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Die Gottessucherin

Die Gottessucherin

Titel: Die Gottessucherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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»Aber zieh nicht mehr so ein Gesicht«, sagte er. »Jetzt wird alles wieder gut. Tristan ist in Sicherheit, und ich bin frei.«
    Er fasste sie bei den Schultern, und als er sie anschaute, verstummten die Schmerzen in seinem Leib. Sein Herz krampfte sich zusammen, und ihm wurde schwindlig. »Was hast du? Ist dir nicht gut?«
    Er antwortete nicht. Das Glück, endlich wieder in dieses Gesicht zu sehen, war fast mehr, als er verkraften konnte. Vor wenigen Stunden war er noch in der Hölle gewesen. War es wirklich möglich, dass es ein so kurzer Weg von dort bis zum Himmel war? Worte, die er schon verloren geglaubt hatte, kamen über seine Lippen, ganz von allein.
    »Siehe, meine Freundin, du bist schön ... Siehe, schön bist du ...« Tränen schimmerten in Gracias dunklen Augen, auch sie musste schlucken.
    »Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Ich ... ich ...«, stammelte sie und schlang ihre Arme um ihn. »Ich weiß gar nicht ...« »Pssst ...«, machte er. »Du brauchst nichts zu sagen.« Er barg sein Gesicht in ihrer Halsbeuge. Tief sog er die Luft ein. Wie hatte er den Duft ihrer Haut vermisst, den Duft seiner Frau, in dem die Erinnerung an die schönsten Momente seines Lebens schlummerte. Eine Woge der Zärtlichkeit wallte in ihm auf. »Meine Taube ... Meine Reine ...«
    Er streifte mit seinen Lippen ihren Hals, ihre Wange, suchte mit seiner Zunge ihren Mund. Ja, er war wirklich hier, der Himmel hatte sich ihm wieder aufgetan.
    Doch Gracia reagierte nicht, erwiderte mit keiner Regung seine Zärtlichkeit, und sein Kuss verebbte auf ihrem Gesicht wie eine Woge am Meeresstrand.
    »Was hast du?«, fragte er und ließ sie los. »Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt.«
    »Ich ... ich kann jetzt nicht«, erwiderte sie. » Warum ? Hast du noch deine Regel ? Als sie mich freiließen, habe ich sofort nachgerechnet. Eigentlich müsstest du längst...« »Aber ich bin es nicht«, unterbrach sie ihn. »Ich bin unrein, eine Nidda. Das heißt, ich bin nicht ganz sicher.« Noch während sie sprach, lief sie rot an. Sie schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, du hast recht, das ist es nicht.« »Was ist es dann?«
    Sie holte einmal tief Luft. »Wir müssen fort, Francisco.«
    »Fort? Was meinst du damit?«
    »Fort aus Lissabon, fort aus diesem Land.«
    »Bist du verrückt geworden?« Er lachte bitter auf. »Haben sie es wirklich geschafft, dir solche Angst einzujagen?« »Sieh dich doch an! Was sie mit dir gemacht haben! Man kann dich kaum noch erkennen!«
    Obwohl er jeden einzelnen Knochen im Leib spürte, nahm er ihre Hand und lächelte sie an. »Ich wusste gar nicht, dass du so ein Angsthase bist. So kenne ich dich ja gar nicht.« »Bitte lach mich nicht aus«, sagte sie. »Es ist mir ernst. Ernster, als mir je etwas war.«
    Francisco erwiderte ihren Blick. Ihr Gesicht ließ keinen Zweifel, dass sie wirklich meinte, was sie sagte. Er führte ihre Hand an seine Lippen, um ihre Finger zu küssen.
    »Hab keine Angst. Es gibt keinen Grund, zu fliehen. Sie haben keine Beweise.«
    »Woher willst du das wissen? Du hast ja keine Ahnung!« »Wenn sie irgendetwas wüssten, hätten sie mich nicht freigelassen. Sie wollten nur einen Namen. Und Geld. Sie haben beides bekommen. Jetzt sind sie zufrieden.«
    Gracia entzog ihm ihre Hand und trat einen Schritt zurück. »Ich ... ich muss dir etwas sagen. Es ... war jemand hier. In der Zeit, als du nicht da warst.«
    »Wer war hier?«, fragte er, erschrocken über ihren Ton. »Ein Dominikaner. Er hat mir Beweise gezeigt, Beweise gegen die Firma Mendes, vor allem aber gegen dich. Sie haben bei der Leiche von Enrique Nunes Papiere gefunden. Er hat alles aufgeschrieben. Wie du die Flüchtlinge aus dem Land schaffen lässt. Wie du ihr Geld vermehrst. Wo du sie hinbringst. Einfach alles!« Francisco spürte, wie Angst ihm die Brust zuschnürte. »Wo sind diese Papiere jetzt?«, fragte er.
    »Der Dominikaner hat sie verbrannt. Vor meinen Augen. Hier, in unserem Haus.«
    »Verbrannt? Warum? Was hat er dafür verlangt?« »Ich musste vor ihm niederknien. Er ... er hat mir die Beichte abgenommen. Und dann ... und dann hat er mich gezwungen ...«
    Tränen schössen ihr in die Augen, und ihre Stimme versagte. »Wozu hat er dich gezwungen? Spann mich nicht auf die Folter! Bitte!«
    Eine lange Weile schauten sie sich an. Es war, als würde er in einen Abgrund blicken. Nein, er war nicht im Himmel angekommen. Die Hölle ging weiter, hier auf Erden. »Ich ... ich ...«, sagte Gracia schließlich, doch

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