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Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06

Titel: Die Gottin des Sternentanzes - Unter dem Weltenbaum 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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erwachte mit einem leisen Schrei, und dem
Krieger blieb fast das Herz stehen. Der Kleine drehte nun
langsam und verträumt den Kopf, um nach der Hand zu
suchen, die ihn geweckt hatte. Dann fiel sein Blick auf
den Sternenmann, und er schaute ihn aus Faradays grünen Augen an.
»Bei den Göttern!« murmelte Axis ergriffen und nahm
den Säugling auf seine Arme.
Wie konnte ich ihr nach all dem anderen auch noch
das antun?
Das Kind schmiegte sich wohlig an seine Brust, so als
habe es ihn erkannt, und griff mit seinen kleinen Fingern
in den goldenen Stoff des Langhemds.
Jetzt hörte der Krieger auch, wie das Blut des Kleinen
nach ihm rief, nach ihm sang … und wie sein eigenes
darauf antwortete. Damit war der letzte Zweifel beseitigt.
Bei diesem Säugling handelte es sich um seinen Sohn.
Warum hat sie mir kein Sterbenswörtchen davon verraten? Warum nicht? Warum nicht?
Langsam quollen ihm Tränen aus den Augen. Aber er
verhielt sich still, um den Knaben nicht zu erschrecken.
Kein Wunder, daß Faraday während der Reise morgens
und abends in den Heiligen Hain geeilt war. Sie wollte
ihren Sohn füttern und mit ihm spielen.
Doch nun war die Edle tot, und ihr wunderschönes
Kind würde seine Mutter nie richtig kennenlernen.
Axis senkte das Haupt, und seine Tränen fielen auf
den Säugling. Lange kniete er so da, wiegte das Kind
sanft und trauerte wieder um Faraday.
»Er heißt Isfrael.«
    Der Krieger blinzelte und wischte sich die Tränen fort,
sah aber nicht gleich auf.
»Sie gab ihm diesen Namen, weil er sie an einen schönen Traum erinnerte.«
»An einen Traum?« fragte Axis und hob endlich den
Kopf. In einiger Entfernung stand finster dreinblickend
der Gehörnte mit dem Silberpelz.
Feindseligkeit strahlte von allen Seiten heran.
»Isfrael«, murmelte der Sternenmann. »Ein schöner
Name. Aber was hat er mit einem Traum zu tun?«
Die Feindseligkeit steigerte sich noch. »Die Baumfreundin träumte von einem Zuhause und vom Glück,
obwohl sie doch wußte, daß ihr beides versagt bleiben
würde. Und in diesem Träumen erschien ihr manchmal
der Name Isfrael.«
Axis mußte, überwältigt von Schmerz und Schuldgefühl, die Augen schließen.
»Faraday trug mir auf, Euch mitzuteilen, daß Ihr den
Knaben mit nach Hause nehmen sollt, damit Aschure ihn
aufziehen könne. Sie meinte, Aschure würde ihm bestimmt eine gute Mutter sein.«
Der Krieger drehte den Kopf zur Seite, weil er den anklagenden Blick des Silberpelzes nicht länger ertragen
konnte. Aschure hatte einmal befürchtet, er könne ihr
Caelum wegnehmen und Faraday geben. Welch Wendungen das Schicksal sich doch ausdachte. Nun würde
Aschure Faradays Kind großziehen.
»Die Edle meinte auch, daß Ihr Isfrael eines Tages den
Awaren überlassen würdet.«
»Wie bitte?« Axis richtete den Blick wieder auf den
Gehörnten und schloß schützend die Arme um seinen
jüngsten Sohn.
»Isfrael ist kein Geschenk, Sternenmann. Ihr bekommt
ihn nur geliehen, denn in Wahrheit gehört er den Waldläufern. Faraday lebte leider nicht lange genug«, wieder
bedachte der Silberpelz ihn mit seinem anklagenden
Blick, »um die Awaren aus ihrer Zuflucht heimzuführen.
Diese Aufgabe wird einst ihr Sohn übernehmen; und zum
Magierkönig der Awaren ausgerufen werden. Ihr müßt
ihm alles beibringen, was er dafür wissen muß. Und
wenn es so weit ist, nehmen die Waldläufer ihn bei sich
auf und vervollständigen seine Ausbildung.«
Nein! wollte der Krieger schon widersprechen, aber
der Gehörnte ließ ihn nicht zu Wort kommen.
»Sie sind auch für Euch gestorben, Sternenmann.«
Aber die Awaren haben längst nicht so viele Opfer zu
beklagen wie die anderen Völker, lag es Axis schon auf
der Zunge; doch wieder kam der Silberpelz ihm zuvor.
»Genau so wie Faraday.«
Der Krieger schloß den Mund und senkte seinen Kopf
in stiller Zustimmung.
Axis?
Er schaute sich um, und als er wieder nach vorn blickte, war der Silberpelz fort. Dafür zeigte sich bei den
Bäumen ein weißer Hirsch. Vorsichtig und leicht witternd stand er da, so als sei es für ihn ungewohnt, unter
offenem Himmel zu sein. Seine großen, runden Augen
blickten wachsam um sich. Doch schließlich überwand
der Hirsch seine Furcht und schritt ebenso vornehm wie
zierlich auf den Krieger und das Kind zu.
Axis?
Ramu.
Ja, so wurde ich einst gerufen.
Kommt Ihr auch, um mich zu beschimpfen und zu tadeln?
Das würde ich nie tun, Sternenmann. Ich trete vielmehr vor Euch, um meine Schuld bei Euch abzutragen.
Was

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