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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Feldherren, die sich mit den Friesen gegen die Chauken verbündeten und auf der eroberten Insel Heerlager und einen Hafen anlegten. Können Sie mir folgen?“
    Greven nickte erneut und stocherte mit den Blicken im Watt zwischen Borkum und Greetsiel.
    „Auch Plinius der Ältere erwähnt in seiner Naturalis historia die Insel Byrchanis, die bei ihm Burchana oder Bohneninsel heißt. Er beschreibt Burchana als berühmteste der dreiundzwanzig den Römern bekannten Inseln zwischen Rhein und Jütland. Allerdings macht er keine Angaben über die Lage dieser Insel. Sie dürfte jedoch, soweit wir heute wissen, in der Emsmündung zwischen Borkum und Greetsiel gelegen haben und von beachtlicher Größe gewesen sein. Auch war sie bewohnt, denn sonst hätten sie die Römer nicht mit militärischen Mitteln und den verbündeten Friesen erobern müssen.
    Die Meinungen über die Lage der Insel gehen heute weit auseinander. Einige Kollegen sind gar der Ansicht, sie habe die gesamte Emsmündung eingenommen und ihren Namen irgendwann an Borkum weitergereicht. Doch die These, bei Borkum handele es sich um Burchana, beziehungsweise um den erhalten gebliebenen Rest dieser Insel, halte ich für sehr gewagt. Viel wahrscheinlicher ist die Annahme, dass die um 1780 untergegangene Insel Bant als letzter Rest Burchanas anzusehen ist.“ Von der Laue machte eine Atempause.
    „Wie auch immer, der römische Schriftsteller Vellejus von Syrakus berichtet in seinem Buch Septimum iter, erschienen um das Jahr 150, von einer großen Hafenstadt auf Burchana, die offenbar aus einem der Heerlager hervorgegangen ist.“
    „Gordum?“
    „Gortunis. Die Stadt trug den Namen Gortunis und wird von Vellejus als bedeutend, reich und außerordentlich schön beschrieben. Handelsbeziehungen sollen bis nach England, Frankreich und in die Ostsee bestanden haben. Allerdings verliert sich danach die Spur von Gortunis im Dunkel der Geschichte. Hier und da taucht der Name noch auf, doch dann schweigen die Chronisten. Das Mittelalter hat keine Quellen hinterlassen, die von Gortunis berichten. Außerdem schritt die Transgression fort, also der Anstieg des Meeresspiegels, was zum Vordringen der Nordsee führte, die Burchana zusehends bedrängte und verkleinerte. Die Insel war im Begriff, von der Landkarte und aus der Geschichte zu verschwinden. Doch im Jahr 1602 veröffentlichte der friesische Gelehrte Himel von Torum seine Historiae obscurae, in der er von einer großen Stadt namens Gordum berichtet, die auf einer Insel in der Emsmündung gelegen haben soll.“
    „Endlich“, entfuhr es Greven.
    „Gelegen haben soll “, betonte der Referent, „denn zu dieser Zeit existierte die Stadt bereits nicht mehr. Himel von Torum hat sie also nicht mit eigenen Augen gesehen, sondern sich auf Überlieferungen und Legenden gestützt, für die er keinerlei Quellen angibt. Jedenfalls behauptet er, Gordum sei bis zu ihrem Untergang am 16. Januar 1362 …“
    „Die Zweite Marcellusflut.“
    „Richtig, mein Lieber, Gordum teilt das Schicksal von Rungholt und zahlreichen anderen Orten, die die See während dieser Sturmflut verschlungen hat. Bis zu diesem Tag soll Gordum laut Himel von Torum die bedeutendste Hafen- und Handelsstadt Ostfrieslands gewesen sein, beherrscht von dänischen, slawischen und niederländischen Kaufleuten, die mit ihrem Reichtum prahlten und Gott verhöhnten.“
    „Und dafür bestraft wurden.“
    „Wieder richtig, so will es die Legende. Allerdings gibt Himel von Torum auch noch eine zweite Möglichkeit an, nämlich die Vernichtung der Stadt durch eine Emder Flotte wenige Wochen nach der Sturmflut. Die Emder hätten, so seine Behauptung, die durch die Sturmflut schwer getroffene Stadt durch einen Überfall als lästigen Konkurrenten ausgeschaltet. Sämtliche Bewohner sollen erschlagen worden sein. Ja, er spekuliert sogar, dass Emden seinen Aufstieg als Handelsstadt überhaupt dem Untergang beziehungsweise der Zerstörung von Gordum verdankt. Denn erst mit Beginn des 15. Jahrhunderts etablierte sich Emden endgültig als große Handelsmacht. Als Beleg für seine These gibt er an, dass der Rat der Stadt noch im selben Jahr den geheim zu haltenden Beschluss gefasst habe, sämtliche Erwähnungen Gordums aus den Annalen und Handelsregistern zu tilgen. Gordum sollte auch auf dem Papier aufhören zu existieren und alle Spuren der Schuld, die Emden auf sich geladen hatte, für alle Zeiten verschwinden.“
    „Aber was war mit den Landkarten?“
    „Ich bitte Sie, als

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