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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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Nachweis von Tetrahydrocannabinol in seinen Haaren, der den Gutachter zu dem Schluss kommen ließ, Harm sei Haschischkonsument gewesen, interessierte ihn nicht.
    Er legte das Handy auf dem Beifahrersitz ab, holte tief Luft, fand nicht genug, sah in den Außenspiegel und stieg aus. Ein schmaler Feldweg führte zu einigen Weiden, weiter hinten stand ein einsames Haus, noch unerreicht von dem heraufziehenden Neubaugebiet. Es sah verlassen aus, aufgegeben, chancenlos angesichts der drohenden Okkupation.
    Greven marschierte in den einsetzenden Regen hinein, vertraute seine Wut und nicht zuletzt seine Angst der Landschaft an. Alte Klinker fingen seine Tritte auf. Das Regenwasser konnte die moos- und grasbewachsenen Fugen nicht nutzen und bildete hier und da kleine Pfützen, die sich durstig aus fast blauen Sommerregenwolken bedienten. Greven machte es Spaß, seine Schuhe in diese Pfützen fallen zu lassen, die keinen Widerstand zeigten, aber auch keinen Schmerz spürten.
    Morgen würden ihn alte Freunde und Bekannte unweigerlich mit der klassischen Frage konfrontieren: Wer war’s? Wer hat unseren Schulfreund ermordet? Er hatte keine Antwort. Nicht einmal eine heiße Spur, einen ungefähren Verdacht konnte er bieten, sondern nur ein Dickicht aus fragwürdigen Hinweisen auf einen Mythos aus dem Zwischenreich. Noch dazu schien sich der Täter erfolgreich darum zu bemühen, die wenigen Indizien, die ihm weiterhelfen konnten, auch noch verschwinden zu lassen. Mehr oder weniger vor seiner Nase. Während er sich mühsam Zugang zu dem Dickicht verschaffte, agierte der Täter längst jenseits des Gestrüpps und war ihm offenbar nicht nur einen Schritt voraus. Er bestimmte das Geschehen, vor allem dank seiner Fähigkeit, keinerlei Spuren zu hinterlassen, und hatte eine Lawine aus Routinearbeit losgetreten, die auf sie zudonnerte.
    Greven schlug den Kragen seiner Jacke hoch, die sich längst wie ein Schwamm vollgesogen hatte, doch der Regen war warm, war eher eine Dusche, die die Wut langsam von ihm wusch und in die Pfützen spülte. Er folgte dem Feldweg, der sich nach einer leichten Linkskurve dem toten Haus näherte. Die Fenster fehlten bereits, waren eingeschlagen oder herausgebrochen.
    Weit weg von seinem Büro, von der mit Fotos, Skizzen und Namen übersäten Schautafel, weit weg von Härings Laptop und schwer zu merkenden Aktenzeichen arbeitete er sich noch einmal durch den Fall, stellte sich Harms letzte Tage und Stunden vor, soweit sie von Jaspers und Ackermann rekonstruiert werden konnten. Vor allem aber suchte er nach dem Platz, den Harm in dem Puzzle einnahm, auf dem Gordum zu sehen war. Doch konnte er Harm nur mühsam lokalisieren. Bis zu seinem Auftritt im Hafenkieker reichten seine Puzzleteile.
    Jacobs’ Platz war da schon klarer, er hatte den Täter auf jeden Fall gekannt, auch wenn sein Kunden- und Bekanntenkreis bislang nicht vollständig aufzulisten war. An anderen Stellen wies das Puzzle allerdings noch große, weiße Flächen auf, die einen Blick auf das Ganze verwehrten. Oder hatte Greven einen Teil des Puzzles falsch zusammengesetzt und kannte den Täter längst? Wieder und wieder fügte er die wenigen Teile neu zusammen und glaubte allmählich, jene weißen Stellen zu erkennen, für die er so schnell wie möglich die passenden Teile finden musste, wollte er nicht dem Täter auch weiterhin die Initiative überlassen.
    War seine Wut inzwischen vom Regen abgewaschen, blieb das flaue Gefühl im Bauch, der schon jetzt den Druck spürte, den morgen das kleine Grüppchen auf ihn ausüben würde. Als er zum Wagen zurückkehrte, war er völlig durchgeweicht, und gleich darauf auch sein Fahrersitz. Einige der kleinen Pfützen hatten sich in seinen Schuhen einquartiert. Er griff zum Handy und rief Häring an. Die vierzehn Emder Bibliothekare mussten überprüft werden, vorsichtig und schnell. Und sei es nur, um sie als Puzzleteile auszuschließen. So sehr er Mona auch zustimmte, was ihr Urteil über die Verschwörungstheorie betraf, die Welt hatte es in sich, das hatte er oft genug erfahren müssen, und daher machte er einen Termin mit dem Archivar des Emder Stadtarchivs.
    Er hatte beschlossen, der Möglichkeit zwar nachzugehen, aber dabei nicht allzu viel Staub aufzuwirbeln. Das Stadtarchiv schien ihm der geeignete Ort zu sein, um seine Fühler behutsam auszustrecken, ohne dabei gleich in größere Fettnäpfchen zu treten. Dann fuhr er nach Haus. Schon allein, um sich umzuziehen.

17. Kapitel
     
    Die Fischerkirche in

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