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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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der Bischof. Fischkalt schien er ihr, wie ein gefährlicher Hecht. Legat – nannte man nicht so die Abgesandten des Papstes, die jener aus Rom zu den Fürsten schickte?
    Mona schlug einen Vorhang zur Seite. Dahinter roch es wunderbar nach gebratenem Huhn und gerösteten Nüssen.
    Aurelia überfiel ein Hunger, wie sie ihn nur in den schlimmsten Stunden im Verlies und einmal früher im Süden, bei der großen Dürre in Andalusien, gekannt hatte.
    »Iss, Mädchen.« Mona goss einen Becher mit Traubensaft voll. »Bald gelangen wir ans Ufer und werden in Wagen umsteigen.«
    Aurelia griff zum nächsten duftenden Hühnerschenkel. »Wohin fahren wir?«, fragte sie zwischen zwei Bissen.
    Monas Finger spielten mit ihrem Haar. »Wohin es meinem Bischof gefällt.«

25
    H undsfott!« Angermann duckte sich unter Romualds Streich, fiel aufs rechte Knie und rollte über die Schulter ab auf den Sandplatz.
    Romuald drehte sich sofort auf dem Stiefelabsatz und hielt sich den Säbel in der Rückhand quer vor den Leib. Vorn, hinten, links klirrten die Waffen aufeinander. Jeden verfluchten Tag übten sie hier vor dem alten Steinbruch.
    »Was stehst du herum wie ein Lahmer?«, herrschte Angermann ihn an. Er tänzelte so wild auf Romuald zu, dass ihm der Hemdkragen von der Schulter rutschte. »Greif an!«
    Er würde das Kriegshandwerk noch lernen, nur damit er sich rächen konnte, ging es Romuald zum tausendsten Mal durch den Sinn. Der Schweiß rann ihm über den Rücken, er fror im Winde und stank wie ein Luchs. Romuald machte einen Ausfallschritt und zog eine Sichel durch die Luft, hinunter bis zu den Knien des Angreifers, so wie die anderen Landsknechte es ihm beigebracht hatten.Angermann sprang einfach hoch, über Romualds Klinge hinweg und auf ihn zu. Etwas sirrte an Romualds Ohr vorbei.
    »Da, du Faulpelz!« Angermanns Atem ging heftig, Schweiß tropfte ihm von der Stirn auf den Nasenrücken. »Im Feld hätte ich dich längst abgestochen.«
    Romuald fühlte den scharfen Rand der kalten Klinge am Hals. Ein kräftiger Zug von Angermanns Hand und Romuald wäre erlöst. Er schloss die Augen. Wäre es so schlimm, zu sterben, jetzt und hier?
    Seit drei Tagen war sie schon tot. Kaum dachte er an Aurelia,
loderten wieder die Flammen, der Umriss ihres Leibes darin, hörte er das schreckliche Knistern, als ihr Haar verbrannte. Ihr goldenes Haar, das er in Leidenschaft zerwühlt hatte. Sein Rachedurst kehrte zurück.
    »Wenn dich einer so weit hat«, flüsterte Angermann, dessen Mund so nah war, dass Romuald die fauligen Zahnstümpfe darin riechen konnte, »spucke ihm ins Gesicht, ziele auf die Augen! Dann schlägst du mit dem Ellenbogen von unten die Klinge weg.«
    Romuald ließ es geschehen, dass der Landser seinen schlaffen Arm führte. Er wollte den Belehrungen folgen, denn für seine Rache am Bischof musste er richtig kämpfen können. Der hohe Herr war stets gut bewacht.
    Angermann hielt noch immer seinen Arm, doch sein Blick schweifte über den Übungsplatz zum Herrenzelt. »Was will der denn schon wieder hier beim Herzog?«
    Romuald wandte sich um.Vor den bunten Zelten der Herren waren die Lanzen mit den Bannern aufgepflanzt. Zwei edle schwarze Rösser wurden dort gerade von einem Knecht getränkt, vor ihnen sprach ein Mann mit rotem Lederhut und hohen Stiefeln mit dem Herzog, der auf dem Übungsfeld nur einen einfachen Lederpanzer angelegt hatte.
    »Wer ist das?« Romuald schob Angermanns Klinge von seinem Hals weg.
    »Ambrosius van Halen, einer von den Hansekaufleuten aus Brügge. Er versorgt den Herzog mit bestem Dortmunder Eisen.«
    Romuald stellte die Säbelspitze vor seinen Stiefel in den Sand. »Aber wir sind doch erst ausgerüstet worden.«
    Angermann schnäuzte sich. »Der Krieg wird noch vor Ostern wieder anfangen. Du hast doch den Grafen Spanheim beim Schweinsbraten gehört.«
    Spanheims Worte hatte Romuald nach der Plünderung eines Dorfes vor zwei Tagen gar nicht mitkriegen wollen.Vor
Hunger hatte er sich am Feuer satt gegessen und war dann in die Nacht verschwunden, als ob er den Dünnschiss hätte. Doch er hatte in der Dunkelheit um Aurelia stumm und bitter geweint, bis seine Augen trocken waren und sein Herz voll Rachedurst. »Viel wird geredet beim Suff«, sagte er nur.
    »Bald ziehen wir gegen den Kurfürsten von der Pfalz. Ambrosius van Halen wird dem Herzog für einen dritten Heeresarm neue Männer verkaufen.«
    »Hat er so viele Leibeigene?« In der Ferne verneigte sich der Händler vor dem Herzog. Dieser wandte

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