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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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denn für eine Schuld?
Axis, vor vielen Jahren habt Ihr an der Grenze zu
Awarinheim mein Leben und das von Schra gerettet.
Deswegen schulde ich Euch zwei Leben.
Ja.
Eines davon habe ich Euch bereits zurückgegeben, als
ich Euch verriet, daß Faraday noch lebte.
Der Krieger senkte den Kopf und erinnerte sich. Ja.
Nun will ich Euch das zweite Leben zurückgeben, das
ich Euch schulde.
Axis hob erwartungsvoll den Kopf.
Und wieder darf ich Euch verkünden, daß Faraday
lebt.
Der Krieger riß die Augen weit auf und wagte kaum
zu atmen.
Aber sie hat jetzt ein Gesicht angenommen, mit der Ihr
wenig anfangen könnt, Sternenmann. Vielleicht seht Ihr
sie ab und an. Doch ihr werdet nie mehr mit ihr sprechen
können. Sie nie mehr berühren dürfen. Und ihr nie wieder weh tun können. Faraday ist nun endlich ungebunden, Axis, frei, und damit nun auch frei von Euch.
    Der Hirsch zitterte ein wenig, aber als der Krieger eine
Hand nach ihm ausstreckte, entzog er sich ihr und war
bald darauf zwischen den Bäumen verschwunden.
»Nein!« rief Axis so laut, daß der Knabe anfing zu
wimmern. »Bleibt hier! Kommt zurück!«
     
E
PILOG
     
N
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AHRE SPÄTER …
    »Vater?«
»Ja?« Axis schaute in Isfraels grüne Augen und lä
chelte. Seine Hand umschloß die seines Sohnes.
»Ihr mögt diese Wälder hier nicht besonders, nicht
wahr?«
Der Krieger lachte, obwohl ihm wirklich nicht danach
zumute war. Dann blickte er zurück auf den Pfad, den sie
eben gekommen waren. Zu beiden Seiten ragten die
Bäume hoch in den Himmel, aber hier war es trotzdem
friedlich und nicht bedrückend. Vögel und Schmetterlinge tanzten in den Sonnenstrahlen, die ihren Weg durch
das grüne Laubdach fanden.
Am Morgen hatten Aschure und er ihre Kinderschar
zum nördlichen Rand des Bardenmeers mitgenommen,
um am Ufer des Nordra den Tag zu genießen und zu
speisen. Danach waren Axis und Isfrael allein in den
Wald gegangen.
Zweimal im Jahr unternahmen sie diesen Ausflug
zusammen, seit jener Zeit, als der Sternenmann mit
seinem jüngsten Sohn auf den Armen nach Sigholt zurückgekehrt war. Axis brachte es nie über sich, seine
Gemahlin danach zu fragen, aber im stillen vermutete
er, daß sie gelegentlich mit Isfrael, Caelum, ihrer
Tochter oder allen dreien durch den Wald wanderte.
Zwischen ihr und Faraday hatte ein inniges Verhältnis
bestanden, und Axis fragte sich manchmal, ob die Edle
sich seiner Gemahlin heute noch in ihrer menschlichen
Form zeigte.
Als er sie doch einmal danach gefragt hatte, hatte sie
ihn so eigenartig angeschaut, daß er dieses Thema nie
wieder zur Sprache brachte.
Und Isfrael fragte er so etwas nicht.
»Also, was nun?« wartete der Kleine auf Antwort und
zog ungeduldig an der Hand seines Vaters.
»Doch, ich mag diese Wälder, mein Sohn. Wie könnte
sich auch jemand ihrer Schönheit verschließen? Aber
mich beschleicht hier immer ein unbehagliches Gefühl,
so wie …«
Aber wie sollte er das einem Neunjährigen erklären?
»Die Wälder und ich bevorzugen verschiedene Arten der
Magie«, erklärte er und erkannte in diesem Moment, daß
das des Rätsels Lösung war. »Wir achten einander zwar,
aber richtig wohl fühlt sich in der Gegenwart des anderen
keiner von uns.«
Doch der Kleine ließ nicht locker. »Aschure liebt den
Wald aber, und er sie.«
»Sie leuchtet eben über Wald, Ebene und See gleichermaßen.«
»Ja, Vater, da habt Ihr sicher recht.«
Axis fühlte sich auch heute noch erleichtert darüber,
daß seine Gemahlin Isfrael sofort in die Familie aufgenommen hatte. Die vergangenen neun Jahre hatten ihnen
solches Glück beschert, wie sie es früher nie erträumt
oder zu erhoffen gewagt hatten. Die Wunden in ihren
Herzen von all den Schicksalsschlägen und Tragödien,
die sie auf ihrem langen Weg erlitten hatten, waren verheilt. Und rings um sie wuchsen ihre Kinder heran. Sie
liefen und tobten und lachten durch die Gänge Sigholts
und am Ufer des Lebenssees.
Seine Familie. Seine Kinder. Mittlerweile fünf an der
Zahl, aber tief in seinem Herzen erkannte der Krieger nur
drei von ihnen als seine wahren Kinder an. Die Zwillinge
erweckten in ihm immer noch Befremden.
Drago war zu einem verdrießlichen, zurückgezogenen
und stillen Knaben herangewachsen. Er erwies sich zwar
als gehorsam, aber sein Vater argwöhnte, daß unter dieser stillen äußeren Schale immer noch Ablehnung lauerte. Drago besaß von seinem ikarischen Erbe nichts mehr,
selbst die ikarischen Gesichtszüge waren mit der Zeit
verschwunden. Ihm waren weder Flügelknospen

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