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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Flessner
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der Illuminaten fest. Es war der 16. Januar, der Tag des unwiderruflichen Gottesurteils, der Tag der jährlichen Zusammenkunft, der Tag der Befreiung, die für alle Zeiten zu bewahren und zu verteidigen man einst geschworen hatte.
    Einer der Eingeweihten erhob sich, schlug ebenfalls ein Buch auf und verlas einen Rechenschaftsbericht, zählte die gefällten und vollstreckten Todesurteile auf, rief die Urteilsbegründungen in Erinnerung. Ein weiterer Vermummter referierte die Ergebnisse der jüngsten Nachforschungen und schlug verschiedene Aktionen sowie ein weiteres Todesurteil vor. Die Illuminaten blieben stumm und nickten. Einer nach dem anderen. Nun wurden die Aufgaben verteilt, die Scharfrichter bestimmt. Salzkalte Meeresluft hauchte in den Raum, als die Bücher geschlossen wurden und die gesichtslosen Gestalten aufbrachen, um den Schwur zu erfüllen, den ihre Ahnen vor vielen Generationen geleistet hatten.
    Die Bilder hielten sich bis zum Nachmittag, begleiteten ihn auf der Fahrt zum Archiv der Stadt Emden, das sich in der Kirchstraße befand. Er hatte mit dem Archivar einen Termin um 16 Uhr vereinbart, also nach der Schließung, um ungestört die Tiefen ausloten zu können. Dr. Ulf Rothoff, der Leiter des Archivs, trug keine Kutte, sondern Jeans wie er, und hatte zudem ein Gesicht, ein freundliches noch dazu.
    Greven zeigte erleichtert seinen Ausweis, gab sich zurückhaltend und stellte sich vor. Der Archivar zog nach, klärte ihn über die Aufgabe der Einrichtung auf, pries deren Qualitäten, führte ihn durch die Räume. Nach dem kleinen Rundgang landeten sie in seinem Büro, das nicht von akribischer Ordnung geprägt war. Zwar hielt sich das Chaos in Grenzen, aber es war zu Grevens Freude überall spürbar. Der Rechner auf dem Tisch animierte einzelne Buchstaben, zum Teil von kalligraphischer Schönheit, die langsam über den Bildschirm taumelten, um sein Leben zu verlängern. Es waren alte Schriftarten, gotische oder romanische, vermutete er.
    „Wie kann ich Ihnen helfen?“, begann Dr. Rothoff, den Greven auf Anfang vierzig schätzte.
    „Eine gute Frage, die nicht leicht zu beantworten ist. Es geht, wie ich Ihnen am Telefon sagte, um die Mordfälle Claasen und Jacobs, die irgendwie zusammenhängen. Im Rahmen der Ermittlungen sind wir auf eine Spur gestoßen, die zur Insel Burchana führt. Fangen wir doch damit an. Haben Sie etwas über diese Insel?“
    „Nun, da kann ich Ihnen nur sehr wenig bieten“, sagte Dr. Rothoff, verscheuchte die Buchstaben vom Monitor und befragte den Katalog, der eine Handvoll Werke auflistete, in denen die Insel Erwähnung fand. „Die Quellen sind leider sehr dürftig“, räumte er ein, „und das bisschen, was dort zu finden ist, kann ich Ihnen auch schnell erzählen. Es sei denn, Sie legen auf die Originaltexte Wert.“
    Greven winkte ab. „Nicht nötig, vielen Dank. Machen wir weiter. Wie steht es denn mit Dokumenten oder Texten über Gordum?“
    „Sie meinen das Volksmärchen?“
    „Ich meine die versunkene Stadt.“
    „Demnach sind Sie der Ansicht, dass es diese Stadt wirklich gegeben hat?“
    „Sie nicht?“
    „Ich weiß nicht, wer Ihnen diesen Floh ins Ohr gesetzt hat“, schmunzelte der Archivar, „aber ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen, Gordum hat mit Sicherheit nie existiert. Gordum ist nur ein tradiertes Motiv des Volksglaubens, eine Sage, ein Märchen wie zum Beispiel die Eerdmanntjes oder der Fliegende Holländer. Wenn ich mich nicht irre, wurde das Motiv der versunkenen Stadt auch von einigen Dichtern bearbeitet. Schauen Sie doch mal bei Wilhelmine Siefkes nach. Wenn ich mich nicht irre, hat auch die Emder Folkband Spillwark einen Song über Gordum gemacht.“
    Das spontane und sichere Urteil des Experten für die Geschichte Emdens brachte ihn leicht aus dem Takt. Er hatte eine differenziertere Erklärung erwartet, keine so klare und schnelle Abschiebung Gordums ins Reich der Zwerge und fluchbeladenen Kapitäne. In der Tasche trug er die Münze, die er bei Harm und Jimi Hendrix gefunden hatte, und deren Gewicht er zum wiederholten Male zu spüren glaubte.
    „Sie sehen also nicht die Möglichkeit, dass das … äh … Märchen von Gordum auf eine tatsächliche historische Begebenheit zurückzuführen ist? Bis zur Entdeckung durch Heinrich Schliemann wurde auch Troja für ein Produkt der Phantasie gehalten.“
    „Ich fürchte, ich muss Sie enttäuschen. Mir sind keinerlei historisch relevante Quellen bekannt, die auf eine Existenz dieser Stadt

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