. »Nun denn, so gehorche gleich. Geh zum alten Schreiber Gisbert und sag ihm, dass er dich in die geheime Correspondentia einweisen soll.«
    Romuald ergriff ihre Hand und umfing sie noch einmal ganz fest. Drei Küsse, vier, waren sie innig vereint. Sie wussten nicht, wie lange sie vorhalten mussten.
    »Genug gebuhlt, hinaus!«, knurrte der Legat.
    Romuald schied mit einem letzten verhangenen Blick am Gitter von ihr. Kaum dass er verschwunden war, erfasste Aurelia eine Traurigkeit, der sie nichts entgegenzusetzen wusste und die ihre Vorsicht hinwegraffte. »Was wollt Ihr nur von uns?«, sagte sie. »Warum werft Ihr mich als Hexe in den Kerker und bringt mich auf den Scheiterhaufen, nur um mich wieder zu erretten? Als hättet Ihr Lust an meinen Seelenqualen.« Sie trat ganz nahe an den Legaten heran, sah ihn schräg von unten an und blickte in dieses runde, verlogene Gesicht. »Warum schafft Ihr mich dann in diesem Tross übers Land, verbietet allen nur ein Wort zu verraten, wohin wir überhaupt fahren. Und jetzt gebt ihr mir meinen Verlobten zurück?«

    »Falsch, Kind.« Der Legat verschränkte die Arme, fast hätte er sie dabei an der Brust berührt. »Wir geben dir nichts umsonst. Nicht er dich, du musst ihn dir verdienen, kleine Alchemistin. Dein Buhle soll nur gehorchen.«
    Es war ein Fluch, der auf ihnen lag. »Gold wollt Ihr haben. Ich soll euch Gold machen«, schrie sie.
    Er presste ihr schnell die Hand auf den Mund, packte sie mit der anderen am Kragen und zerrte sie herum. Die unerwartete Gewalt ließ Aurelia erstarren. Sein Mund kam ihrem Ohr ganz nahe. »Vielleicht, vielleicht auch nicht. Du wirst früh genug erfahren, was du vollbringen sollst.«
    Kein Gold? Dann Gift. Oder beides. Aurelia war, als ob das Schwarz seines Augenkerns unergründlich Böses verhieß.
    Unvermittelt stieß der Legat sie zu Boden. »Und von jetzt an, o Tochter des Großen Meliorus«, er hob den Zeigefinger, »sieh dich vor, ob du noch einmal Ungehorsam leistest. Sonst siehst du deinen Romuald nie wieder.«
    Aurelia richtete sich vom kalten Erdboden auf. »Ich gehorche.« So lange ich muss, aber keine Sekunde länger .
    »Als Erstes schere ich dir das Haupt.« Er zog sie an ihren Haaren hoch.
    »Was? Mein Haar soll ich opfern?«, rief sie erschrocken aus. Geschoren dasitzen wie eine Sünderin am Pranger? Der Legat fühlte doch Lust beim Quälen, gewiss, sonst ergab das keinen Sinn.
    »Los, voran ins Haus.« Er stieß sie mit der Faust in den Rücken.
    Aurelia fügte sich. Und was war ein Geschorenwerden schon gegen das Brennen auf einem Scheiterhaufen, dem sie entronnen war. Ihr Haar würde wieder nachwachsen.

27
    E ndlich kommen wir wieder für drei Tage in ein Quartier! Augsburg ist eine Stadt, die des Namens würdig ist!« Die Magd streckte den gichtigen Finger aus dem Frauenwagen im Tross. »Seht das

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