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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Ehrendame vergangen. Aber Reyna Mendes ist immer noch nicht zurück, so wenig wie ihre Mutter!«
    Während der Converso-Kommissar wütend auf und ab marschierte, trank die Regentin mit zitternder Hand einen Schluck Wasser. Diogo hatte sie noch nie so aufgebracht gesehen. Ihr sonst blasses, längliches Gesicht war gerötet vor Erregung, und sogar die Haube, ohne die sie sich nie in der Öffentlichkeit blicken ließ, war verrutscht. Noch mehr Sorgen aber machte Diogo der verfluchte Mönch an ihrer Seite. Während des ganzen Streits hatte Cornelius Scheppering kein einziges Wort gesagt. Wenn es Gefahr gab, dann ging sie von ihm aus - Diogo konnte das förmlich riechen.
    »Wo ist meine Braut?«, wollte Aragon wissen. »Wann kommt sie endlich zurück?«
    »Ich bin sicher, schon sehr bald«, erwiderte Diogo. »Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen. Ihr habt ja mich als Geisel. Oder sehe ich aus wie ein Selbstmörder?«
    »Ich trau Euch keinen Schritt über den Weg! Wahrscheinlich wartet Ihr nur auf eine Gelegenheit, um Euch ebenfalls aus dem Staub zu machen. Aber ich warne Euch! Versucht nicht, mich zu hintergehen! Das würdet Ihr bitter bereuen! Ein Wort von mir genügt, und Ihr seid erledigt! Es liegen Beweise gegen Euch vor ...«
    »Was für Beweise?«
    »Alles zu gegebener Zeit ...«
    Das Gesicht des Kommissars war kreidebleich, und unaufhörlich zupfte er an seinem Spitzbart. Diogo war nicht sicher, welches Spiel Aragon spielte. Machte der Spanier ihm nur etwas vor, um möglichst viel Geld aus der Sache herauszuholen? Oder meinte er seine Drohung ernst?
    »Wir werden eine Lösung finden«, sagte Diogo. »So wie wir immer eine Lösung gefunden haben. Und wenn Euch meine Person als Sicherheit nicht genügt, dann ...«
    Mit Absicht ließ er den Satz in der Schwebe. Und tatsächlich - in Aragons Augen glitzerte die alte Gier wieder auf. »Was dann?«
    Diogo atmete auf. »Für den Fall, dass Ihr mich auf mein Ehrenwort nach Antwerpen entlasst, damit ich wieder meinen Geschäften nachgehen kann, biete ich Euch als Sicherheit eine Schuldverschreibung an, auf sämtliche Gebäude der Firma Mendes.« »Ihr meint - sowohl auf die Speicher als auch auf die Wohnhäuser? Am Hafen und in der Stadt?«
    »Auf alle Gebäude, mit allen darin befindlichen Möbeln, Waren und sonstigen Gütern«, bestätigte Diogo. »Außerdem«, fügte er hinzu, als Aragon ihn mit einer Handbewegung aufforderte, in seiner Aufzählung fortzufahren, »außerdem könnte ich mir vorstellen, dass der Kaiser sich künftig ganz direkt und unmittelbar an den Geschäften der Firma Mendes beteiligt, und zwar in Gestalt seines Converso-Kommissars, das heißt in Gestalt Eurer Person, Senhor Aragon, als stiller Teilhaber unseres Handelshauses ...«
    »Was für ein elendes Geschacher«, heulte Cornelius Scheppering auf. »Wie im Tempel von Jerusalem!«
    »Haltet den Mund!«, herrschte Aragon ihn an. »Es geht um die Interessen des Kaisers!«
    »Dann wird es Zeit, dass der Heilige Geist sie in die richtigen Bahnen lenkt.« Der Mönch holte ein Schriftstück aus seiner Kutte hervor und hielt es in die Höhe. »Das wird Euch die Augen über Eure jüdischen Freunde öffnen.« »Was ist das?«, fragte Aragon.
    »Eine Heiratsurkunde«, erwiderte Cornelius Scheppering. »Ein Kurier hat sie heute gebracht. Darin bestätigt ein gewisser Amiel Oberlin, Dorfpfarrer von Schiltigheim bei Straßburg, dass er in seiner Kirche José Nasi und Reyna Mendes ...« »Das wirst du mir büßen!«
    Der Mönch hatte noch nicht ausgesprochen, da zog Aragon seinen Degen und stürzte sich auf Diogo. »Seid Ihr von Sinnen?«
    Die Regentin war aufgesprungen, um den Spanier in die Schranken zu weisen. Diogo spürte die Spitze von Aragons Degen bereits auf seiner Brust und hob die Hände. Was würde jetzt passieren? Die Katze war aus dem Sack, ihr Plan war aufgeflogen. Während er vorsichtig einen Schritt zurücktrat, dachte er fieberhaft nach, was er noch in die Waagschale werfen könnte, um den Spanier zu beruhigen. Er hatte in Brügge Safran gelagert, im Wert von drei Schiffsladungen Pfeffer ... Doch Aragon hatte seine Beherrschung schon wieder gewonnen. »Ihr habt recht, Königliche Hoheit«, sagte er und steckte den Degen zurück in die Scheide. »Warum soll ich mir die Finger an einem Juden schmutzig machen? Ich überlasse ihn Eurer Gerechtigkeit - und der Gerechtigkeit der heiligen katholischen Kirche«, fügte er mit einem höhnischen Blick auf Cornelius Scheppering hinzu. »Diogo

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