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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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er«, bestätigte Aragon mit einem Seufzer, »und nichts würde ich lieber tun, als ihm sein Schicksal zu erleichtern. Aber mir sind im Moment die Hände gebunden.« »Ihr seid der Generalkommissar des Kaisers. Ein Wort von Euch würde genügen.«
    »So einfach liegen die Dinge nicht, zu meinem großen Bedauern. Der Fall betrifft päpstliches Recht, und das steht über dem Recht des Kaisers.«
    »Der Papst ist in Rom, und der Kaiser residiert in Brüssel - dreißig Meilen von hier!«
    »Und trotzdem gilt in diesem Fall das Recht des Papstes. Nebenbei bemerkt - diesem Umstand verdanken wir ja, dass Ihr und Eure Angehörigen von Euren öffentlichen Pflichten als Christen entbunden seid und zu Hause Eure Gebete verrichten dürft - zu welchem Gott auch immer«, fügte er mit anzüglichem Lächeln hinzu.
    »Soll das heißen, Ihr wollt tatenlos abwarten, was mit Eurem Freund geschieht?«
    »Natürlich nicht - ich bin ein spanischer Ehrenmann! Und ich habe auch schon einen Plan, wie sich die vertrackte Angelegenheit ins Gute wenden lässt, zu unser beiderseitigem Vorteil. Aber so etwas erfordert Zeit, man muss Gespräche führen - heikle Gespräche, um Verwicklungen auf höchster Ebene zu vermeiden.« »Was ist Euer Plan?«
    »Psst«, machte Aragon und legte einen Finger an die Lippen. »Bitte verlasst Euch auf mich, ich werde alles arrangieren, zu unser beider Vorteil. Aber zur gegebenen Zeit.« »Geht es um Geld?«, fragte Gracia. »Ich bin sicher, wir werden uns einigen. Oder möchtet Ihr Euch an den Geschäften der Firma Mendes beteiligen? Mein Schwager hat mir berichtet, dass Ihr in der Vergangenheit bereits ...«
    »Wollt Ihr mich beleidigen?«, unterbrach Aragon sie. »Es geht nicht um Geld. Und auch nicht um Geschäfte.« »Worum geht es dann?«
    »Um Freundschaft, um die Verbindung der Firma Mendes mit dem Hof. Und um Diplomatie. Ja, um die geht es vor allem. Damit wir hier unsere Angelegenheiten so regeln können, wie wir es für richtig halten, ohne allzu große Rücksicht auf Rom zu nehmen.« Aragon hob die Hände, als Gracia etwas einwenden wollte. »Habt ein wenig Vertrauen. Ich werde nach Brüssel reisen, um mich für meinen Freund einzusetzen. Und ich bin sicher, Karl wird ein offenes Ohr haben, wenn ich ihm meine Vorschläge in der gehörigen Weise unterbreite.«
    »Und habt Ihr Hoffnung, meinen Schwager freizubekommen?« »Ich glaube es nicht nur - ich verspreche es Euch. Aber ich sehe Eurem Gesicht an, dass Ihr noch einen Wunsch auf dem Herzen habt.«
    Gracia erkannte den Spanier kaum wieder - nur Wohlwollen und Fürsorge sprachen aus seiner Miene. Sollte sie sich am Ende in ihm getäuscht haben?
    »Ja, ich habe noch einen Wunsch«, sagte sie unsicher. »Dann zögert bitte nicht, ihn zu äußern.« »Könntet... könntet Ihr dafür sorgen, dass ich Dom Diogo besuchen darf? Damit ich mich überzeugen kann, dass es ihm gut geht?«
    Mit dem Ausdruck ernster Betrübnis schüttelte Aragon den Kopf. »Es tut mir sehr leid, aber dieser Wunsch übersteigt meine Befugnis. Noch ist der Fall in den Händen der Dominikaner. Ein Mönch, Bruder Cornelius, führt die Untersuchung. Ich denke, Ihr habt schon in Lissabon seine Bekanntschaft gemacht.« »Cornelius Scheppering? Um Himmels willen!« Gracia spürte, wie ihr bei dem Namen der Schweiß ausbrach. Seit Jahren versuchte sie, diesen Menschen aus ihrem Gedächtnis zu tilgen. Doch immer noch träumte sie in manchen Nächten davon, wie er sie mit dem Kreuz in der Hand zwang, vor ihm niederzuknien, die quellklaren Augen auf sie gerichtet, und jedes Mal schreckte sie schweißgebadet aus diesem Alptraum auf. Nichts war ihr widerwärtiger, als diesen Menschen zu sehen. Aber wenn Diogo in seiner Hand war, blieb ihr nichts anderes übrig.
    »Ich muss mit ihm sprechen. Könnt Ihr mir sagen, wo ich ihn finde?«
    »Natürlich. Er lebt im Kloster seines Ordens, nur wenige hundert Schritte von hier. Aber es wird wenig Sinn haben, wenn Ihr Euch dorthin bemüht. Wie mir berichtet wurde, ist Bruder Cornelius seit einiger Zeit leidend. Eine ernsthafte Unpässlichkeit, die dringender ärztlicher Fürsorge bedarf.«
     

1
7
     
    »Gegrüßet seiest du, Maria, voll der Gnade. Der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Weibern, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.«
    Mit geschlossenen Augen flüsterte Cornelius Scheppering die wohlvertrauten Worte, um bei der Allerbarmerin Zuflucht zu finden, während Dr. Amatus Lusitanus sich unter der Kutte an seinem Geschlecht

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