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Die Goldmacherin Historischer Roman

Titel: Die Goldmacherin Historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Conrad
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gerettet, ebenso gut kann er dich im Rhein ersäufen lassen!« herrschte sie der rundköpfige von Rüdesheim an.
    Nun gut, es galt zu feilschen, um ihre Zukunft wie um ihr Leben. Sie legte falsche Demut in die Stimme. »Was wollt Ihr von mir?«
    »Hört, wie unterwürfig sie tut. Sie versteht uns sehr wohl.« Von Rüdesheim beugte sich vor. »Mit deiner Weiberschläue allein wirst du nicht entkommen.«
    »Seid Ihr sicher, Legat?« Der Bischof tippte ihr an die Brust. »Der Schlafnebel, mit dem sie meinen Henker bezwungen hat, verrät große Zauberkraft.«
    »Ich bin keine Hexe.« Aurelia verschränkte die Arme schützend vor ihrem Oberkörper. »Die Kraft liegt in den Kräutern selbst.«
    »Ein Beweis mehr. Sie spricht genau wie ihr Vater, der große Meliorus. Ich habe ihn in Mainz kennengelernt. Jeder Kundige der Gifte und Erden von Mainz bis Köln hat von ihm
und seiner rotgoldenen Tochter gehört.« Der Legat von Rüdesheim stand auf und fasste sie hart am Kinn. »Doch Schönheit allein ist schon ein Fluch, mehr noch aber bringt dich in Gefahr, dass du über verbotenes Wissen verfügst. Ein Weib bist du, das es nicht geben dürfte nach Gottes heiliger Ordnung. Eine Alchemistin bist du, mächtiger als jeder Giftmischer im Reich.« Sein brauner Blick drang unerbittlich in Aurelias Seele. »Aber das nützt dir gar nichts. Jeder all dort, in Speyer oder sonst wo, wird dich als Hexe verbrennen, wenn wir dich nicht schützen.« Er kräuselte spöttisch die Lippen. »Du wirst niemals deinen Buhlen wiedersehen, wenn wir es nicht erlauben.« Grob stieß der Legat ihr Kinn zur Seite.
    Der Bischof klopfte mit ihrem Pergamentbrief auf sein blau gewandetes Knie. »Romuald wird dereinst dein sein, wenn du gehorchst.«
    Sie ließen ihr sowieso keine Wahl, so konnte sie auch frei sprechen. »Was hat Euer Wort für Wert? Wie soll ich sicher sein, dass Ihr mich nicht gerade wie die Äbtissin Enhardis mit einem leeren Versprechen betrügt?«
    Der Bischof schlug schon mit dem Handrücken zu, sein Ring ratzte so über ihre Haut, dass sie blutete. »Was erdreistest du dich?«
    Der Legat hob die Augenbraue. »Das Vögelchen ist keines, Bischof. Eine Hyäne wäre ein besserer Vergleich«, spottete er.
    Aurelia wischte sich einen Blutstropfen von der Wange. »Schlagt mich tot, wenn Ihr wollt. Ersäuft mich. Das nützt Euch gar nichts.«
    »Ihr habt Recht, Legat«, zischte der Bischof zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Sie hat Mut wie ein Wüstentier.«
    »Wundert Euch das Selbstvertrauen, wenn sie die Macht hat, Steinmehl zu Gold zu wandeln?«
    Sie wollen Gold, nichts als Gold . Aurelia hätte beinahe laut
geseufzt.Vater hatte so Recht. Es war immer die gleiche Gier der Mächtigen.
    »Füge dich, und du wirst deinen Romuald wiederhaben können«, sagte der Legat in einem unvermittelt verbindlichen Ton.
    Aurelia war, als ob sie das Lügengespinst in der Luft greifen könnte wie einen Schwamm. Und doch hätte sie es gern geglaubt. »Versprechen könnt Ihr viel.Wisst Ihr überhaupt, ob er noch lebt? Romuald wurde vielleicht im Krieg des Nassauer Herzogs geschlachtet.«
    »Lass das unsere Sorge sein, o Tochter des Meliorus.« Der Legat beugte sich zum Bischof hin. »Er gehört zu den Mannen des Grafen Spanheim, die Enhardis’ Kloster Rosenthal bestürmt haben.«
    Der Bischof rieb sich das Kinn. »Gibt es je etwas, das Ihr nicht wisst, Rüdesheim, von den Angelegenheiten der Fürsten im Reich?«
    »Wenig«, antwortete der Legat knapp.
    Der Bischof warf die hellen Haare in den Nacken und lachte ein wenig zu laut.
    Aurelia bemerkte die geheime Furcht des einen vor dem anderen Kirchenmann, die im Lachen des Bischofs anklang.
    Der Legat fuhr sich mit einer Fingerspitze über das Kinnbärtchen. »Ich weiß auch Rat, wie wir die Hyäne fest am Zügel halten.«
    Aurelia erschauderte vor dieser leisen, klugen Stimme, in der so viel Unbestimmbares mitschwang.
    »Desto besser.« Der Bischof klatschte in die Hände. »Mona! – Bring sie zu Kräften. Sie darf nicht so schmalbrüstig bleiben, sonst rafft die Kälte oder ein Fieber sie weg.«
    Die tiefbraune Hand der Dirne zog schon an Aurelias Arm, führte sie schnellen Schritts die von Stoff verhangenen Aufbauten entlang zurück ins Schlafgemach. Aurelia begriff nur,
dass ihr Leben vorerst gerettet war und dass man auch Romuald nichts tun würde.
    Das war mehr, als sie noch gestern hatte hoffen dürfen.
    Aber die Freude war ihr vergällt, denn der Legat von Rüdesheim war schlimmer noch als

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