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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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In Gestalt dieses Weibes ist Euch der Teufel erschienen. Ad secundum: In der Vereinigung mit ihr habt Ihr dem Teufel beigewohnt. Ad tertium: Als Verkörperung des Bösen bringt Gracia Mendes das Böse in die Welt. Conclusio: Ja, Gracia Mendes ist Eure Mission. In ihrer Gestalt sollt Ihr das Böse überwinden.« Cornelius Scheppering hörte die Worte seines Glaubensoberen, und er spürte eine unsichtbare Hand, die sich ihm entgegenstreckte. Diese Hand musste er ergreifen, oder aber er würde in den Abgrund stürzen und für immer verloren sein. »Ich werde«, flüsterte er, »das Böse in Gestalt dieser Frau verfolgen, wenn es sein muss, bis ans Ende der Welt. Und ich werde nicht eher ruhen, als bis ich sie zur Strecke gebracht habe. Sollte ich versagen, werde ich mich selbst richten, um der Gnade des Herrn zu entfliehen und in die ewige Verdammnis einzugehen. Denn ich will nicht vor sein Antlitz treten, ohne mein Werk getan zu haben.«
    »Seid Ihr bereit, dies zu geloben?« »Ich gelobe es!«
    Carafa nickte. »Jetzt erkenne ich in Euch wieder den Gottesmann, den ich vor Jahren liebgewann. Zur Buße trage ich Euch drei Monate strengstes Fasten auf. Außerdem ist es Euch für diese Zeit verboten, zum Tisch des Herrn zu gehen.« Er hob die Hand zum Segen. »Ego te absolve In nomine patris et filii et spiritu sancti. Amen.« »Amen.«
    Cornelius Scheppering warf sich vor seinem Ordensmeister zu Boden und küsste den Saum seiner Kutte. Doch der stieß ihn mit dem Fuß zurück.
    »Kriecht nicht länger in dem Staub, in den die Schlange Euch hinabgezogen hat. Erhebt Euch! Ich brauche Euch so nötig wie meine eigene Hand.«
    »Ich will Euer getreues Werkzeug sein«, erwiderte Cornelius Scheppering. »Was kann ich tun, um Euren Willen zu erfüllen?« Während er aufstand und sich den Staub von den Kleidern klopfte, trat Carafa an sein Stehpult und blätterte in den Akten. »Wir müssen die Papiere, die Ihr verbrannt habt, dem Feuer wieder entreißen, so wie wir Eure Seele den Klauen des Bösen entrissen haben. Nur dann können wir vor den Papst treten und ihn zwingen zu handeln. Seid Ihr imstande, die Beweise wiederherzustellen?«
    Cornelius begriff nicht sogleich, was Carafa meinte. Doch dann sprang der Gottesfunke von seinem Ordensmeister auf ihn über, und er wusste, was er zu tun hatte. Warme Dankbarkeit erfüllte seine Seele.
    »Ich denke, ich bin dazu imstande, Ehrwürdiger Vater.« »Dann wollen wir uns sputen. Die Zeit drängt!«
     

32
     
    Ein Gerücht breitete sich unter den Neuchristen Portugals aus, wie der zischende, sprühende Funke einer Zündschnur bahnte es sich seinen Weg durch das Königreich, von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf: Der Papst in Rom, so hieß es, bereite die Einsetzung des Glaubensgerichts in Portugal vor, der Inquisition nach spanischem Vorbild!
    »Was schreibt Dom Diogo?«, fragte Gracia ungeduldig. »Hat er mit dem Papst gesprochen?«
    Ihr Neffe José hatte den Brief vor wenigen Minuten gebracht. Die Post war mit einem Schiff aus Antwerpen eingetroffen. »Eine Katastrophe«, erwiderte Francisco. »Sie haben versucht, Diogo umzubringen.«
    »Oje! Ist er verwundet? ... Ist er ...«
    Francisco schüttelte den Kopf. »Nein, Gott hat ihn beschützt. Zum Glück trug er einen Panzer unter seinem Wams. Der Dolch drang nicht in sein Herz. Er blieb unverletzt und ist schon wieder nach Flandern zurückgekehrt.«
    »Gott sei es gedankt!« Sie war so erleichtert, dass sie sich für eine Sekunde an ihrem Mann festhalten musste. »Aber«, fuhr Francisco fort, »es ist ihm nicht gelungen, in den Vatikan vorzudringen. Der Papst war über den Vorfall so aufgebracht, dass er alle Verhandlungen abgebrochen hat. Man hat Diogo lediglich erlaubt, das Geld zu hinterlegen.« »Wer hat den Anschlag verübt?«
    »Er selbst hatte den Kaiser im Verdacht und nach seiner Rückkehr dessen Beichtvater zur Rede gestellt. Aber der hat ihn ausgelacht und behauptet, wenn Karl den Auftrag gegeben hätte, wäre Diogo nicht mehr am Leben.«
    »Dann ist es also endgültig entschieden?«, fragte Gracia. »Wir können nichts mehr tun?«
    Francisco ließ den Brief sinken. Die Reise seines Bruders nach Rom war ein letzter Versuch gewesen, dem Druck des Kaisers auf den Papst entgegenzuwirken. Jetzt gab es nur noch eine Hoffnung: die Freundschaft des Königs.
    Wie würde Dom Joao entscheiden? Für oder gegen die Inquisition?
    Noch am selben Tag eilte Francisco zum Castelo de Sao Jorge, um den Converso-Kommissar um eine Audienz zu

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